13 | DER ABSCHIED

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Drei Tage später wäre ich am liebsten direkt im Bett liegen geblieben, denn es war der Tag der Abreise. Henry musste nach Slowenien ans Set und ich würde in Berlin bleiben; ein Tag, den man liebend gern aus dem Kalender streichen könnte.

Wir waren die letzten Tage und Nächte immer zusammen, konnten uns kaum voneinander trennen und wenn, dann nur, weil er Termine hatte. Doch auch dann schrieb er mir beinahe im Minutentakt, die ich ausgesprochen oft mit einem Schmunzeln auf den Lippen beantwortete. Das Kribbeln in meinem Bauch wurde von Tag zu Tag stärker und ich war mir sicher, dass ich mich in ihn verliebt hatte; doch gesagt hatten wir bis heute noch nichts.

«Darling, aufwachen», hauchte er mir gegen meine nackte Schulter, ehe er seine Lippen darauf senkte und mir einen zarten Kuss darauf gab.

Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und sah ihm in seine wundervollen blauen Augen; dann hob ich meine rechte Hand und fuhr ihm sanft durch seine Haare. Brummend schloss er die Augen, woraufhin ich mich leicht zu ihm drehte und den Griff in seinem Nacken verstärkte. Ich zog ihn zu einem Kuss zu mir; ein Kuss, der nie enden wollte; ein Kuss, der einfach nach so viel mehr schmeckte. Und doch war es ein Kuss, der schon jetzt die Sehnsucht in mir hervorrief.

Seufzend löste ich mich von ihm, lehnte meine Stirn gegen sein und musste gegen die aufkommenden Tränen ankämpfen. Ich hasste Abschiede und die Tatsache, dass er in weniger als zwei Stunden im Flieger sitzen würde, machte diesen Samstagmorgen einfach unerträglich.

«Komm, ich hab' Frühstück gemacht», forderte er mich leise auf aufzustehen, bevor er sich selbst wieder vom Bett schwang und noch mal kurz ins Bad lief, nur um kurz darauf mit seinem Kulturbeutel herauszukommen, den er in seinem Koffer verstaute.

Langsam drehte ich mich auf den Rücken, schlug die Decke an die Seite und richtete mich auf. Wehmütig sah ich Henry dabei zu, wie er die restlichen Sachen aus dem Schrank holte und zusammengefaltet in den Koffer legte.

Ich hätte bei Weitem nie damit gerechnet, meine große Liebe auf einer Aftershowparty kennenzulernen; allerdings wusste er nichts von meinen Gefühlen und ich hatte auch keine Ahnung, ob ich es ihm wirklich noch vor der Abreise sagen sollte. Es würde den Abschied einfach noch sehr viel schwerer machen, als er es eh schon war.

Obwohl ich wirklich keine Lust hatte, rutschte ich an die Bettkante und setzte mich hin. Dann stand ich auf, nahm direkt meine Sachen mit und lief ins Bad, um mich etwas frisch zu machen. Duschen musste ich auf später verschieben, denn dafür blieb jetzt nicht ganz so viel Zeit. Ich nahm einen Waschlappen, machte ihn mit lauwarmem Wasser nass und wusch mich gründlich; dann zog ich mich an und putzte mir die Zähne. Meine Haare band ich zu einem wilden Dutt hoch, denn für eine offene Frisur war es eindeutig zu warm.

Als ich mich im Spiegel betrachtete, kamen all das hoch, was Henry und ich in dieser einen Woche alles gemacht haben. Wir waren Essen, Reiten, haben ein Picknick gemacht, waren im Kino und sogar im See baden; wir haben sehr viel gelacht, sehr viel geredet und auch einfach nur mal geschwiegen. Henry gab mir all das, was ich in all den Jahren immer wieder in einem Mann gesucht hatte. Ich hoffte so sehr, dass es klappen würde; dass wir es schaffen würden und dass dieser Albtraum nie wahr werden würde.

Ich schmiss mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, atmete mehrmals tief durch und versuchte an etwas anderes zu denken, auch wenn es wirklich nicht einfach war; dennoch wollte ich Henry nicht herunterziehen, denn auch für ihn war es nicht einfach.

Kurz darauf verließ ich das Bad wieder, doch Henry war nicht mehr im Schlafzimmer und auch sein Koffer lag nicht mehr auf dem Bett. Der Schrank war komplett leer, was mir einen extremen Stich ins Herz versetzte.

«Verdammt, Jana.. Reiß dich endlich zusammen», ermahnte ich mich selbst, atmete erneut durch und verließ das Schlafzimmer, um zu Henry in die Küche zu gehen. «Hey, mein Junge.. Hast du gut geschlafen?», fragte ich den großen Akita Rüden, der direkt auf mich zukam und sich gegen meine Beine lehnte.

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