Jades Überwachung am nächsten Tag stellte sich als ziemlich leicht heraus, sobald Keira, Chris und Allison sie in der Großen Halle erspäht hatten. Keira war ganz zappelig und ignorierte die Anfeuerungsrufe, Drohungen und Schmählieder, die überall in der Halle ertönten und die nahende Quidditch-Begegnung Slytherin-Gryffindor ankündigten, das erste Spiel der Saison. Sie war damit beschäftigt, Jade im Auge zu behalten, die an ihrem Tisch mit ihren Freunden herumalberte und hingerissen aufsprang, als die Mannschaft Slytherins hereinkam. Die nächsten Minuten waren peinlich mitanzusehen, denn Jade scharwenzelte um sämtliche Mitglieder herum, klimperte mit ihren Wimpern und es sah sogar so aus, als würde sie den Kapitän um ein Autogramm bitten. Diesem war die Situation offenbar so angenehm wie Zusatzstunden bei Binns, denn kurz darauf winkte er seinem Team zu, ihm zum anderen Ende des Tisches zu folgen. Jade sah ihm enttäuscht nach, und Keira und Chris mussten sich anstrengen, ihr Kichern zu verbergen.
Bis zum Spielbeginn blieb Jade in der Halle, um ihre Mannschaft anzufeuern und die Gryffindors auszubuhen. Um kurz vor elf machte sie sich dann mit den anderen Schülern auf den Weg zum Stadion. Keira, Chris und Allison hefteten sich an Jades Fersen, wobei Chris' Größe in dem Schülergedränge von großem Nutzen war. Es gelang ihnen, auf der Tribüne Plätze einige Reihen hinter Jade zu ergattern, die sich ganz nach vorne gezwängt hatte. Es war ein herrlicher Tag mit besten Spielbedingungen: Die Luft war bereits kalt und ließ den nahenden Winter erahnen, doch die Sonne hatte sich aufgerafft und beschien mit blassem Novemberlicht das Stadion, das in Grün und Rot aufblitzte, hier und da von Spritzern aus Blau und Gelb unterbrochen; Schüler, die ihrem eigenen Haus unangefochten treu blieben oder sich nicht für eines der anderen entscheiden konnten. Es wehte ein frischer Wind, der die ockerfarbenen Baumkronen des nahen Verbotenen Waldes umspielte, Hüte der Fans auf der Tribüne wegfliegen ließ und kleine Quellwolken über den Himmel jagte.
Sobald die Mannschaften hineingeflogen waren, mussten Keira und Allison allein die Beobachtung fortführen, weil Chris von dem Spiel völlig hingerissen war und es nicht lange dauerte, bis er bei jedem Tor in Jubel ausbrach, egal für welches Team. Am Ende applaudierte er und brüllte zusammen mit den Slytherins begeisterte Siegeshymnen, um den knappen Sieg über Gryffindor zu feiern. Dieses Verhalten konnte Keira nicht anstecken, bot den dreien aber einen Grund, gemeinsam mit einer Slytherin-Horde, darunter Jade, zum Schloss zurückzukehren.
Bis nach dem Abendessen blieb Jade mit einem Teil ihres Hauses in der Großen Halle, wo sie viele Glückwünsche aus anderen Häusern entgegennehmen konnten. Es herrschte eine gelöste, zufriedene Atmosphäre, die nur durch Trübsal blasende Gryffindors gestört wurde. Jade war keinen Augenblick allein, was es unmöglich machte, sie auf Allisons fehlende Pergamentrollen anzusprechen. Inmitten ihres Hauses wäre es so ungefährlich gewesen wie in ein Drachennest zu spazieren. Also verharrten Keira und die beiden anderen am Ravenclaw-Tisch, Freude über den Sieg heuchelnd und ungeduldig auf eine Gelegenheit lauernd.Erst als es draußen pechschwarz war und an der verzauberten Decke Sterne leuchteten, standen alle auf, um in ihre Gemeinschaftsräume zu gehen. Keira war darüber erleichtert, da sie, Chris und Allison fast die einzigen Nicht-Slytherins waren, die noch in der Halle saßen und bald seltsam gewirkt hätten.
Sie schlossen sich der Menge an, die der Eingangshalle zustrebte und sahen, wie Jade im Gegensatz zu ihren Freunden, die in die Kerker zu ihrem Gemeinschaftsraum gingen, die Marmortreppe hinaufeilte. Dieses merkwürdige Verhalten ließ sie Keiras und Chris' Meinung nach nur noch verdächtiger wirken. Warum entfernte sie sich zu dieser späten Stunde von den anderen und ihrem Schlafsaal? Nur Allison beharrte nach wie vor darauf, dass alles unglückliche Zufälle seien und sie Jade in Ruhe lassen sollten, doch ihre Worte verhallten unbemerkt.
Die drei verfolgten Jade bis zur Bibliothek, wo sie vor der geschlossenen Tür stehen blieb und frustriert nicht zu verstehende, zweifellos aber wütende Worte von sich gab. Dann kehrte sie zurück; Keira, Chris und Allison konnten sich gerade noch hinter drei Rüstungen verstecken, als Jade an ihnen vorbeirauschte und den Weg zurück in Richtung Kerker einschlug. In einem Korridor im vierten Stock holten sie sie schließlich ein.
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Secrets of Hogwarts: Gesang des Wassers
FanfictionKeira Stuarts erstes Jahr an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei beginnt. Sie ist glücklich darüber, da sie so ihrer schwierigen Familie entkommen kann. Keira findet schnell neue Freunde und nimmt erwartungsvoll am Unterricht teil. Doch dun...