26. »Es könnte jeder sein.«

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»Ich habe sie beobachtet.« Blattwind kniff die Augen zusammen. »Sie verhält sich nicht seltsam. Das heißt, nicht seltsamer als normalerweise.«

»Es ist nicht Schattensturm.« Tupfenherz schüttelte den Kopf. »Wenn Schattensturm jemanden umbringen würde, wäre das jemand anderes.«

»Vielleicht hatte sie noch keine Gelegenheit dazu?«

Er drehte sich um und sah Blattwind ins Gesicht. »Buchenpelz umzubringen wäre ein Kinderspiel für sie. Sie geht jeden Tag am gleichen Ort jagen, zur gleichen Zeit, und immer allein.« Tupfenherz schüttelte den Kopf. »Das ist-«

»Neulich war sie nicht allein«, warf Blattwind ein. »Wolfspelz war bei ihr.«

Niemand sagte etwas.

»Ich - ich meine, ich habe sie getroffen. Nicht ... beobachtet.« Er kniff die Augen zusammen und verzog das Gesicht. »Das wäre ... ekelig.«

»Wie auch immer. Wir sollten-«

»Wartet. Was ist denn mit Buchenpelz und-«

Blattwind musterte seinen Bruder aus zusammengekniffenen Augen. »Ist dir das noch nicht aufgefallen?«

»Er scharwenzelt die ganze Zeit um sie herum.« Tupfenherz seufzte.

»Es ist unerträglich.«

»Nicht auszuhalten.«

»Fang lieber gar nicht erst an, das zu beachten.« Er schüttelte sich. »Es ist furchtbar.«

»Anstrengend.«

»Nervenzerreißend.«

Birkenherz nickte langsam. »Sie sind Gefährten?«

»Eben nicht. Das ist es ja.« Blattwind seufzte. »Wie auch immer. Wo waren wir stehen geblieben?«

»Dabei, dass Schattensturm Buchenpelz umbringen würde. Und nicht die ganzen anderen Katzen.« Tupfenherz sah kurz zu Birkenherz und fügte erklärend hinzu: »Sie mag Wolfspelz auch. Ein furchtbares Drama...«

Er nickte wissend.

»In Ordnung. Dann sind ja alle auf dem Stand?«

»Die Frage ist nur, warum uns Schattensturm dann neulich belauscht hat.«

»Du bist dir sicher, dass es Schattensturm war?«

Bärenjunges hatte es gesehen. War das sicher? »... ja.«

Tupfenherz nickte. Einen Moment gingen alle drei ihren Gedanken nach, dann sah Blattwind plötzlich auf.

»Buchenpelz«, sagte er laut, hielt dann inne, sah sich um und wurde verlegen. »... ich meine, sie benimmt sich schon seltsam. Und sie jagt in der Weite - es wäre einfach für sie, zu den Haselhainen zu gehen - und sie ist die beste Jägerin. Was, wenn...«

»Sie plötzlich anfängt, Katzen zu jagen?« Tupfenherz schüttelte sich. »Das klingt eher nach einem geschickten Wortspiel als nach der Realität.« Er lächelte matt. »Nach etwas, das in einer Geschichte geschieht. Nicht wahr?«

»Und Nachtvogel verhält sich auch-«

»Ihr Junges ist ja auch gestorben. Natürlich verhält sie sich seltsam.« Er kniff die Augen zusammen. »Und eine Mutter würde niemals ihr Kind umbringen. Der Bruder, vielleicht. Die Schwester, vielleicht. Der Vater, wer weiß. Aber niemals-«

»Okay, ich nehme es zurück.« Blattwind seufzte. »Was, wenn es doch ein Einzelläufer war?«

»Es gibt keine Streuner hier. Und auch nicht in der Nähe.«

»Oder ein Hauskätzchen?«

Tupfenherz sah auf. Er zögerte einen Moment, ehe er sprach, und seufzte. »Die Hauskätzchen, die hier sind, können keiner Fliege etwas zuleide tun.«

»Aber-«

»Blattwind. Ich kenne sie.« Er schüttelte den Kopf.

Wieder, Schweigen.

Birkenherz sah in den Himmel. Wonach suchten sie eigentlich?

Und was erhofften sie zu finden?

»Es könnte jeder sein«, sagte er leise; mehr zu sich selbst. »Es könnte jeder sein.«

Und wenn niemand etwas dagegen tat - war es vielleicht auch jeder.

WarriorCats - Frühling (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt