11 | JA ODER NEIN?

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«Es kann so nicht weitergehen, Henry. Ich kann das einfach nicht mehr. Du bist ständig unterwegs und ja, ich weiß, dass du Schauspieler bist und ich es vorher gewusst habe, aber .. Du wolltest, dass wir es probieren und das haben wir.. Aber .. Ich kann das nicht mehr, es tut mir leid, ich gehe daran kaputt», erklärte ich ihm unter Tränen, während er sich mit den Händen verzweifelt durch die Haare fuhr.

Gerade erst hatte er mir gesagt, dass er - mal wieder - für mehrere Wochen weg müsste und wieder einmal riss es mir den Boden unter den Füßen weg. Ich konnte das ganze einfach nicht mehr, denn in den Wochen, wo er nicht bei mir war, fühlte ich mich extrem einsam und alleingelassen. Immer, wenn ich andere Paare sah, zerriss es mir das Herz, dass er nicht bei mir sein konnte. Ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich es überhaupt so weit hatte kommen lassen.

«Jana, bitte. Wir werden eine Lösung dafür finden.. Du könntest mit mir kommen», seufzte er tief und sah mich, mit Tränen in den Augen, an.

«Wie stellst du dir das vor? Ich habe einen Laden, den ich nicht einfach für mehrere Wochen schließen kann. Ich habe mir hier eine Existenz aufgebaut, die mir wichtig ist..»

«Ich weiß, aber ich will dich auch nicht verlieren..»

Ein Klingeln und ein darauffolgendes Klopfen ließ mich aufschrecken. Schlaftrunken saß ich jetzt senkrecht auf der Couch und rieb mir die Augen. Es war ein Traum und doch fühlte er sich extrem real an. Meine Gedanken fuhren Achterbahn, doch das Klopfen, was einfach nicht aufhörte, ließ mich nicht weiter darüber nachdenken.

Als ich auf die Uhr sah, stellte ich erschrocken fest, dass es bereits 18 Uhr war und es mit großer Wahrscheinlichkeit Henry war, der vor der Tür stand. Ich stand auf und lief zur Tür, ganz gleich, dass ich nur mit einem Longshirt bekleidet war, was gerade mal die Pobacken bedeckte - allerdings hatte er mich bereits nackt gesehen, also war das nun wirklich mein kleinstes Problem.

«Henry, es tut mir leid, ich bin..», versuchte ich mich direkt zu entschuldigen, als ich die Tür öffnete, doch sein Anblick verschlug mir wahrlich die Sprache.

Er trug ein weinrotes Hemd, wovon er die obere Knopfleiste jedoch komplett offengelassen hatte; kombiniert hatte er es mit einer dunkelblauen Jeanshose und einfachen Turnschuhen.

«Du bist...? Sexy, aber ich glaube, dass ist nicht so ganz das richtige Outfit für das, was ich geplant habe», schmunzelte er, als er seinen Blick musternd über meinen Körper fahren ließ.

«Blödmann. Ich muss mich natürlich noch umziehen.. Eigentlich wollte ich auch schon längst fertig sein, aber ich bin auf der Couch eingeschlafen», erwiderte ich seufzend und bat ihn herein. «Aber kannst du Gedanken lesen?», hakte ich nach und deutete dabei auf sein Hemd, woraufhin er mich fragend ansah.

«Wer weiß», zwinkerte er, dann stieß er sich am Rahmen ab und betrat den Flur, während ich die Tür hinter ihm wieder ins Schloss fallen ließ und dann Richtung Treppe lief. «Sagst du mir auch, was genau du meinst?»

«Das siehst du dann gleich.. Gib mir fünf Minuten», bat ich ihn hektisch, woraufhin er mich kurz am Handgelenk festhielt und mich zu sich zog.

Prompt stolperte ich über meine eigenen Füße, weswegen ich gegen seinen Oberkörper knallte. Seine Hände hielten mich jedoch so fest, dass ich nicht hinfallen konnte, wofür ich ihm wirklich dankbar war, denn das wäre dann doch echt peinlich geworden.

«Wir haben genug Zeit, also stress dich meinetwegen bitte nicht, okay? Also atme tief durch und beruhig dich erst mal», lächelte er sanft, strich mir dann eine Haarsträhne aus dem Gesicht und gab mir einen zärtlichen Kuss.

Am liebsten hätte ich einfach so weitergemacht, doch schlagartig blitzten die Bilder meines Traumes vor meinen Augen auf, was mich den Kuss abbrechen ließ.

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