16. »Es ist ganz einfach.«

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Diesmal würde er es besser machen, ganz sicher. Er konnte das. Diesmal würde er es können, ganz sicher. Die letzten male waren vergessen. Diesmal würde er gut sein.

Er drückte seine Krallen in die Erde, seine Augen hefteten sich auf seinen Mentor. Diesmal würde es funktionieren. Diesmal würde er perfekt sein.

»... habt ihr gesehen? Es ist ganz einfach.« Rabenfeder sah sich um, ohne die Welt anzuschauen - seine Augen hatten ihren Glanz verloren, seine Lippen ihr Lächeln und seine Worte ihren Ausdruck. »Wie wäre es, wenn ihr ein bisschen übt.«

Birkenpfote kniff die Augen zusammen. Wut flammte in ihm auf, als er seinem Bruder in die Augen sah; nicht auf seinen Bruder, auf die ganze Welt - er spürte, wie die Kraft in seinen Muskeln pulsierte, spürte, wie er immer stärker wurde, als würde in ihm ein Feuer brennen.

»Bist du bereit?« Blattpfote spannte seine Muskeln an und schlug mit dem Schwanz auf den Boden. »Oder hast du Angst?«

Birkenpfote antwortete nicht. Blitzschnell sprang er vor - doch Blattpfote hatte bereits damit gerechnet und war zur Seite gesprungen. Elegant landete Birkenpfote auf seinen Pfoten, stieß sich sofort ab und sprang zurück - gerade rechtzeitig, um Blattpfotes Angriff entgehen zu können. Sein Bruder landete ungeschickt dort, wo einen Herzschlag zuvor noch sein Gegner gestanden hatte, und hatte kaum Zeit, dem Seitenangriff zu entgehen. Einen Wimpernschlag später fand er sich am Boden wieder.

»Gut gemacht, Birkenpfote« Wolfspelz schnippte mit dem Schwanz. Seine eisigen, blauen Augen schienen ihn durchbohren zu wollen. »Blattpfote«, sagte er, ohne sich abzuwenden, »du hättest besser aufpassen müssen, als du gelandet bist.«

Blattpfote hatte sich wieder gefangen. Er kniff die Augen zusammen. »Der Trick war ziemlich einfach«, sagte er. »Ich war nur zu langsam.« Er seufzte, hielt kurz inne, schüttelte sich und nahm wieder seine Angriffsstellung ein. »Bereit für den zweiten Versuch?«

Birkenpfote ließ die Muskeln spielen. Sie fühlten sich seltsam leer an, mit einem mal - so leer...

Er schüttelte sich. Nein. Nein! Er konnte das. Er musste sich nur anstrengen, so sehr wie er nur konnte, er konnte das. Er konnte weitermachen.

Der Schüler stieß er sich ab. Erschrocken wich Blattpfote zurück, sträubte das Fell, aber er war zu langsam, Birkenpfote warf ihn einfach zu Boden, nagelte ihn fest. Der Schüler versuchte, sich zu wehren, wand sich, schaffte es, ihn von sich zu stoßen, aufzuspringen und auf ihn zuzustürmen - doch Birkenpfote war vorbereitet. Er wich aus, brachte ihn aus dem Gleichgewicht, packte ihn am Nackenfell, so fest er nur konnte, und stieß ihn von sich, wo er sich einen Herzschlag später wiederfand, im Staub, keuchend.

Birkenpfote rang nach Luft. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, so laut, dass es Donner hätte sein können, während seine Ohren fiepten wie tausend Blitze.

»Blattpfote!« Wolfspelz stürzte auf seinen Schüler zu. »Ist alles in Ordnung?«

Er war gut. Birkenpfote schloss die Augen. Er hatte gewonnen. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust. Er hatte gewonnen.

»Birkenpfote!«

Er hatte gewonnen. Er hatte es geschafft. Ohne einen Kratzer war er entkommen, während sein Gegner-

»Was sollte das?!« Rabenfeders Fauchen riss ihn aus den Gedanken. »Wir wollen hier üben, verstehst du das nicht? Üben, nicht töten, klar? Ich dachte, du wärest vernünftig genug-«

»Es ist okay, mir geht es...«

»Du kannst ihn doch nicht einfach so - was, wenn er auf einen Stein aufgekommen wäre?! Er hätte sich das Genick brechen können!«

»Es ist wirklich alles...«

»Denkst du überhaupt manchmal nach, was du machst? Du kannst nicht einfach...!«

»Rabenfeder.« Wolfspelz trat vor und berührte den jüngeren Krieger mit der Schnauze an der Schulter. »Es war nur ein Versehen. Es ist nichts passiert.«

Doch Rabenfeder bemerkte ihn gar nicht mehr. Mit leerem Blick starrte er geradeaus - als wäre er gar nicht mehr in dieser Welt.

WarriorCats - Frühling (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt