14 | HERZSCHMERZ

427 33 215
                                    

Seit einem Monat war Henry mittlerweile nicht mehr in Berlin; doch seit einer Woche war auch der Kontakt zwischen uns abgebrochen, allerdings war das alles ganz allein meine Schuld. Henry hatte sich wirklich sehr viel Mühe gegeben, dass es mit der Fernbeziehung klappt; wir haben beinahe täglich telefoniert oder Videochat gemacht und uns in jeder freien Minute geschrieben; aber es fehlte einfach etwas.

In den letzten Wochen hatte ich wirklich gemerkt, wie sehr mir seine Nähe fehlte und das nicht auf den Sex bezogen. Mir fehlte einfach alles und das zog mich täglich mehr und mehr hinunter. Ich hatte es wirklich versucht, dem ganzen eine Chance zu geben, doch ich merkte, dass ich mich selbst damit kaputt machte. Es ging einfach nicht und obwohl es ein echt beschissener Zug von mir war, ignorierte ich Anfangs einfach nur seine Nachrichten und Anrufe, bis gestern.

Es war wohl der schwerste Tag seither und doch musste ich diesen Schritt einfach gehen, einfach um mich selbst zu schützen. Ich hatte per Videochat mit ihm Schluss gemacht, obwohl es mir wirklich das Herz zerbrach. Seither versuchte er mich schon fast im Minutentakt zu erreichen, doch ich wollte nicht mit ihm reden; es würde einfach alles nur noch schwerer machen, ich musste einfach einen Strich darunter ziehen.

Henry war seit einer Woche wieder zu Hause in London und obwohl er mich dorthin eingeladen hatte, konnte ich die Einladung nicht annehmen; denn ich musste Arbeiten. Ich konnte mir nicht immer einfach so freinehmen, immerhin hatte ich jetzt eine höhere Position in der Firma und die wollte ich nicht aufs Spiel setzen.

Er wusste, dass ich diesen Job brauche, denn mein Traum war es noch immer eines Tages eine eigene Catering Firma in Los Angeles zu haben. Manchmal hatte ich das Gefühl, als wären ihm meine Träume egal, da er darauf einfach nicht einging; er dachte einfach immer nur daran mich irgendwie nach London zu bringen.

«Jana, bist du so weit? Die Sachen sind alle in den Transportern; wir können also los», riss mich meine Kollegin aus den Gedanken, woraufhin ich sie mit einem aufgesetzten Lächeln ansah und nickte.

Seit der Trennung von Henry war ich nicht mehr ich selbst; vergrub mich in Arbeit und ließ auch keinerlei Freude mehr zu. Ich war beinahe gebrochen, doch ihm konnte ich da nicht mal einen Vorwurf machen, den machte ich mir selbst. All das hätte ich verhindern können, wenn ich nur auf meinen Kopf und nicht auf mein Herz gehört hätte. Mich vor so etwas zu schützen, hatte ich komplett zur Seite geschoben.

«Dein Handy», lächelte Isa, woraufhin ich mich zum Schreibtisch umdrehte und bemerkte, dass es klingelte.

Ich nahm es in die Hand und seufzte tief, denn es war schon wieder Henry; doch auch heute wollte und konnte ich nicht mit ihm reden. Ich drückte auf den roten Hörer, öffnete die Kontaktliste und ging den Schritt, den ich eigentlich nie gehen wollte; ich blockierte seine Nummer. Mein Herz war in dem Moment so schwer, wie noch nie und auch die aufkommenden Tränen musste ich unterdrücken, was meine Kollegin direkt merkte und die Tür vom Büro schloss.

«Jana, was ist los? Du bist seit einer Woche schon nicht mehr du selbst. Bist ständig am Weinen, schlecht gelaunt und drückst andauernd Anrufe weg.»

Mit einem Tränenschleier vor den Augen sah ich sie an und konnte meine Tränen kaum noch zurückhalten, es tat einfach so weh; es fühlte sich an, als hätte jemand mein Herz aus der Brust gerissen und es einfach in mehrere kleine Teile zerrissen.

«Isa, ich.. Ich.. Ich hab' mich von Henry getrennt», erzählte ich ihr dann unter Tränen und vergrub anschließend mein Gesicht in meinen Händen.

«Oh Jana..», erwiderte sie leise und nahm mich einfach nur in den Arm. «Aber warum denn? Ihr wart doch so glücklich, oder nicht?»

«Es geht einfach nicht.. Wir haben beide so unterschiedliche Jobs, die einfach zeitlich überhaupt nicht zusammenpassen. Wenn er frei hat, muss ich arbeiten, wenn ich frei habe, ist er am Arbeiten und das in einem ganz anderen Land. Ich habe es wirklich versucht, Isa, aber ich schaffe es einfach nicht. Ich vermisse ihn so schrecklich, dass es so wahnsinnig weh tut. Seit er weg ist, liege ich jeden Abend weinend im Bett, weil ich nicht weiß, wann wir uns das nächste Mal sehen können», erklärte ich ihr, während ich mich langsam von ihr löste und meine Tränen mit einem Taschentuch trocknete.

Heat of the Moment ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt