38. »Lass uns gehen. Der Clan wartet auf uns.«

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Neun Leben. Neun Leben, erzählte er ihm, neun Leben von neun Katzen, von neun SternenClan-Katzen.

Moosfell, die in der letzten Blattleere gestorben war, auf einer Patrouille, um ein verlorenes Junges zu suchen, gab ihm das Leben des Nicht-Aufgebens. Des Niemals-Aufgebens.

Haselstreif gab ihm das Leben der Ruhe.

Samtherz das der Liebe.

Halbherz zeigte ihm das Leben der Reue.

Dohlenkralle das der Weisheit, des Scharfsinns.

Hasenzahn gab ihm das Leben der Loyalität.

Blattwind das Leben der Gerechtigkeit.

Borkenstern gab ihm ein Leben für den Clan.

Und Bärenjunges gab ihm das Leben des Ehrgeizes.

Sie alle hatten sich versammelt, versammelt, um ihn zu einem Anführer zu machen. Sie alle waren gekommen.

»Darfst du über die Zeremonie sprechen?« Birkenherz musterte ihn. »Wolfs...stern?«

Der Anführer zuckte nur mit dem Schwanz. »Lass uns umdrehen. Vielleicht erreichen wir noch vor Morgengrauen das Lager.«

Das Lager. Birkenherz erstarrte. Das Lager, in dem das Misstrauen herrschte.

Das Lager, in dem der Mörder war.

Das Lager, in dem die Schuld war.

Das Lager mit den Schatten.

Er schloss die Augen.

Er wollte das nicht. Er ertrug diese Blicke nicht mehr. Diese Blicke, die sagten, ›Er ist schuld. Er ist der Mörder.‹ Die Blicke, die sagten, ›Er ist böse. Er gehört nicht zu uns. Er ist der Schatten‹.

Er ertrug diese Blicke nicht mehr.

Er war kein Mörder.

Er wollte das nicht. Er wollte das nicht mehr. Er wollte nicht mehr schuld sein.

Er wollte kein Mörder sein.

Aber in diesem Clan hatte er das Gefühl, einer zu werden. Weil es ihm jeder sagte. Weil sie ihn alle ansahen, als wollten sie ihm genau das sagen. ›Ich wünschte, du wärest der Mörder. Ich wünschte es. Denn dann wäre ich es nicht mehr. Denn dann könnten wir dich töten, und dann wäre alles wieder in Ordnung.‹

»Ich ... ich halte das nicht mehr aus«, presste er hervor. Er zitterte am ganzen Körper.

Wolfsstern sah ihn an. »Was ist denn?«

»Ich ... ich bin kein Mörder. Ich ... ich halte dieses ... Misstrauen nicht mehr aus. Ich bin die zweite Seele. Aber - ich - ich bin kein Mörder. Ich habe diese Katzen nicht umgebracht.«

Der schwarze Kater leckte ihm über die Ohren. »Ich weiß. Ich weiß, du bist unschuldig. Ich weiß...« Er musterte ihn abschätzig. Seine Augen glänzten. »Und ich weiß, dass du weißt, wer es war.« Er wandte sich ab und schnurrte leise. »Aber ich weiß, dass du niemals den Mut haben wirst, das zu sagen. Am Ende bist du nichts anderes als dieses Hauskätzchen: ein Feigling.« Er schnippte mit dem Schwanz. »Lass uns gehen. Der Clan wartet auf uns.«

WarriorCats - Frühling (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt