Perlenmeer Teil 1: Rahja

* 7 *

Als er wiederkam, fühlte sie sich immer noch leicht befangen, als sei sie ihm irgendwie zu nahe getreten. Er aber gab sich genauso spöttisch und gut gelaunt wie immer. Erst am Abend sprach er sie jedoch wieder auf das Instrument an und fragte, ob sie mit der Laute zurechtgekommen sei.

„Nun ja... sie spielt sich etwas anders..." Sie fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg.

„In euren Händen klingt sie gewiss wunderbar", mutmasste er.

„Das könnt ihr doch gar nicht wissen."

„Nun, dann erlaubt mir doch, mir ein Urteil zu bilden."

„Vielleicht spiele ich ja lieber nur für mich allein?"

Er zog die Augenbrauen hoch. „Wie es euch beliebt." Er machte Anstalten, zu gehen. Als er fast bei der Tür war, liess sie die ersten Töne erklingen. Er verharrte in der Bewegung und blieb stehen.

Sie liess das Vorspiel zu einem alten, tulamidischen Volkslied erklingen. Dann summte sie leise die Melodie dazu, sehr schlicht und ohne Worte. Ihr Blick war mit ruhiger Konzentration auf ihre schlanken Finger gerichtet, die in verschiedenen Haltungen den Griff des Instrumentes umfassten. Ihre Haltung mit der sie die Laute in ihren Armen hielt, hatte fast etwas Zärtliches an sich. Eine Locke ihres Haares löste sich und fiel ihr ins Gesicht, umrahmte es dunkel, weich, verspielt... Der Anblick, das Zusammenspiel der Töne hatten etwas, das ihm ans Herz griff. Und dann plötzlich waren die letzten Töne verklungen. Langsam hob sie den Blick. In ihren Augen lag eine ganze Welt, eine Welt, die er verloren hatte, aus der er sich selbst ausgeschlossen hatte. Er sah sie an wie gebannt, unfähig, den Blick abzuwenden.

Sie fühlt ihr Herz heftig schlagen, und sah zu Boden. Sie erwartete eine seiner höfischen Floskeln.

Aber dann sagte er nur leise: „Gute Nacht, Merhibam", und war gegangen.

* * *