Die Spur

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Sara

"Wenn die Ashraf Zeit kommt..." lies ich murmelnd vor mich und blickte grübelnd auf das Buch.

"werden die Pfingstrosen die Wahrheit aufblühen." beendete plötzlich Alis strenge Stimme hinter mir den Satz.

Sofort drehte ich mich um und sah Ali mit zusammen gezogenen Augenbrauen an der Diele stehen.

"Sag mir, was bedeutet das?" forderte er mich mit einem wütenden Ton und stampfte auf mich zu.

Nachdem er mich von der Uni nach Hause gefahren hatte, hatte er kein Wort mehr mit mir gesprochen. Während der Autofahrt war er auch sehr angespannt und sprach nicht mit mir. Sobald wir zuhause ankamen, sprang er aus dem Auto und verschwand wortlos mit seinem Handy fest in der Hand. Und als ich ihn zuletzt aus dem Fenster gesehen hatte, telefonierte er in einer Ecke mit einer totes ernsten Miene.

Als ich ihn jetzt wieder sah, hallten seine Worte erneut in meinen Ohren und ein Stein setzte sich in meinen Magen.

"Du wirst mir erzählen, was du mit der Ashraf Zeit zu tun hast. Alles! Jedes einzelne Detail! Hast du mich verstanden?"

"Oder du weißt ganz genau, womit ich dir drohen werde."

Ich konnte auch nicht glauben, dass ich Ali in dieser Nacht von diesem mysteriösen Spruch erzählt hatte, der plötzlich im Lieblingsbuch meiner Mutter aufgetaucht war, als Caroline ihren Tee drauf verschüttet hatte. Ich hatte fest vor gehabt nach der Party, mich damit auseinanderzusetzen, um herauszufinden, ob das Ganze überhaupt eine Bedeutung hatte. Doch aufgrund der Ereignisse in der Uni hatte ich es völlig verdrängt. Und außerdem wusste ich damals nicht, wo ich anfangen sollte.

Doch jetzt stand mein erster Anhaltspunkt fest. 

Ali.

Er hatte mich heute wieder daran erinnert, dass er weder mein richtiger Chauffeur noch mein Beschützer war. Ihm ging es einfach und allein darum seinen Vater zu finden. Und ich wollte ihm helfen, damit er so schnell wie er gekommen war aus meinem Leben verschwinden konnte. Doch nun musste er mir helfen. Denn es schien so, dass er im Gegensatz zu mir mit der Ashraf Zeit mehr anfangen konnte als ich.

Als er das Buch in meiner Hand sah, schloss ich meine Hand instinktiv fester um das Lieblingsbuch meiner Mutter und wollte es sofort weglegen, damit er es nicht sieht.

Doch er kam mir zu vor und griff um mich, als ich mich umgedreht hatte, um es in meinem Schrank zu verstecken.

"Ali!" versuchte ich ihn zu stoppen und griff vergeblich nach dem Buch.

Unbekümmert wimmelte er mich ab und riss das Buch an sich. Zunächst blätterte er nur verdächtig durch das Buch. Bis er die Stelle fand, wo die mysteriösen Worte ganz groß standen.

Mit einer verwunderten Miene schossen seine Augenbrauen in die Höhe.

"Was hat das zu bedeuten?" fragte er mich mit großen Augen.

"Ich weiß-" brach ich ab sofort.

"Sag du es zuerst! Was ist die Ashraf Zeit!" stellte ich ihm eine Gegenfrage.

"Ich habe dich zuerst gefragt!" brüllte er.

"Das spielt keine Rolle!" fauchte ich ihn zurück an und stellte mich trotzig auf die Zehenspitze, um vergeblich auf seiner Augenhöhe zu sein.

Mich ignorierend wendete er sich ab und inspizierte genauer das Buch. Blätterte durch, betrachtete jeden Winkel.

"Was ist das für ein Buch?" forschte er kalt nach und blätterte erneut durch das Buch. Er hielt inne als er auf die ersten Seiten blätterte, die heraus zerrissen waren.

Die blonde MuslimaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt