Cass
Nein, das kann nicht sein. Das kann verdammtnochmal einfach nicht sein. Xander ist nicht der Scream Typ. Das ist unmöglich. Sowas gibt es einfach nicht. Ich hätte ihn erkannt, seine Stimme, seine Statur. Nein. Ich hänge auf und lege das Handy vor mir auf den Tisch. Mir war nicht klar, dass ich heute auf die Jungs treffen würde. Es war ein Schock, als ich sie alle hier gesehen habe und mir war bewusst, dass es ihnen gleichgeht. Sie hassen mich. Und ich kann es ihnen nicht mal verübeln.
Bevor ich reagieren kann, hat Sergei seine Waffe gezogen und hält sie direkt auf Xanders Kopf. Dieser bleibt sitzen und hält seine Arme ergeben nach oben. «Ich kann das erklären.» Alle Blicke sind auf ihn gerichtet. «Na, da bin ich aber gespannt.» Es ist Paxtons Stimme, die unser Starren für einen kurzen Moment unterbricht. Er scheint genau so ahnungslos zu sein wie wir alle. «Das ist das Handy von Thomas. Als er ins Krankenhaus gekommen ist, hat er es bei uns im Büro verloren. Ich habe mich um seine Kontakte gekümmert.» Somit war also Thomas die ganze Zeit die Ratte. Es hätte mir klar sein müssen. So wie er sich immer benommen hat. Er war selbst total auf dem Trip.
«Okay, damit haben wir ja jetzt wohl alles geregelt.», sagt Damon und erhebt sich aus seinem Sessel. Doch Dimitri schüttelt den Kopf. Seine grosse Pranke liegt immer noch auf meinem Bauch und ich würde sie ihm so gerne abhacken. «Wir wissen jetzt zwar, wer die Ratte ist, aber es muss immer noch jemand für seine Taten bezahlen.» Sergei entsichert seine Waffe und ich überlege nicht lang, stemme mich auf und schiebe mich vor ihn. Verblüfft über meine Reaktion hebt Sergei seinen Augenbrauen. «Was soll das?», fragt er mich auf Russisch. Er redet nie Englisch mit mir. «Du kannst ihn nicht töten, er hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Das war alles Thomas.» Damit mich alle hier verstehen, antworte ich ihm auf Englisch. Der Lauf drückt sich schmerzhaft auf mein Schlüsselbein. «Mach dass du aus der Bahn kommst Cassandra.», zischt Dimitri und sieht bedrohlich zu mir auf.
Lange bewege ich mich nicht und ich fange an zu hoffen, dass Dimitri seine Meinung ändern wird, aber dafür kenne ich ihn leider zu gut. «Mach dass du weg kommst Cassandra oder ich vergesse mich!» Dimitri hat sich jetzt auch aus seinem Sessel erhoben und stellt sich neben Sergei, der weiterhin seine Waffe auf mich gerichtet hält. Schon viel zu lange lebe ich ein Leben, das ich eigentlich nicht will. Nie gewollt habe. Aber genau jetzt, in diesem Moment, weiss ich genau wo ich stehen muss. Zwischen den Menschen, die ich liebe und einer geladenen Waffe. «Ich werde einen Scheiss tun!», krächze ich ihm entgegen. Ich habe nicht Angst um mich, sondern um alle die hinter mir stehen. «Cass, geh aus dem Weg.» Jetzt ist es Xander, der mir Anweisungen geben will. Aber ich denke nicht eine Sekunde daran, seiner Bitte nachzukommen.
Keine Ahnung wie wir aus dieser Lage wieder rauskommen sollen, aber ich muss mir was einfallen lassen. Dimitri will Blut sehen und wir werden dieses Büro nicht eher verlassen können, bis er bekommen hat was er will. Meine Gedanken rattern, ich suche nach einer Lösung. Wir müssen hier rauskommen. Es muss einen Weg geben. Und da kommt mir eine Idee. Mein Blick wandert von Sergei zu Dimitri, der seine Augen zu kleinen Schlitzen gepresst hat. Auch wenn sie mich hassen sollten, für das was ich getan habe, kenne ich meine Jungs zu gut. Das, was ich vorhabe, würden sie nie gutheissen. Deshalb spreche ich wieder auf Russisch mit Dimitri. Ich erkläre ihm mein Vorhaben, was ich mir davon erhoffe. «Was geht hier vor sich?» Paxton. «Was soll die Scheisse?» Xander. «Cass, rede mit mir.» Bishop. Für einen kurzen Moment schliesse ich die Augen und lasse ihre Stimmen mein Innerstes streicheln. Ich liebe sie, allesamt. Ich würde alles dafür geben, damit sie in Sicherheit sind, sogar mein Leben. Sie haben mich aus der Dunkelheit geholt, in der ich am Verrotten war.
«Einverstanden.» Meine Lider schnellen nach oben. Ungläublig strarre ich zu Dimitri. Auch Sergei sieht zu ihm rüber. «Nicht dein Ernst oder?», spukt er ihm entgegen. Und das meine ich wortwörtlich. Spuke tropft von seinen Lippen. Dimitri lächelt und gibt Sergei den Befehl, dass er seine Waffe wegstecken soll. Dieser kommt nach kurzem Zögern Dimitris Befehl nach und steckt sie sich hinten in den Hosenbund. Er weiss, wo er in der Rangordnung steht. Dimitri ignoriert die Einsprachen unserer Gäste und geht zum Telefon, das auf seinem Pult steht und nimmt ab. Kurz darauf erscheint Nikolai, einer der beiden Türsteher. Er geht zum grossen Konferenztisch, legt eine Schachtel darauf und stellt sich an die Wand daneben.
«Bitte meine Herren.» Galant führt Dimitri die anderen zu dem grossen Tisch. Mit einigem Abstand folge ich den Männern. Wir verteilen uns drumherum. Dimitri steht vor der Schachtel, ich neben ihm, Sergei zu meiner Linken. Gegenüber von uns stehen Damon und meine Jungs. Während Damon die Schachtel mit Argusaugen betrachtet, spüre ich, wie sich drei Augenpaare in mich hineinbrennen. Tue ich das Richtige? Keine Ahnung. Aber es ist das Einzige, das mir auf die Schnelle eingefallen ist.
Ich verschränke die Arme vor meiner Brust und starre auf die Tischplatte. Damon räuspert sich. «Was wird das jetzt?», fragt er Dimitri. «Die liebe Cassandra hat mir einen interessanten Vorschlag unterbreitet, damit ihr eure Schuld doch noch begleichen könnt.» Mit wedelnden Händen kommt Damon um den Tisch. «Warte, warte, warte. Der Einzige, der Schuld hat, ist Thomas. Wir werden ihn höchstpersönlich zur Rechenschaft ziehen, wenn es das ist, was du…» Harsch unterbrich Dimitri ihn. «Ich will Blut Damon. Nichts anderes. Mir soll es egal sein, welches Blut fliesst.» Er öffnet die Schachtel und alle lugen hinein. Darin liegt, wie erwartet, eine Flasche Wodka und ein Revolver. Daneben eine einzelne Patrone. «Warum auch immer, aber Cassandra wird für euch einstehen. Es geht mir eigentlich gegen den Strich, sollte sie verlieren, aber ich finde die Idee amüsant. Und ich liebe gute Shows.» Er wendet sich zu Nikolai und bedeutet ihm mit einer Handbewegung, dass er sich setzen soll. Was soll denn das jetzt?
«Warte. Das war nicht abgemacht. Du gegen mich und niemand sonst.» Noch immer amüsiert, sieht mir Dimitri in die Augen, legt seine Hand an meine Wange und legt seine Lippen auf meine. Mein erster Impuls wäre es, ihm in die Lippen zu beissen. Aber ich reisse mich zusammen und presse sie zu einer Linie. «Denkst du wirklich, ich würde bei so einem Kinderspiel mitmachen? Wenn ich schon draufgehen soll, dann bitte mit etwas mehr Würde.» Seine Hand, die gerade noch auf meiner Wange lag, wandert nach unten und er greift fest um mein Kinn. «Wenn du das hier überlebst, und das hoffe ich sehr, dann wirst du hautnah erleben, was es heisst einen Nikitin herauszufordern.» Er stösst mich weg und ich knalle mit dem Rücken gegen Sergeis Brust. Dieser umfasst meine Oberarme und drückt fest zu. Seine Lippen kommen zu meinem Ohrläppchen. «Und glaub mir, Dimitri wird dein kleinstes Problem sein. Wenn er mit dir fertig ist, nehme ich mir das, was mir zusteht. Und du wirst dir wünschen, dass du verreckt wärst.» Er stösst mich zurück und ich halte mich an einem Stuhlrücken fest. Was habe ich bloss angerichet?
Nikolai legt alle Sachen auf den Tisch und lässt die Schachtel verschwinden. Er öffnet die Flasche, legt die Patrone ins Fach des Revolvers und legt ihn neben den Wodka. «Was zur Hölle soll das werden?» Paxton kommt auch um den Tisch. Sein Blick wechselt vom Tisch zu mir und zurück. «Sag mir nicht, dass es das ist was ich denke.» Sein Blick haftet schon fast flehend auf mir. Ich habe keine Worte, also nicke ich nur. Und dann bricht die Hölle los.
Bishop und Xander kommen zu uns und ein Stimmengewirr erklingt. «Spinnst du jetzt total?» «Das kannst du nicht machen?» «Wir finden eine andere Lösung?» «Mach das nicht.» Und es geht so weiter, bis Dimitri die Schnauze voll hat und seine Handfläche laut auf den Tisch knallt. «Genug!» Alle erstarren und der Raum wird wieder still. «Cassandra hat ausgewählt. Russisches Roulette. Sie gegen Nikolai.» Damit zieht er den noch leeren Stuhl zurück und nickt mir zu, damit ich mich setze. Eine Hand legt sich sanft an meine Wange und ich blicke auf. Mir war bis jetzt gar nicht bewusst, dass ich meinen Blick gesenkt hatte. «Tu das nicht Baby.» Mit dem Daumen wischt mir Bishop eine Träne weg, die sich aus meinem Augenwinkel gelöst haben muss. Ich lege meine Hand über seine und kann das Zittern nicht unterdrücken. Ich habe eine Scheissangst. Aber ich weiss, wofür ich das alles hier tue. Meine andere Hand lege ich Bishop auf die Wange und streiche sanft darüber. «Was gibt es Besseres, als für diejenigen zu sterben, die man liebt.» Und das ist die nackte Wahrheit. Ich war mir noch nie einer Sache so sicher wie dieser. Nacheinander blicke ich Bishop, Xander und Paxton tief in die Augen. Damit sie auch genau wissen, dass sie damit gemeint sind. Die drei magischen Worte hat bis jetzt nur Xander gehört. Aber wenn ich es jetzt sagen würde, dann wäre es doch nur klischeehaft oder? Ich löse mich von ihm und setze mich auf den Stuhl, den Dimitri mir entgegenhält. Bishop bleibt an meiner Seite stehen und ich bin ihm unendlich dankbar für seine Stütze. Ich werde meine Lügen nie gutmachen können, aber das hier, das ist ein erster Schritt, auch wenn es mein letzter sein sollte.
«Pro Runde betätigt jeder der beiden einmal den Abzug. Bei jedem fehlgeschlagenen Versuch wird ein Schluck Wodka getrunken. Dies läuft so weiter, bis jemand scharf schiesst. Dann ist das Spiel vorbei.», erklärt uns Dimitri die Spielregeln, obwohl wahrscheinlich jeder hier im Raum weiss, wie man russisches Roulette spielt. Ich bete zu einem Gott, an den ich nie geglaubt haben und hoffe, dass er mir einen Engel schickt, der heute an meiner Seite stehen wird. Fuck! Wenn ich das hier überlebe, dann werde ich sogar in die Kirche gehen. Meine Hände sind schon schweissgebadet als ich die Flasche öffne und mir direkt einen grossen Schluck genehmige. Der Alkohol brennt sich durch meine Kehle hinunter in meinen Magen. Genau das, was ich jetzt brauche. «Meine Herren. Bitte treten Sie aus der Schusslinie.», fordert Dimitri die anderen auf und sie ziehen sich zurück. Er selbst, Sergei und Bishop stehen hinter mir. Damon, Xander und Paxton an der Wand hinter Nikolai. Mit angespannter Miene starren sie auf das Szenario vor ihnen. «Ich würde sagen, Ladies first.», schaltet sich Dimitri wieder ein. Meine Kehle wird staubtrocken, mein Körper zittert und ich spüre wie sich der Schweiss aus meinen Poren drückt. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Ich fasse um das kalte Metal des Revolvers. Er sitzt perfekt in meiner Handfläche. Das Entsichern dauert nur einen Augenblick. Es ist so still im Raum, man könnte eine Stecknadel fallen hören. Mein Herz rasst und ich kann den Puls in meinen Ohren rauschen hören. Wahrscheinlich sterbe ich hier wegen einem Herzinfarkt und nicht wegen eines Schusses. Langsam hebe ich die Waffe nach oben und drücke den Lauf gegen meine Schläfe. Ich muss fest zugreifen, weil meine Hand schon so patschnass ist, dass sie mir aus den Fingern zu rutschen droht. Im Augenwinkel bemerke ich, dass Xander und Paxton nervös hin und her wippen. Wenn ich sie jetzt ansehe, dann mache ich einen Rückzieher, das weiss ich genau. Ich atme tief durch und fixiere mich auf Nikolai. Desinteressiert begegnet er meinen Blick. Hat er das schon einmal gemacht? Wie ein verdammter Eisklotz sitzt er vor mir. Keine einzige Emotion ist zur erkennen.
Ich ziehe die Luft in meine Lungen und stosse sie geräuschvoll wieder aus. Meine Lider fallen zu und ich betätige den Abzug. Ein lautes KLICK geht durch den Raum. Mein Kopf legt sich auf die Tischplatte und eine Träne der Erleichterung fällt von meiner Wange. «Heilige Mutter Gottes!», flucht Xander und lehnt sich geräuschvoll an die Wand hinter sich. Unsere Blicke treffen sich und ich wünsche mir so sehr, dass ich einfach aufstehen, mich in seine Arme werfen kann und er mich von hier wegholt. Aber das Paradies existiert hier nicht. Paxton fährt sich mit den Händen durch die Haare und seufzt. Auch er sieht mich an und schüttelt den Kopf. Ich fühle mit ihm, aber ich muss es durchziehen. Es heisst, entweder sie oder ich. Und lieber gehe ich drauf, als dass ich sie sterben lasse.
Sergei schiebt mir die Falsche entgegen und ich schlucke den Wodka runter. Wenn ich Glück habe, bin ich vor dem erlösenden Knall betrunken und kriege nicht mehr viel mit. Nikolai nimmt den Revolver entgegen, legt den Lauf, wie ich vorhin an seine Schläfe und drückt ohne lange Umschweife ab. Wieder bleibt ein KLICK zurück. Nikolai legt die Waffe ab, hebt die Flasche an seine Lippen und kippt den Wodka runter. Es ist definitiv nicht das erste Mal, dass er das macht. Und irgendwie empfinde ich Mitleid mit diesem Kerl. Aber er hat sich seinen Job wohl freiwillig ausgesucht. Oder?
«Und weiter geht’s.», sagt Dimitri und schiebt mir wieder den Revolver zu. Oh Mann. Kurz sehe ich wieder in die Augen von Xander und Paxton. Eisblau und Schokobraun. Ich könnte mich in beiden verlieren. Ich streiche ein paar lose Haaresträhnen nach hinten und fühle den Schweiss an meiner Stirn. Diese ganze Scheisse hier fordert mich mehr als ein Marathonlauf im Sommer. Das Adrenalin pumpt unaufhörlich durch meine Adern. Ich hebe, wie vorhin, die Waffe auf und an meine Schläfe. Ich versuche meinen Atem zu beruhigen und ziehe wieder die Luft tief in mich ein. Eins, zwei, drei…ich schiebe den Abzug nach hinten. KLICK! Und ich atme immer noch. Oh Gott. Ich zittere so stark, dass der Revolver anfängt zu schlottern.
Eine warme Hand legt sich darum und schiebt meine Hand nach unten. Bishop. Ich kann sein Parfüm riechen. Langsam löse ich meine Finger und lege sie um die Flasche. Wie ein Roboter schlucke ich den Alkohol runter. Das Brennen spüre ich schon gar nicht mehr. Alles kommt wie durch Watte zu mir durch. Wahrschienlich erleide ich gleich einen Schlaganfall. Wäre schon fast wünschenswert. Die Flasche landet wieder auf der Platte und Nikolai greift nach der Waffe. Wieviele Runden kommen noch? Wen wird es treffen?
Die Waffe bewegt sich wieder nach oben. Er zielt, feuert ab und was dann passiert, läuft wie in Zeitlupe vor meinen Augen ab. Seine Finger krümmen sich nach hinten, ziehen den Abzug zurück. Ein lauter Knall erklingt und Funken sprühen hervor. Nikolais Augen, die auf mich fixiert sind, weiten sich merklich. An der anderen Seite seines Kopfes schiesst die abgefeuerte Kugel hindurch und knallt in die Wand daneben. Blut schiesst aus der Kopfwunde und spritzt in alle Richtungen. Sein ganzer Oberkörper kommt nach vorne und er knallt mit dem Gesicht voran auf den Tisch. Der Revolver fällt klappernd zu Boden und bleibt rauchend liegen. Langsam blidet sich unter Nikolais Kopf eine Blutlache, die sich stetig weiter ausbreitet. Ich kann hören, wie bereits das erste Blut auf den Boden tropf. Welch Ironie, das Dimitris Büro in Weiss gehalten ist und jetzt mit Blut und Hirnmasse besprenkelt wird. Es sieht fast aus wie ein Jackson Pollock Gemälde.
Als sich die Männer um mich bewegen, komme auch wieder zur Besinnung.
Ich lebe!
Ich habe überlebt!
Heilige Scheisse!
Starke Hände legen sich um meine Schultern und ziehen mich vom Stuhl. Bishop reisst mich zu sich und ich vergrabe mein Gesicht an seiner Brust. Tief atme ich seinen Duft ein und kann mich endlich gehenlassen. Tränen laufen ungehindert über meine Wangen und durchnässen sein Hemd. Aber es ist mir egal. Wieviele Male habe ich für Dimitri getötet? Wieviele Leute musste ich seinetwegen hintergehen? Ich habe mit keiner Wimper gezuckt. Aber jetzt. Jetzt, da ich meine Jungs, mein Herz so schnell verliere konnte, wird mir alles zu viel. Ich habe es satt die Starke zu sein. Ich kann nicht mehr. Schluchzend schlinge ich meine Arme um seinen Körper und drücke mich noch fester an ihn. Weitere Arme legen sich um mich. Xanders Lippen legen sich auf meinen Scheitel während Paxton mir sanft über den Rücken streicht. «Wir sind da Cass.»
Aber für wie lange?
Als ob Dimitri meinen Gedanken gehört hätte, räuspert er sich. «Na schön. Sergei, mach die Sauerei weg und Cass...» Ich sehe über meine Schulter zu ihm. «…du kommst mit mir. Ihre Schuld ist beglichen, aber das entbindet dich noch lange nicht aus deiner Pflicht mir gegenüber.» Er hat Recht. Ich weiss nicht, was mich erwarten wird, aber es wird nicht schön werden. Die Chancen, dass ich heute doch noch ins Gras beisse, stehen sehr gut.
«Fuck nein! Sie gehört zu uns. Niemand wird sie je wieder anfassen!», brüllt Xander und ich zucke zusammen. Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt. Bishops Griff wird fester. «Wir nehmen sie mit.» Ohne weiter darüber nachzudenken, schieben sie mich Richtung Ausgang. Das Geräuch einer durchladenden Waffe lässt uns innehalten. Gleichzeitig drehen wir uns um. «Einen Scheiss werdet ihr!» Sergei hält seine Waffe auf Paxton gerichtet. «Wenn euch was an seinem Leben liegt, dann lasst ihr sie hier bei uns.» Das darf doch nicht wahr sein. Auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt, nie im Leben würde ich sie gefährden. Ich trete einen Schritt von Bishop weg, aber er klammert sich an meine Hand. Ich sehe zu ihm, aber auch ohne Worte, versteht er, was ich im Begriff bin zu tun.
Für alle, die ich liebe.
Sein Griff löst sich und ich lasse die Distanz zwischen ihnen und Sergei hinter mir, bleibe vor ihm stehen und richte den Lauf seiner Waffe auf meine Brust. «Ich mache was ihr wollt, aber lasst sie gehen.» Damon geht an mir vorbei und schenkt mir noch einen mitleidigen Blick. Dimitri tritt neben Sergei und sieht zu mir hinab. Gerade jetzt wäre ich gerne ein bisschen grösser. Ich fühle ich kleiner als ich bin. «Verschwindet!», donnert Dimitris Stimme und durchfährt mich wie ein Blitz. Er ist stinkwütend. Und wird es an mir auslassen. Ohne mich nochmal umzudrehen, höre ich wie sich Schritte entfernen und danach die Bürotüre geöffnet und wieder geschlossen wird. Als Sergei seine Waffe sinken lässt und mich mit einem hinterlistigen Lächeln ansieht, weiss ich, dass wir alleine sind und ich für mein grosses Maul bezahlen werde.
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Beautiful LIAR
RomanceUm die Schulden ihrer Schwester zu begleichen, verpflichtet sich Cass dem russischen Mafiaboss Dimitri Nikitin. Ihr nächster Auftrag führt sie nach Amerika. Genauer an die Princeton University in New Jersey. An der Elite-Uni werden Drogen, die von...