Die Spur in die Vergangenheit

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"Hallo Ali."

Begrüßte mich Caroline mit einem Unterton, während sie ihre schwarze Sonnenbrille abnahm und mich von Kopf bis Fuß musterte.

"Oh oder sollte ich dich doch lieber Leon nennen?" lachte Caroline und während sie aus dem Schatten hervor trat.

"Was sagst du, Cousinchen?"

Natürlich war es mir nicht entgangen, dass sie mich mit meinem echten Namen begrüßt hatte.

"Wurde aber mal auch Zeit, Caroline, dass du dein wahres Gesicht zeigst." grinste ich Caroline frech an.

"Die Rolle der netten Cousine hätte dir lange nicht gestanden."

Eine unausgesprochene Spannung füllte sich im Raum und alle beobachteten schweigend den stillen Krieg zwischen mir und Caroline, die wir mit unserem gespielten, falschen Lächeln fochten.

"Wärst du damals nicht auf eigene Faust in die Villa eingebrochen und hättest nicht all unsere Pläne vermasselt, wärt ihr nicht in dieses bescheuerte Spiel verwickelt." mischte sich Büyük Abi streng ein.

"Dann hätte dieses Treffen schon viel eher stattgefunden!"

Ich schnaubte.

Es stimmte.

Ich erinnerte mich, wie ich an jenem Tag im Türspalt Büyük Abis Gespräch belauschte. Wie sie darüber diskutierten, ob sie eine Spur von Ashraf in der Villa von John Schneider gefunden hatten.

Ashraf. Der Mann der mir meine Kindheit und mein Leben raubte.

Nachdem jahrelang keine Spur von ihm gefunden werden konnte, hatte sich endlich was bewegt. Endlich war ich meinem Ziel meine Rache auszuüben näher. Auf diesen Tag habe ich hinaufgearbeitet.

Und als ich das hörte, konnte ich mich nicht beherrschen. Allein die Wahrscheinlichkeit auf eine Spur von ihn gekommen zu sein, genügte mir. So verlies mich jede Rationalität und ich stürmte in die Villa. Nur um dann auf sie zu treffen.

"Um genau zu sein, habt ihr auf mein grünes Signal gewartet." fing Caroline an.

"Doch als ich dich dann an jener Nacht im Keller sah mit Sara, wusste ich direkt, dass du Büyük Abis Mann bist, von dem er sprach. Damit nicht unser Plan in den Eimer geht, versuchte ich die Situation zu unseren Gunsten zu drehen." erklärte Caroline, während sie desinteressiert ihre frisch lackierten Fingernägel beäugte.

"Unser Plan?" fragte ich lachend.

"Mein Plan ist es den Mörder meiner Mutter zu finden. Was euer Plan ist, interessiert mich nicht."

"Ah ja, Stimmt. Ashraf war der Mörder deiner Mutter." Caroline blickte mit einem flüchtigen Blick zu Büyük Abi.

"Ich kann dir sagen, unser Ziel vorerst dasselbe, Cousinchen. Wir wollen ebenfalls Ashraf finden."

Misstrauisch sah ich zu Büyük Abi, der sich in seinen Sessel zurückgelehnt hatte und schweigsam dem Gespräch zuhörte.

"Oder um genau zu sein. Seine Mätresse.

Die erste Frau meines Mannes. Die Mutter der kleinen Sara."

Unwillkürlich weiteten sich meine Augen. Und langsam setzen sich die Puzzleteile.

"Wenn die Ashraf Zeit kommt, werden die Pfingstrosen die Wahrheit aufblühen." erinnerte ich mich daran, wie Sara völlig unter Carolines Drogen mir das verborgene Zitat aus dem Buch ihrer Mutter vorlas. Dann als ich zum ersten Mal erfuhr, das Saras Mutter etwas mit Ashraf zu tun hatte.

"Ich dachte, Saras Mutter wäre tot." entgegnete ich Caroline kalt.

"Das dachten wir bis vor kurzem auch. Doch Saras Mutter, Maria, war sehr raffiniert. Wir denken, dass sie ihren Tod vorgetäuscht hat und nun irgendwo mit Ashraf lebt." schnaubte Caroline.

Die blonde MuslimaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt