Anne Will

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Tino: "Und Alice, was hältst Du davon dass Sahra Wagenknecht auch bei Anne Will Gast sein wird? Da gab es doch vor kurzem so ein Gerücht über Euch beide, hmm?" Stupste der sächsische Politiker seine Parteigenossin an.

Es war Donnerstag-Vormittag und die AfD Fraktionsvorsitzenden trafen sich nach dem Bundestag zu einem kleinen Briefing.

Alice: "Ja was soll ich denn davon halten? Sie wird wohl wieder ihr marxistisches Gedankengut verbreiten - was soll's", sagte Alice non-chalant, dachte aber innerlich so etwas wie "Ah, Sahra wird also auch dort sein? Okay das wird komisch..."

Alex Gauland blickte Tino mahnend an und hob seinen Zeigefinger an den Mund um ihm anzudeuten, dass er gefälligst seine Klappe halten soll. Die anderen Fraktionsvorsitzenden wussten nämlich nichts konkretes über das Gerücht.

Als Alice am selben Abend ihre Gesprächsnotizen sortierte, schweiften ihre Gedanken immer wieder zu Sahra ab, die sich seit ihrer SMS vor einigen Wochen nicht mehr bei ihr gemeldet hat. Klar war sie nervös und konnte die Situation nicht einordnen. Sie war ihr aber nicht einmal böse... ein wenig enttäuscht und sehr im ungewissen.... auf jeden Fall konnte sie sich nicht mehr so recht konzentrieren... egal - sie war sich ihrer Themen ja ziemlich sicher...

Die Nacht war kurz für Alice und gegen Mittag trafen alle Gäste im TV-Studio von Anne Will ein.

Alice und Sahra sahen sich also zufällig im Flur der Umkleidekabinen das erste Mal seit den vergangenen Ereignissen wieder. Als sich ihre Wege im langen Korridor kreuzten, grüsste Sahra beim vorbeilaufen ganz förmlich mit einem kurzen "Hallo Frau Weidel"... sie wollte um keinen Preis Aufmerksamkeit erregen. Doch als sie diese Worte aussprach, hatte ihre Stimme etwas unsicheres, fast schon beschämtes im Unterton, was ihr selber sofort aufgefallen ist. Sie wurde leicht rot. Alice brachte nur ein kaum hörbares "Jaa, Guten Tag" heraus. Ihre Blicke trafen sich nur ganz kurz, dann war jede damit beschäftigt, ihren Umkleideraum zu finden und sich vorzubereiten.

Als es 10 Minuten vor Screencheck war fühlte sich Sahra nicht so wohl. Sie wusste dass es falsch war, sich einfach gar nicht bei Alice zu melden. Gleich wird sie in einer Talkshow neben Alice sitzen, wobei so vieles unausgesprochen zwischen den beiden war. Erst jetzt, nachdem sie Alice irgendwie so wortkarg und verletzlich im Flur gesehen hatte, machte sie sich irgendwie Vorwürfe... sie hätte sich ja wenigstens per SMS melden können.

Sahra fasste den Entschluss sich kurz bei Alice zu entschuldigen, das war sie ihr schuldig. Sie richtete ihre Frisur nochmals im Spiegel und machte sich auf zur Umkleide von der Blonden.

Sie nahm tief Luft und klopfte an die Tür.

"Ja herein",

hörte sie und öffnete die Tür. Alice war gerade dabei ihr blaues Einstecktuch in die Öffnung ihres Anzugs zu drücken, als sie mit grossen Augen feststellte, dass da Sahra im Türrahmen stand. "Äh Sahra, Hallo, wie geht es?" bevor sie den Satz so richtig beenden konnte sagte Sahra: "Alice, darf ich reinkommen?". Die AfD-lerin nickte kurz und Sahra schloss hinter ihr die Tür, damit sie ungestört waren. Alice rückte Sahra sofort ihren Stuhl hin, damit diese Platz nehmen konnte und schenkte ihr ein Glas Evian ein. Sahra: "Alice, Du musst nicht so nett zu mir sein, nach dem was ich getan habe".

"Es ist okay", antwortete Alice aufrichtig doch kurz angebunden. Doch Sahra liess nicht locker: "Alice, ich weiss dass Du auch Gefühle hast, ganz viele sogar.... Du musst Deine harte Schale nicht vor mir wahren... ich kenn' Dich vielleicht besser als Du denkst... es war nicht okay als ich mich nicht bei Dir gemeldet habe, ich hätte Dir wenigstens eine Nachricht senden können, dass ich mich später melde oder ich einfach zuerst meine Gefühle einordnen muss, nachdem was geschehen war...". Sahra blickte gespannt in das Gesicht der Blonden. Ihre Augen waren mittlerweile sehr glasig, was auch Sahra auffiel... Alice: "Du brauchst Dich nicht zu erklären Sahra, ich weiss dass Du Deine Gründe hast... es ist wirklich alles okay..." Die AfD-lerin spürte wie ihr ungewollt Tränen in die Augen stiegen - diese drückte sie aber gekonnt wieder runter...

Sie atmete tief durch und sagte "Sahra, was bedeutet das alles? Was läuft hier zwischen uns?".... als Sahra gerade antworten wollte, ertönte plötzlich die helle Studioglocke mit dem letzten Aufruf, dass sich die Gäste in den TV-Raum begeben sollen... Die beiden waren so tief in ihrer Gefühlswelt versunken, dass die Glocke beide von ihren Stühlen aufschreckte - Beide wussten, dass sie jetzt gehen mussten und Sahra fasste sich als Erste. Als Alice sich schon abdrehen wollte um ihr Mikrofon zu holen, spürte sie die Hand von Sahra plötzlich an ihrem Oberarm. "Warte", sagte die Linke und fragte unschuldig "Darf ich?", als sie sich zu Alice hochbeugte, um ihr Einstecktuch ordentlich zu richten. Während Sahra sorgfältig und fast in Zeitlupe das Einstecktuch faltete und in der Anzugstasche fixierte, schaute Alice der Schwarzhaarigen wie verzaubert zu. Da war es wieder, dieses Gefühl und da war sie wieder, Sahra... Beide spürten diese elektrisierende Anziehung die stärker wurde, je näher sie sich kamen und Alice beugte sich zu Sahra um ihr ein leises "Danke" ins Ohr zu flüstern. Sahra lehnte sich zu Alice hoch und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Alice spürte so eine kraftvolle Wärme von Sahra's einfachem, sanften Kuss, dass ihr Verstand sich kurzzeitig verabschiedete und sie sich so schwerelos wie auf einer Wolke fühlte. Als sich Alice leicht löste um ein wenig Luft zu holen, blickte sie tief in die braunen Augen von Sahra, die ihr plötzlich so vertraut waren wie noch nie etwas zuvor. In diesem Anblick spürte sie, wie sich die Unendlichkeit anfühlen muss - etwas Undefinierbares, was jedoch eine tiefe Verbundenheit in ihr auslöste.

Erst als die Durchsage: "Sahra Wagenknecht und Alice Weidel, bitte begeben sie unverzüglich in das TV-Studio 1" ertönte, lösten sich beide von ihrem tranceartigen Zustand. Mit einem breiten Schmunzeln und noch immer fast am träumen sagte Alice: "Geh Du vor, ich komm in einer Minute nach" und blickte Sahra ohne Unterbruch nach, wie sie nochmals ihre Frisur im Spiegel richtete und dann mit einem lächelndem Nicken die Kabine verliess, um in den Aufnahmeraum zu gehen.



Weidelknecht ist finally RealWo Geschichten leben. Entdecke jetzt