27 | ,,JA ICH WILL''

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Nur 4 Wochen später war es so weit; einer unserer größten Tage im gemeinsamen Leben stand an, unsere Hochzeit.

Ich hatte bereits seit einigen Nächten kein Auge mehr zugemacht, weil die Nervosität mich beinahe um den Verstand gebracht hatte; dementsprechend gerädert war ich an diesem Tag. Immer wieder musste ich gähnen und meiner Müdigkeit Ausdruck verleihen, doch jedes Mal, wenn ich dies tat, bekam ich einen Schlag auf meine Schulter.

»Wenn du so weiter machst, dann kann ich kein schulterfreies Kleid anziehen, Elli«, meckerte ich, während ich mir mit der linken Hand über meine rechte Schulter fuhr.

»Dann hör auf zu gähnen und reiß dich zusammen! Heute ist dein großer Tag, da wollen wir keine Jana sehen, die aussieht, als wäre es ihr langweiligster Tag«, entgegnete sie belustigt, »wenn deine Augenränder noch dunkler werden, muss ich bald ein Kilo Make-up auftragen«, fuhr sie fort und grinste frech.

»Also ich kann sie sehr gut verstehen.. Wenn ein so großer Tag bevorsteht, ist es doch normal, dass man nervös ist und tagelang nicht vernünftig schläft«, nahm Anja mich daraufhin in Schutz, was Elli schnaubend beantwortete, »wie wärs, wenn du uns dreien einen Kaffee holst, mh? Vielleicht findest du ja auch irgendwas, was deinen Adrenalinspiegel ein klein wenig absenkt«, zwinkerte sie ihrer besten Freundin zu, bevor sie mit ihren Augenbrauen wackelte und regelrecht mit ihren Augen sprach.

»Mhhh... Ja, gute Idee.. Bin in einer halben Stunde wieder da«, grinste sie diabolisch, bevor sie das Zimmer verließ und uns allein ließ.

»Sie ist ja aufgeregter als ich«, kicherte ich, »glaubst du, da ist Kaffee das Richtige für sie?«

»Glaub mir.. Bevor sie uns Kaffee bringt, hat sie erst noch eine Runde Sex mit Seb«, schmunzelte Anja, womit sie den Elefanten von meiner langen Leitung schubste und mich zum Lachen brachte.

»Ah! Das hast du damit gemeint.. Gott.. Schwangerschaft macht echt blöd«, lachte ich weiter und merkte mal wieder, dass das Ganze wirklich kein Mythos, sondern die reinste Wahrheit war.

»Und so, wie ich gehört habe, wird das danach auch nicht viel besser.. Sondern nur noch schlimmer«, grinste Anja breit, was ich mit einem theatralischen Seufzen beantwortete. »Jetzt wollen wir dich aber mal für die Zeremonie fertigmachen.. Nicht, dass Henry noch auf dich warten muss, weil wir hier nur Blödsinn reden«, meinte sie, nachdem sie einmal tief durchgeatmet und sich beruhigt hatte.

»Anja..«

»Mh?«

»Was ich dich schon immer mal fragen wollte.. Also.. Du musst sie auch nicht beantworten, wenn du nicht willst oder es dir zu persönlich ist..«

»Jetzt hau schon raus. Was willst du wissen?«

»Damals.. Auf der Con.. Ich weiß ja, dass du und Henry eher Kontakt hattet, als du und Chris.. Hätte Henry von Anfang an mehr Interesse an dir gezeigt, hättest du..«

»Nein! Definitiv nicht. In diesem Punkt kann ich dich beruhigen.. Jana.. Das, was ich euch bei unserem ersten Treffen gesagt habe, meine ich wirklich so. Ihr zwei passt einfach perfekt zusammen und ich freue mich riesig für euch, dass ihr heute heiratet und euer erstes Kind – in wenigen Wochen – in den Armen halten könnt. Mein Herz schlug von Anfang an nur für Chris, da hätte Henry sonst was machen können.. Es war einfach Schicksal, dass ihr beide euch an diesem Abend kennengelernt habt«, unterbrach sie mich, wobei sie meinen Stuhl zu sich herumgedreht hatte, um mich ansehen zu können.

»Es tut mir leid.. Ich weiß auch gar nicht, warum ich das so unbedingt wissen wollte.. Ich..«

»Das ist ganz normal. Du fragst dich nur, wie deine letzten Monate verlaufen wären, wenn du ihm nicht begegnet wärst. In so einer Situation ist das wirklich vollkommen normal. Und jetzt komm... Wir müssen dich langsam in dein Kleid zwängen«, lächelte sie mir aufmunternd zu; ich nickte und stand schließlich auf.

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