Familie

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Trotz der Jagd durch den Verbotenen Wald mussten Keira, Allison und Chris natürlich ihre Abschlussprüfungen ablegen. Keira schnitt zu ihrem eigenen Erstaunen relativ gut ab, während alle gewusst hatten, dass Allison eine der Jahrgangsbesten werden und Chris in Verteidigung gegen die dunklen Künste die meisten hinter sich lassen würde. Großherzig bot er Keira und Allison während des Festbanketts an, ihnen im nächsten Schuljahr Nachhilfe anzubieten. Als die beiden drohten, ihm einen Fluch aufzuhalsen, lachte er nur ("Haben wir nicht eben erst den Beweis gesehen, dass ich euch plattmachen würde?") und widmete sich dann der einzigen Tätigkeit, die er lieber ausübte, nämlich dem Essen.
Die Nachmittage verbrachten die drei auf den Schlossgründen, wo sie sich in der Junisonne räkelten oder mit anderen Schülern ihres Jahrgangs (Phoebe Dunant, Gryffindor und David McGregor, Slytherin) versuchten, den Riesenkraken ans Ufer des Schwarzen Sees zu locken. Einmal waren unweit der Stelle, an der sie standen, große Luftblasen aufgetaucht und Keira war sich sicher, dass sie es geschafft hätten, wären nicht ein paar Fünftklässler vorbeigekommen, die gackernd und hüpfend mit ihren Armen gewedelt hatten. Nach diesem Tag waren die Luftblasen nicht wieder erschienen.

Zu jedermanns Erstaunen lautete Flittwicks Bestrafung nur, die Gewächshäuser zu ordnen und zu säubern. Es war Knochenarbeit, aber Keira und die anderen drei waren sich einig, dass es weitaus schlimmer hätte kommen können. Einzig der Abzug von insgesamt vierzig Hauspunkten tat weh, wenn sie darüber nachdachten.

Schließlich war der Zeitpunkt gekommen, zu dem sich die Schüler in der Großen Halle an ihren Haustischen versammelten und aufgeregt auf die Verkündung warteten, wer dieses Jahr den Hauspokal ergattert hatte. Als Dumbledore sich erhob und lächelnd in die Menge blickte, wurde es deshalb innerhalb von Millisekunden totenstill. Der Schulleiter ließ noch einmal seinen Blick über die aufgeregten Gesichter schweifen, bevor er zur Begrüßung ansetzte.
"Ein weiteres Jahr in Hogwarts ist vergangen, und ein weiteres Mal werden die Lehrkräfte und meine Wenigkeit sehnsüchtig dem nächsten September entgegenfiebern ... nun, womöglich werde ich auch der Einzige sein."
Ein kurze Welle der Heiterkeit schwappte durch den Raum, bevor sich wieder alle Augen auf Dumbledore richteten.
"Da ihr vermutlich weniger an hochschwingenden Reden als am Essen interessiert hat, das unsere Küche wieder einmal hervorragend zubereitet hat, komme ich zum Punkt. Dieses Jahr gab es beim Rennen um den Hauspokal ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen. Mit 365 Punkten ist Gryffindor dieses Jahr auf dem vierten Platz gelandet". Von der Seite des Gryffindor-Tischs kam ein eintöniges Stöhnen, das von ein paar Maulern unterbrochen wurde. Dumbledore fuhr fort.
"Auf dem dritten Platz landet Ravenclaw mit 390 Punkten."
Einige ältere Schüler klatschen halbherzig, ansonsten war auch hier ein resigniertes Seufzen die Reaktion. Keira hatte sich eigentlich immer für gleichgültig gegenüber dem Hauspokal gehalten, als sie jedoch die Platzierung hörte, musste sie zugeben, dass ihre Schultern leicht absackten, vor allem, da sie wusste, dass sie selbst an der Platzierung schuld war. Wie schön wäre es gewesen, unter königsblauen Bannern mit majestätischen, bronzefarbenen Adlern das Bankett zu genießen ...
"Platz eins und zwei sind diesmal sehr knapp ausgefallen. Am Ende hat die vorbildliche Leistung der Vertrauensschüler das Ergebnis entschieden. Mr Malfoy, Ihnen ist zu verdanken, dass Slytherin mit 425 Punkten und einer Differenz von fünf Punkten vor Hufflepuff erneut den Pokal entgegennehmen kann!"
Mit einem lässigen Schwenken seines Zauberstabs ließ Dumbledore grüne und silberne Banner mit eleganten Schlangen darauf in der Halle erscheinen, während die Slytherins von ihren Bänken aufspringen und jubelten. Die Hufflepuffs lächelten und nickten sich gegenseitig zu; dieses Jahr war das Ergebnis immerhin besser gewesen als im letzten. Keira wandte sich Chris zu. Für ihn war die Enttäuschung am größten, musste er doch zusätzlich den zweiten Platz im Quidditch-Pokal verkraften. Lewis, der neben im saß, tätschelte ihm bereits brüderlich den Rücken, wobei er allerdings seinen feixenden Gesichtsausdruck nur mäßig verstecken konnte. Keira hatte nämlich schon früh herausgefunden, dass Lewis etwa das gleiche Interesse an Quidditch zeigte wie sie selbst. Allison hatte die Nachricht ohne sichtbare Gefühlsregeung entgegengenommen, und antwortete auf Keiras Nachfrage: "Ist doch nichts Besonderes. Es hat keinen Einfluss auf unsere Schullaufbahn und wir können ja nächstes Jahr versuchen, zu gewinnen." Keira stimmte ihr mehr oder weniger zu, der ehrgeizige - nicht allzu kleine Teil - von ihr war dennoch enttäuscht. Sie nahm sich vor, nächstes Jahr ein Muster an Fleiß und Freundlichkeit an den Tag zu legen. Als sich die Unruhe etwas gelegt hatte, fuhr Dumbledore fort.
"Des Einen Gewinn ist des Anderen Verlust ... aber nichts ist in Stein gemeißelt, nicht wahr? Ich schlage vor, wir konzentrieren uns auf das Wesentliche heute Abend - lasst das Fest beginnen!"

Secrets of Hogwarts: Gesang des WassersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt