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(Sorry, dass das mit den neuen Kapiteln so langsam vorangeht, ich hatte leider ein paar Probleme mit dieser Geschichte🙏🏻😓)

Elisabeth Karlsson:

Das Letzte, was ich spürte, bevor ich einschlief, war, wie Masha vorsichtig eine ihrer vielen Wolldecken über mich legte, mir somit das Schlafen auf ihrem Sofa vermutlich angenehmer gestalten wollte. Dann war ich wie weg und merkte während des Einschlafvorgangs, dass ich wirklich extrem müde war und dieses Mal sicherlich ein paar Stunden mehr schlafen würde.

Am nächsten Morgen wusste ich seltsamerweise sofort, wo ich mich befand, hatte aber keine Ahnung, ob und wenn ja, was ich geträumt habe. Aber nach den Gedanken und Erlebnissen des Vortages erachtete ich das als nicht allzu schlecht, denn schließlich war ein Albtraum eigentlich schon vorprogrammiert. Draußen schien gerade die Sonne aufzugehen, denn sanfte Lichtflecken oranger Farbe trafen durch die großen Fenster auf die weißen Wände und das riesige Bücherregal gegenüber von dem Sofa, auf dem ich lag. Ich sah auf mein Handy, welches ich auf den Tisch neben dem Sofa gelegt hatte, als Masha und ich am späten Abend diese Pfannkuchen gegessen hatten. Es war gerade einmal sieben Uhr morgens, stellte ich fest, legte mein Handy wieder weg und starrte an die Zimmerdecke. Diese war hoch und bestand ausschließlich aus Holz, während die Wände des Wohnzimmers in einem warmen Orangeton gestrichen waren. Ich setzte mich auf und sah mich generell ein wenig in dem großen Wohnzimmer um. Mit Mühe und dem bis jetzt erlangtem Wissen aus meinem Studium entzifferte ich die Titel der Bücher, die in Mashas großem Bücherregal standen. Es war ausschließlich russische Bildungsliteratur. Vor allem zum Thema Geschichte.
Wenige Minuten später hörte ich Schritte auf dem Flur. Ich wusste nicht, warum, aber sofort tat ich so, als würde ich noch schlafen - schließlich war es ziemlich früh, erst kurz nach sieben Uhr. Anhand von irgendeiner Energie, irgendeines Gefühls, was ich spürte, merkte ich es sofort, als Masha den Raum betrat. Ein kleines bisschen bewegte ich mich, öffnete meine Augen ganz wenig und erkannte somit nur die Umrisse der großen rothaarigen Frau, die mitten im Wohnzimmer stand und zu mir sah. Ich tat so, als würde ich jetzt erst wach werden und bewegte mich langsam, sodass ich anfangs nur meinen Kopf anhob. Masha ging langsam auf mich zu und lächelte mich an.
-"Guten Morgen...", flüsterte sie. Ihre Stimme klang zwar heiser und ein wenig kratzig, dennoch aber so sanft und liebevoll. Ich sah einen kurzen Moment in ihre tiefen dunkelbraunen Augen.
"Guten Morgen", meinte ich dann ebenfalls ziemlich verschlafen und versuchte, mich aufzusetzen. Mein Blick wanderte einmal an Mashas Körper entlang. Von unten nach oben. Sie trug dunkelgrüne Hausschuhe, eine lockere Schlafhose in Grau und einen übergroßen mintfarbenen Pullover, der sehr warm und kuschelig aussah. Ihre roten Haare lagen wie Flammen offen über ihre Schultern. Masha schien zu bemerken, dass ich sie ansah - sie kicherte nämlich ganz kurz. Ich sah ertappt in ihr Gesicht, doch sie lächelte nur und meinte dann: "Du kannst mich gerne weiter angucken", bevor sie in ein liebevolles Lachen ausbrach. In mir kam ohne wirklichen Grund ein warmes Gefühl auf, es lag in meiner Herzgegend und löste den Eindruck aus, als würde sich mein gesamter Oberkörper erhitzen. Mein Herz schlug von Sekunde zu Sekunde schneller. Und dann spürte ich auch noch, wie ich rot im Gesicht wurde - verdammt, war das unangenehm. Dann sah ich weg. Nach unten, auf meine Hände, welche auf meinem Schoß lagen.
-"Hey, alles gut...", meinte Masha offensichtlich feststellend, dass es mir unangenehm war. Sie sah kurz zu mir und dann zu der Hälfte des Sofas, deren Platz nicht von meinen Beinen eingenommen wurde. Nach einem kurzen fragenden Blick ihrerseits und einem Nicken meinerseits setzte sie sich dort hin. Sofort spürte ich, so dumm es auch klingen mochte, die Wärme ihres Körpers, obwohl dieser nur in Form ihres unteren Rückens meine Beine berührte, zwischen unseren Oberkörpern fast ein Meter Abstand war. Ich sah ihr in die Augen und langsam kehrte meine Vernunft und mein logisches Denken oder irgendwas, das dessen ähnlich war in mich zurück. Für Masha war es sicherlich eine ziemliche Last, dass ich hier war und außerdem musste ich nach Hause und lernen. Ich hatte die Bücher, die ich mir ausgeliehen hatte, in meine kleine Stofftasche getan, die Masha bei unserer Ankunft in diesem Haus am gestrigen Abend mit meiner dünnen Jacke zusammen an einen dieser goldenen Kleiderhaken gehängt hatte. Theoretisch musste ich wieder nach Hause, praktisch aber saß ich in eine warme Wolldecke eingekuschelt auf dem Sofa und wollte das Gefühl dessen, wie Masha bei mir sitzt und mich sanft anlächelt, nicht verlassen oder gar vergessen.
"Ich sollte gleich wirklich mal nach Hause...", meinte ich nachdenklich und von Masha kam nur ein akzeptierendes Geräusch, nichts sonst. Vorsichtig sah ich wieder zu ihr, versank einen kurzen Moment in ihren dunklen Augen, bevor mir schon das nächste Gefühl sagte, dass ich dies nicht tun sollte. Mein Blick musste ziemlich verwirrt und zittrig gewesen sein, schließlich spürte ich, während ich einen Punkt in Mashas Augen fixierte, plötzlich ihre rechte Hand auf meinem Knie und ihre linke Hand an meiner Schulter. Diese Berührungen strahlten ziemlich viel Wärme und Ruhe in meinen Körper, sodass sich mein Zittern sofort minimierte und ich einfach nur noch in Mashas dunkelbraune Augen sah. Sie hatte ihren gesamten Oberkörper mir zugewandt. Meine wahrscheinlich noch etwas müden Gedanken erzählten mir, dass diese gesamte Haltung ihr mir gegenüber nicht nur dafür sprach, dass sie mich mit den Berührungen beruhigen wollte, sondern es auch so aussah, als würde sie mich vor etwas beschützen. Kurz schüttelte ich darüber den Kopf, hoffte schon im nächsten Moment, dass Masha nicht denken würde, diese Bewegung sei ihr geschuldet gewesen. Aber leider erlosch diese Höfe und ziemlich schnell.
-"Sorry, ich wollte nicht so... Übergriffig sein...", stotterte sie und löste sofort ihre Hände von mir, verschränkte ihre Arme dann angespannt vor ihrer Brust. Ich versuchte, Masha möglichst freundlich anzusehen.
"Das war nicht übergriffig... Wenn es so gewesen wäre, dann hätte ich es dir gesagt...". Ich fand deine Berührungen wunderschön und ich wünschte, sie wären noch länger geblieben. Deine Nähe ist so wunderschön und es fühlt sich an, als würde sich mein ganzes Herz dadurch erwärmen, obwohl ich es eigentlich nicht wahrhaben will. Natürlich sagte ich davon nichts. Masha sah mich trotzdem nicht an, ich konnte trotzdem erkennen, dass ihr Gesichtsausdruck nachdenklich war und sie plötzlich ziemlich unsicher wirkte.
Nach diesem kurzen Dialog herrschte für einen Moment Stille. Komische Stille, bis Masha aufstand, sich von dem Sofa distanzierte und mich dann fragte, ob ich mit ihr frühstücken oder wenigstens einen Kaffee trinken wollen würde. Dann informierte sie mich auch noch darüber, dass ihr Gäste Badezimmer direkt neben der Küche war. Ich nickte daraufhin und stand langsam auf. Erst jetzt merkte ich, dass es doch keine so gute Idee gewesen war, in meiner engen Straßenkleidung zu schlafen. Meine Beine taten nämlich ein wenig weh. Ich legte die große, flauschige Wolldecke ordentlich zusammen und legte sie säuberlich über die Armlehne des Sofas - ich wollte bloß keine Unordnung und keine Arbeit für Masha hinterlassen.
Danach ging ich in das Gästebadezimmer, welches hinter der Tür links neben der Küche war. Es war in warmen Farben wie beige gefliest, hatte ein großes Waschbecken, eine Toilette und eine Dusche in der Ecke. Ich sah in den Spiegel - tatsächlich erschrak ich ein wenig vor meinem eigenen Spiegelbild. Meine Haare waren wirr und unter meinen Augen waren tiefe Schatten zu erkenne. Ich sah aus, als hätte ich die letzten Nächte unter einer Brücke geschlafen.
Nachdem ich auf Toilette gewesen bin, meine Hände gewaschen und irgendwie verzweifelt meine Haare geordnet hatte, betrat ich die Küche. Es wollte nicht aus meinem Kopf gehen, wie schrecklich ich eben aussah, als ich in den Spiegel geschaut habe.
"Ich habe eben erst bemerkt, wie katastrophal ich aussehe...", meinte ich und versuchte, zu lachen, als ich die Küche betrat, in der Masha gerade dabei war, Kaffee zu kochen. Sie drehte sich um, wobei ihre roten Haare, welche sie zu einem Zopf gebunden hatte, ästhetisch über ihre Schulter fielen. Sie seufzte. Ein leichtes Lächeln ging kurz über ihre Lippen, aber der Ausdruck in ihren Augen war besorgt und gleichzeitig immer noch ziemlich liebevoll.
-"Du siehst nicht katastrophal aus... Einfache nur verschlafen, was ehrlich gesagt total süß aussieht". Mit diesen Worten, die sie mit einem freundlichen Lächeln ausgesprochen hatte, reichte sie mir eine Keramiktasse mit Kaffee, welche ich entgegennahm und auf den Tisch stellte. Mein Herz schlug ohne einen wirklichen Grund wieder ein wenig schneller, wobei es sich eben gerade erst von Mashas Berührungen auf dem Sofa beruhigt hatte. Ich sah aus dem Fenster, draußen schien die Sonne, wobei das Gras vor der Haustür weißlich vom nächtlichen Frost war. Nach einem tiefen Atmen sah sich wieder zu Masha, die sich in dem Moment mir gegenüber an den kleinen Holztisch setzte und mich anlächelte. Kurz taten wir so, als würden wir mit den Kaffeetassen anstoßen, dann tranken wir. Ich hatte wirklich vergessen, wie gut mir ein heißer Kaffee am Morgen tut, auch wenn ich wusste, dass ein hohes Koffeinlevel mich schnell hyperaktiv machte.

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