Am Abend saßen sie wieder am Feuer, aber diesmal nicht nebeneinander, sondern sie hatte sich gegen seine Brust gelehnt, den Kopf an seine Schulter gelegt, und spürte seine Lippen auf ihrem Haar.
„Arved?" fragte sie leise.
„Ja?"
„Morgen wird dein Schiff wieder kommen. Wir könnten doch einfach vorher fortgehen, irgendwohin, wo uns keiner kennt..."
Er seufzte. „Ach Merhibam! Wir können doch nicht fliegen. Du hast recht, morgen kommt das Schiff, und dann wirst du wieder die Tochter des Statthalters ein, und ich der schwarze Korsar. Daran kann sich doch nichts ändern! Und in ein, zwei Tagen wirst du zuhause sein, und dies alles wird wie ein böser Traum sein, den du hoffentlich irgendwann vergessen haben wirst."
„Dass du so hässlich reden kannst!" warf sie ihm, halb im Scherz vor.
„Es tut mir leid," rechtfertigte er sich. „Ich wollte dich nicht kränken. Nichts weniger als das. Aber versteh' doch: ich hab' dir schon genug angetan. Ich will dein Leben nicht zerstören - nicht noch mehr. Ich weiß ja, was schon geschehen ist. Aber vielleicht ..."
„Bitte, hör auf damit, ich will nichts mehr hören." Sie hielt sich die Ohren zu. „Küss mich lieber!", forderte sie.
Er lachte. „Zu Befehl. Für jede Minute die uns noch bleibt, ein Kuss."
„Und einen für jede Minute danach."
„Sprich einfach nicht mehr von danach. Für mich gibt es jetzt kein danach."
„Das glaube ich dir nicht. Du willst bloß nicht davon reden."
„Nein." Gab er zu. „Nicht einmal daran denken." Er lachte leichtfertig. „Heute stelle ich mir vor, dass ich wirklich einfach nur Arved bin, und du bist meine Frau und wir leben einfach hier und die Welt hat uns ganz vergessen."
„Und wir vergessen die Welt," stimmte sie zu. „Du... weißt du, wann ich mich in dich verliebt habe?"
„Sag's mir." Seine Lippen fuhren ganz zart ihren Hals hinunter.
„Als du mir die Bücher geschenkt hast."
Er fuhr auf. „Was!" rief er mit gespieltem Erstaunen. „Und ich dachte, da hasstest du mich noch!"
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Aber ich hatte das Gefühl ich müsse so tun. Ich war so unsicher, und kannte mich selbst nicht wieder."
Seine Augenbrauen hoben sich verwundert. „Diese Unsicherheit hast du gut verborgen. Ich fand es immer erstaunlich, wie selbstsicher du warst."
„Und du?" Sie musterte ihn beiläufig, innerlich jedoch angespannt. Diese Frage war ein Versuch.
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Perlenmeer Teil 1: Rahja
AdventureDas Schwarze Auge - eine Welt, die hunderttausend Geschichten schreibt. Manche ähneln einander, andere sind ganz eigen oder auch eigenartig. Einige Erzählungen sind phantastisch, einige komisch, alle jedoch sehr abenteuerlich. Das Besondere daran: E...