Teil 19

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Alissa's POV

Die Nacht bei Liam war garnicht mal so schlimm. Morgens haben wir noch zusammen gegessen und dann hat er mir angeboten mich nachhause zu fahren, aber ich wollte den Bus nehmen.
Ehrlich gesagt hatte ich ein schlechtes Gewissen gegenüber Joyce und ihren Eltern. Ich habe einfach nicht bescheid gesagt, dass ich nicht nachhause komme.
Zum Glück waren sie nicht sauer. Joyce jedoch war komisch. Ob es wohl daran lag, dass ich bei Liam geschlafen habe oder nicht bescheid gegeben habe? Ich weiß es nicht. Sie ist seit kurzer Zeit sowieso echt komisch.
Ich denke aber, dass wir es wieder geklärt haben, sonst hätte sie mich doch eben nicht so innig umarmt? Das kam mir auch irgendwie seltsam vor, schließlich umarmt man sich doch nicht so. Ich muss gestehen, es hat mir trotzdem gefallen. Ich hatte ein komisch schönes Gefühl im Bauch, welches ich so nie gespürt hatte.

Nun bin ich wieder in meinem Zimmer und lese eins meiner Bücher. Ich glaube ich habe wieder eine meiner Phasen, in denen ich alleine sein will. Sonst lese ich nämlich nie Fantasiebücher. Es ist die einzige Chance, in eine andere Welt zu versinken und einfach mal für einen kleinen Moment abschalten zu können.
Als ich das fünfte Kapitel zu Ende lese, fällt mir auf, dass es bereits spät ist und ich morgen zur Schule muss. Wenn ich noch länger wach bleibe, komme ich morgen schwer aus dem Bett.

Deshalb gehe ich schnell ins Bad, schminke mich ab, putze mir die Zähne und ziehe mich um. Danach gehe ich zurück in mein Zimmer und lege mich ins Bett.
Natürlich kann ich mal wieder nicht einschlafen. Das passiert immer, wenn ich zu viel nachdenke. Worüber ich nachdenke? Über Joyce. Über mich und über meine Gefühle. Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe so oft andere Gefühle und Herzrasen wenn sie mich umarmt. Ich hatte noch nie Gefühle für einen Jungen, weshalb ich nicht weiß, wie es sich anfühlt wenn man jemanden sehr mag. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass ich Joyce sehr mag, ihr wisst schon wie ich meine. Schließlich ist sie ein Mädchen und das würde nicht gehen. Das wäre nicht ich. Aber warum geht es mir dann immer so gut wenn ich in ihrer Nähe bin?
Nachdem ich weiter nachdenke, schlafe ich um Mitternacht endlich ein.

Beep Beep Beep weckt mich wieder mein Wecker und ich überwinde mich aus meinem Bett aufzustehen.
Es ist sieben Uhr morgens und ich laufe langsam in mein Bad und mache mich fertig. Ich Dusche schnell und putze mir danach die Zähne. Dann föhne ich meine Haare und ziehe mir eine enge, an den Knien zerrissene Hose mit einem Shirt an. Danach schminke ich mich noch leicht und mache mir einen unordentlichen Zopf. Fertig.

Nachdem ich alles erledigt habe, gehe ich langsam die Treppe runter in die Küche, wo auch schon Joyce's Mum steht und Frühstück macht. "Guten Morgen" , murmele ich und setze mich auf einen der Hocker an der Bar.
"Hallo Alissa" , antwortet sie lächelnd und stellt dampfende Pancakes vor mich. Ich beginne zu Essen und verschlucke mich fast, als Joyce die Treppe runter kommt.
Sie trägt wie immer eine ihrer schwarzen engen Jeans mit einem schwarzen Top und ihrer Lederjacke. Schwarz ist keine Farbe sagte mein Kunstlehrer immer. Für mich ist es jedoch eine geworden. Seit dem ich Joyce kenne, ist es eine Farbe, denn sie sagt so viel über sie aus. Joyce ist einfach mysteriös. Sie ist dunkel und lässt einen schwer an sich heran. Damit zieht sie jeden in ihren Bann und automatisch will man mehr von ihr wissen. Ich bin eine davon. Ich kenne sie nicht lange und schon bekomme ich nicht genug. Sie ist nun mal anders. Erst ist sie nett und fürsorglich und dann ist sie abstoßend und abweisend. Ich bin gespannt, wie sich unser Verhältnis entwickeln wird.

"Morgen" , sagt Joyce sichtlich müde und reißt mich aus meinen Gedanken. Sofort blicke ich auf und sehe mich in ihren Augen.
Sie sind so schön und glänzen wie die Sonne. Okay, ich sollte aufhören so viel zu schwärmen. Ich hätte nie gedacht, dass mich ein Mädchen so faszinieren kann. Vielleicht ist der Kuss schuld. Ich habe keine Ahnung. Aber es fühlt sich toll an.

Nachdem Joyce ebenfalls gegessen hat, nehmen wir unsere Handtaschen und laufen aus dem Haus, zu ihrem Auto und steigen ein.
Die Fahrt verläuft ruhig, aber eine angenehme Stille. Kurz bevor wir ankommen, nimmt sie meine Hand in ihre und mein Herz macht einen Sprung. "Nach der Schule an meinem Auto" , sagt sie und lockert ihren Griff etwas. Ich ergreife jedoch die Initiative und drücke nun fester zu und lasse ihre Hand nicht los.
Aus meinem Augenwinkel erkenne ich, dass sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen gebildet hat, welches sie versucht zu verstecken. Sie ist so niedlich. Ich glaube es ist nun offensichtlich, dass sie mir sehr gefällt. Ich muss es mir eingestehen, aber ich muss auch versuchen, es zu unterdrücken. Das darf alles nicht sein.

Erst nachdem wir an der Schule ankommen, nehme ich meine Hand von ihrer und entferne den Sicherheitsgurt.
Wir steigen beide aus und sehen uns an. Genau in diesem Moment sehe ich ihre beste Freundin auf und zukommen. Sofort verlässt das Lächeln Joyce's Gesicht und sie wirkt emotionslos.
"Bis später" , sagt sie und verschwindet in die Richtung von der Emily kommt. Es hat ausgesehen, als hätte sie mich umarmt, aber dann kam ihre tolle Freundin dazwischen. Ich hoffe ihr merkt dir Ironie.

Ich mache mich nun auf den Weg in die Klasse, wo ich jetzt Unterricht haben werde. Als ich den Raum betrete, bemerke ich Liam, welcher schon an unserem Platz sitzt.
Er lächelt mich an und winkt mir zu. Ich kann immer noch nicht glauben, warum er von anderen so negativ dargestellt wir.
Ich laufe auf ihn zu und will ihn grade zur Begrüßung umarmen, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spüre, die mich leicht zurückzieht. Ich drehe mich um und blicke in diese dunklen, trotzdem glänzenden Augen, die nur einer gehören.

Stay with me (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt