27.

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Ich schließe vorsichtig die Tür hinter mir, nachdem ich den Brief in einen Umschlag gelegt habe und ihn auf die Küchentheke gestellt habe. Ich atme die kühle Morgenluft ein und gehe durch den Nebel der den Wald umhüllt. Ich fühle mich beobachtet und schaue mich die ganze Zeit hektisch um. Vermutlich leide ich unter Verfolgungswahn... berechtigt. Ich gehe noch 25 Meter weiter, doch zu spät bemerke ich wie ein Schatten schnell auf mich zu kommt... Der Schatten stürzt sich auf mich und bringt mich zum fallen. Als ich auf dem Boden aufkomme, spüre ich einen stechenden Schmerz an meiner Taille. Der Schatten erhebt sich sofort von mir und flüstert zu mir: "Du bist niemals sicher.. und... das ist nur ein Vorgeschmack, von dem was auf dich zu kommt.", dabei stockt mir der Atem und ich spüre wie mein Bauch warm wird. Ich blicke auf, doch der Schatten ist weg. Ich rapple mich auf und schaue an mir herab. Blut.
Blut.
Blut.
Ein meinem Bauch ist Blut. In meiner Taille steckt ein Messer.. aus der Wunde kommt Blut. Und ich hoffe nur das mein Zwerchfell nicht beschädigt wurde. Ich muss jetzt ruhig bleiben. Ich nehme meinen Koffer und habe weiter. Zwar hinke ich und mir tut alles weh. Mit jedem Schritt wird meine Blutung schlimmer.
Ich kann nicht mehr.. alles tut so weh.
Doch ich muss weiter gehen.
Ich renne schneller und komme am Ende des Waldes an. Dort ist die Bushaltestelle und ich warte auf den nächsten Bus. Dann kommt der Bus. Ich stehe auf und Stöhne auf vor Schmerz. Doch ich gehe weiter. Dem Busfahrer zeige ich mein Ticket und gehe zu einem freien Platz. Neben mir sitzt ein Mädchen, etwa in meinem Alter. Sie hat schöne gefärbte Haare und hat ein freundliches Gesicht, außerdem lächelt sie mich auch sehr nett an. "Süße.. soll ich mit dir zu einem Arzt fahren? Denn du blutest.", sagt sie und schaut mich besorgt an. "Ähh... das ist sehr lieb aber mir geht es gut.", sage ich und schnappe nach Luft, weil es mir Schmerzen bereitet, weil ich meine Jacke über meine Wunde drücke, damit sie nicht zusehen ist. "Das sieht nicht gut aus... Ich will dir helfen.", sagt sie und drückt auf den Stop-Knopf. Ich will gerade etwas sagen doch der Bus hält und das Mädchen zieht mich mit sich. Ich stöhne noch einmal auf vor Schmerz und verziehe das Gesicht. Wir gehen ein paar Minuten stumm nebeneinander her bis wir am Krankenhaus ankommen und zur Rezeption kommen. Dort melde ich meinen Notfall und wir setzen uns in den Wartebereich. "Wie heißt du eigentlich?", frage ich sie plötzlich und schaue sie an. "Michelle. Michelle Miller.", antwortet sie und ich schaue sie immer noch an. "Und du?", fragt sie mich neugierig. "Kate Blue.", sage ich und grinse sie an. Ich mag sie. Sie grinst mich auch an. Dann wird durch einen Lautsprecher mein Name aufgesagt und ich gehe ins Behandlungszimmer. Michelle kommt mit. Ihre Anwesenheit beruhigt mich, während ich in diesem schrecklich weißen Raum sitze und zusehe wie der Arzt meine Verletzung desinfiziert, näht und dann verbandagiert. Dann gehen Michelle und ich aus dem Krankenhaus und :"Wo schläfst du überhaupt?", fragt sie mich plötzlich. Gute Frage... das weiß ich ja garnicht. Ich bin aus einem tollen Haus geflüchtet und jetzt weiß ich nichtmal wohin ich will. Toll. "Äh.. ich weiß nicht.", gebe ich schuldbewusst zu und dann fängt Michelle an zu strahlen. "Dann kannst du ja bei mir schlafen.", meint sie und zwinkert mir zu. "Wie alt bist du eigentlich?", fragt sie mich, als sie mir meinen Koffer abnimmt. "17.", sage ich kurz und schaue sie fragend an. Sie nickt und sagt das sie im Juli 18 wird. Ich sage, dass ich erst nächstes Jahr im Februar 18 werde. Wir beide nicken und gehen einige Minuten bis wir zu Michelle's Haus kommen. Drinnen werde ich ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ihrer Zwillingsschwester vorgestellt. Alle sind sehr nett und freuen sich, dass ich da bin. Alex (Michelle's Schwester) bringt mir noch Bettzeug, dann mache ich es mir schon auf Michelle's Couch bequem und schlafe ein. Alles wird gut.

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Ich wache auf und strecke ich. Ich habe echt gut geschlafen. Ich stehe auf und gehe ins Bad. Dort gehe ich duschen und binde mir meine Haare zusammen. Ich ziehe eine Leggins und ein grünes T-Shirt an. Dann gehe ich wieder zu Michelle und schaue ob sie noch schläft. Sie schlägt gerade die Augen auf und schaut mich an. "Morgen..", nuschelt sie und lässt sich wieder in ihr Kissen fallen. Niedlich. "Na komm.. aufstehen.", sage ich und ziehe sie aus dem Bett. Unter nölen und grummeln, geht Michelle ins Bad und kommt nach 20 Minuten fertig wieder raus. "Ich liebe deine lilafarbenen Haare.", sagt sie und streicht über meine Haare. "Obwohl die garnicht zu deinem Namen passen.", fügt sie hinzu und lächelt. Da muss ich auch lachen, denn sie hat vollkommen recht. "Ich könnte sie auch Blau färben.", merke ich an und grinse verschmitzt. Sie schaut mich verwundert an und nickt. Dann geht sie wieder auf ihr Bett zu, fällt rein und schaltet den Fernseher an. "Was möchtest du gucken?", fragt sie mich und ich sage: "Egal. Du kannst aussuchen. Ich gehe uns beiden Pancakes machen, okay?"-"Ja ok."-"Was willst du drauf?"-"Marmelade und Blaubeeren, bitte."-"So habe ich sie auch am liebsten.", meine ich dann und gehe in die Küche. Dort stelle ich eine Pfanne hin und bereite den Teig vor. Während ich so koche, denke ich über James nach. Ob sie schon bemerkt haben das ich weg bin? Er wird nur wieder Tatjana vögeln.
Ich werde Charlet vermissen. Und Anna auch. Sie haben mir so viel gegeben und nicht materielle Dinge.
Ich drehe den Pancake um und mache den anderen fertig.
Nach ein paar Minuten gehe ich mit einem Tablett auf dem die Pancakes sind in Michelle's Zimmer und sehe sie da auf ihrem Bett sitzen und irgendeinen Film sehen. Sie scheint total gebannt von dem Film zu sein, denn sie knabbert an ihren Fingernägeln. Ich setze mich neben sie und wir essen die Pancakes. Nach Ende des Films gehen wir nochmal eine Runde schlafen, weil wir es können. ;)

To the Moon and back (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt