Das Geheimnis der Pfingstrosen

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Kapitel 10

Sara

„Sara."

Plötzlich zuckte ich zusammen, während mir mein Besteck aus der Hand fiel. Carolines Stimme drang durch meine Gedanken und holte mich aus meiner Trance zurück in die Realität.

„Bist du noch bei uns, Schätzchen?"

Langsam blickte ich auf und vor mir über dem Esstisch erschien die Gestalt einer hinterhältig lächelnden Caroline.

Sie sah mich auf einer ironischen Weise bemitleidenswert an und sah gleichzeitig zu meinem Vater, der ruhig und in Gedanken sein Essen mit kleinen Happen zu sich nahm.

Resigniert blickte ich Caroline entgegen und fragte mich, was sie nun zu sagen hatte.

"Ich hatte dir ja gesagt, dass wir gemeinsam Shoppen gehen würden. Für dein Kleid am Vor Treff deiner Uni." fing sie ruhig an.

Ihr zu nickend, sah ich sie fragwürdig an. Was wohl jetzt kommen wird?

"Nun ja.." Sie sah tief einatmend  zu meinem Vater rüber.

"Ich habe eine kleine Überraschung für dich." Brachte sie endlich aus ihrem Mund und starrte mich neugierig an.

Sofort im nächsten Moment kam schon Carolines "rechte Hand" mit ihrem Maid Outfit,die Tür rein geschlendert. Mit ihren beiden Händen trug sie etwas  schwarzes in der Hand.

Verwirrt sah ich  Caroline zu, wie sie vom Tisch aufstand und mit ihren hohen Schuhen sich der schwarzen Stofftüte näherte.

„Es wird dir bestimmt gefallen." Freute sie sich und zog langsam an dem Reisverschluss.

Jedoch etwas war  anders. In ihrem Tonfall versteckte sich etwas anderes. Irgendwas stimmte hier nicht. Ganz und gar nicht. Und das gefällte mir überhaupt nicht.
Zumal, warum sollte mir Caroline aus heiterem Himmel eine Überraschung machen wollen? Um vor meinem Vater die Stiefmutter des Jahres zu spielen? Doch anderseits  könnte es ja wirklich sein, dass es ihr  aus dem Herzen gekommen ist.  Auch wenn es eine minimale Wahrscheinlichkeit darstellte.

Es dauerte dann doch nicht lange bis sich meine Vermutung als ein Produkt meiner Naivität herausstellte.

Caroline hatte aus dem schwarzen Umhang meine Überraschung raus gefischt und trug nun auf den Händen ein glitzerndes, atemberaubendes Kleid.
Ein Kleid, dass auf jeden Fall die Fähigkeit besaß aus der Menge wie eine Sonne hervor zu strahlen und wochenlang die Startseiten der Modemagazinen zu schmücken.
Ein Kleid, weswegen die Frauen ihre Augen aus dem Kopf verlieren würden. Ein berechtigter Grund für einen Zickenkampf an denen ALLE Frauen teilnehmen würden. Freiwillig.

Nur ich nicht.

Denn das Kleid war genauso atemberaubend wie auch freizügig. Und freizügig nicht in dem Sinne von Kurzärmlig, sondern ECHT freizügig. Es war quasi nur ein Stück Stoff, womit nur die Muss- Stellen  bedeckt wurden. Das Kleid ging knapp oberhalb der Brust und knapp unterhalb des Gesäßes. Man war mehr nackt als bedeckt in diesem Kleid.

Mit großen Augen starrte ich fassungslos zuerst das schimmernde Kleid, dann die angeblich hoch erfreute Caroline, anschließend meinen desinteressierten  Vater und noch guter Zuletzt meinen mich anstarrenden Chauffeur an bis ich wieder meine Aufmerksamkeit dem Stück Stoff in Carolines Hand widmete.

Warte. Mein Chauffeur?

Leon!

Sofort blickte ich zurück und sah direkt in die grauen Augen von Leon. Einen Moment lang vergaß ich die Katastrophe in Carolines Händen und rutschte mit den Gedanken an das Ereignis von heute.  Sein Blick erinnerte mich an seinen kalten Blick von heute, als er mich vom Auto rausschmiss und mich in diesem einsamen Wald zurück ließ.  Leon bohrte sich mit seinen Augen eine Weile in mich bis ich dann wütend meinen Blick von ihn abwendete. 

Die blonde MuslimaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt