Politik ist nicht für jederman

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Als Alice am nächsten Nachmittag noch ein paar Dokumente in ihrem Büro abarbeitete, liess ihre Konzentration nach und wurde von ihrer Vorfreude auf den Feierabend abgelöst. Schon bald würde sie Sahra in ihrer Wohnung empfangen - sie war ein wenig nervös obwohl sie gut vorbereitet war. Sie hatte schon am Vorabend ihre Wohnung schön hergerichtet  und, trotz Späti, noch einen anständigen Rotwein gefunden. Sie war so glücklich Sahra zu sehen dass sie sich gar keine Gedanken darum machte, was Sahra denn eigentlich von ihr wollte.... typisch Lille...

Es war 15.30 Uhr und Alice wollte gerade, samt ihrem dunkelblauen Blazer unter dem Arm gepackt, ihr Büro verlassen als es unerwartet an der Tür klopfte.

Alice: "Ja, herein"

Sie traute ihren Augen nicht als die Tür aufging. Ein kleiner, älterer Mann mit rötlichem Teint und bestimmtem Blick in den Augen stand im Türrahmen. Ein Gesicht, dass sie nur aus Zeitungen und Nachrichten kannte, vertraut und doch sehr fremd.

Oskar Lafontaine: "Entschuldigen Sie die Störung, Frau Weidel, mein Name ist Lafontaine, ich möchte sie kurz sprechen, wenn sie Zeit haben".

Alice: "Ja Hallo Herr Lafontaine, was für eine Ehre". Alice ohrfeigte sich innerlich für diesen Satz, warum soll sie denn geehrt sein. Sie konnte nicht glauben dass der Ehemann von Sahra vor ihrem Büro stand. Sie war irritiert und versuchte so gelassen wie möglich zu wirken. Alice war zu fokussiert auf ihre kleine Affäre mit Frau Wagenknecht gewesen, dass sie sich überhaupt irgendwelche Gedanken um ihn gemacht hat...  warum auch? er war immer abwesend, als ob die beiden getrennte Leben führten und jetzt, in just diesem Moment schossen ihr all diese Gedanken durch den Kopf. Wie sie und Sahra, gemeinsam auf ihrem Ehebett... stopp.. Ob Sahra ihm von den beiden erzählt hatte?  Nein, kann nicht sein... würde sie nie tun... oder doch?

Oskar: "Darf ich reinkommen? Sie sehen aus als ob sie gerade gehen wollen?"

Alice: "Ja, ähm eigentlich schon, aber nein nein, kommen sie rein. Ich bin ein wenig überrascht, möchten sie etwas mit mir besprechen?"

Alice wusste nicht was Oskar wollte und war gespannt. Sie zeigte ihm mit einer Handgeste dass er sich auf den leeren Stuhl vor ihrem Schreibtisch setzen kann. Oskar wirkte sehr selbstsicher und gefasst.

Oskar: "Vielen Dank dass sie so spontan sind. Ich möchte ihre Zeit nicht gross beanspruchen, doch es geht um eine wichtige Angelegenheit, die sie betrifft, Frau Weidel.

Die Small-Talk Atmosphäre schwindete schnell als Oskar mit ernsterem Unterton sprach. Beide sahen sich versteinert an. Alice da sie sich überrumpelt fühlte und nicht wusste um was es geht - Oskar weil er seit dem Fünfkampf Befürchtungen hat, was Sahra und Alice betrifft. Alice redete nicht gerne um den Brei herum und fragte ganz direkt:

"Um was geht es denn hier genau, Herr Lafontaine?"

Oskar: "Es ist kompliziert, Frau Weidel. Ich habe mein ganzes Leben in den Dienst gestellt, Deutschland zu einem der attraktivsten Länder der Welt i.S. Wohlstand und Sicherheit zu machen. Sie können sich nur ansatzweise vorstellen, was ich dafür alles geopfert habe und was für einen Einsatz mich das gekostet hat."

Alice nickte und hörte gespannt zu.

Oskar: "In der Politik gibt es leider viele Menschen die nicht aus diesem Motiv ein Amt haben, sondern aus egozentrischen Machtansprüchen. Ich erkenne solche Menschen mittlerweile sehr schnell und Sie, Frau Weidel, würde ich nicht in diese Kategorie stecken. Ich halte eigentlich viel von Ihnen, sie sind extrem scharfsinnig und rhetorisch hoch begabt, mehr als ich es je war, das gebe ich zu. Aber, ihre tiefsten Motive sind mir schleierhaft und die Partei, welche sie als Fraktionsvositzende anführen, lässt Menschen in den Bundestag über die ich mich zutiefst schäme. "

Alice irritiert, fragt mit gespieltem Lächeln: "Was soll das hier werden, was wollen sie denn jetzt von mir?"

Oskar: "Mir ist sehr belastendes Beweismaterial über sie, Frau Weidel, in die Hände gekommen, welches die AfD endlich mal so dokumentiert, wie sie wirklich ist. Es würde einen grossen Imageschaden verursachen, wenn das publik wird. Da ich für meine Prinzipien einstehe und es schlussendlich um das Wohl von ganz Deutschland geht, sehe ich mich persönlich gezwungen hier zu handeln. Ich möchte dass sie per sofort all ihre politischen Ämter niederlegen und sich vom Bundestag und meiner Frau fernhalten. Ich werde das Beweismaterial dann vernichten lassen und sie können einen würdevollen Abgang machen, wie es sich gehört"

Alice: "Ach so, sich von ihrer Frau fernhalten? Darum geht es also... warum sagen sie das nicht direkt?"

Oskar: "Es geht in erster Linie um das Wohl Deutschlands. Passen sie nur mal auf, Frau Weidel, Politik ist nicht für jederman, merken sie sich meine Worte. Sie richten Schaden an und das auf grosser Bühne"

Alice: "Lassen Sie Sahra aus dieser Angelegenheit raus - ich denke nicht dass sie etwas mit ihren politischen Befürchtungen zu tun haben sollte..."

Oskar: "Wie gesagt, es geht um das Wohl Deutschlands. Sahra hat dafür eine wichtige Rolle übernommen. Seit dem Fünfkampf hat sie sich persönlich verändert, das ist mir sofort aufgefallen. Sahra ist eine sehr liebevolle Frau, doch leider lässt sie sich manchmal zu stark von ihren Gefühlen leiten, das bringt Probleme mit sich.

Alice: "Und sie wollen die Gefühle ihrer Frau nun kontrollieren, Herr Lafontaine?"

Oskar merkte dass er zu viel von sich preisgegeben hat und versuchte sich zu beruhigen.

Oskar: "Seien sie gewarnt, Politik ist nicht für jedermann, Frau Weidel".

Alice stand auf, packte nochmals ihren Blazer unter den Arm, als Zeichen dass sie nun endgültig gehen musste, und fragte leicht ironisch:

"Danke für die Warnung, soll ich sie nun persönlich hinausbegleiten oder finden sie den Ausgang von alleine ?"

Oskar stand auf und laufte wortlos an der AfD'lerin vorbei, nickte ihr aber noch kurz zu, als er schliesslich das Büro verliess.

Als die Türe ins Schloss fiel stützte sich Alice mit beiden Händen auf ihrem Schreibtisch ab. Sie atmete tief ein. Es war bereits 16.40 Uhr. Sie war überzeugt dass Oskar mehr wusste als er ihr sagte, vor allem über Sahra. Oder hat er nur geblufft? Sie hatte niemanden, dem sie sich jetzt anvertrauen konnte. Hier vermischte sich Privates mit Beruflichem - Ein Thema das sehr schwierig war für Alice. Sie überlegte kurz Tino anzurufen, legte dann aber wieder das Handy weg. Alex war mit seiner Frau auf Reise und den wollte sie jetzt nicht stören... wie sollte sie ihm denn alles erklären... und in 20 Minuten würde Sahra vor ihrer Türe stehen....





Weidelknecht ist finally RealWo Geschichten leben. Entdecke jetzt