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(Eines meiner Lieblingskapitel ✨🥰 - Btw danke für die 800 reads 💜)

Elisabeth Karlsson:

Mein Herz raste unvorstellbar schnell, als Masha und ich uns ein stilles Blickduell lieferten, nachdem ich gefragt hatte, worüber sie mit mir sprechen wollte. Ich hatte wirklich Angst. Langsam legte ich meine beiden Hände auf meine Brust und spürte, wie mein Herz darunter hämmerte. Allmählich bekam ich Panik und meine größte Befürchtung war, dagegen in diesem Moment nichts tun zu können. Zum Glück begann Masha eine Sekunde später mit dem Reden.
-"Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass du mir jederzeit alles anvertrauen kannst und wir, wenn du magst, auch darüber reden können, was am Freitagabend passiert ist und warum... Ich habe gesehen, dass du Panik hattest... Und weil ich selbst weiß, wie sehr einen so etwas mitreißen kann, wenn man sich nicht darum kümmert, will ich dir hiermit anbieten, dass du jederzeit zu mir kommen und jederzeit mit mir reden kannst, wenn du es brauchst, Elisabeth".
Während Mashas ruhigen Worten hatten sich Tränen in meinen Augen angesammelt. Ihr lag wirklich etwas daran, dass es mir gut ging. Sie bot mir an, mich ihr anzuvertrauen - nichts würde ich lieber machen als das, dachte ich sofort. Ich wollte es schon die ganze Zeit, aber um Masha nicht zu belasten hatte ich es immer gelassen, wenn sich die Gelegenheit bat. Außerdem brauchte es Zeit, Geduld und wahrscheinlich auch sehr viel Bereitschaft dazu, mir sowohl seelisch als auch körperlich nahe zu sein, wenn ich einmal anfing, über meine Ängste, Gedanken und Erlebnisse zu sprechen. Masha sah mich besorgt an und strich sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht - ich wurde zunehmend nervös, während Tränen aus meinen Augen flossen.
"Danke Masha... Noch niemand hat so etwas Liebes zu mir gesagt, noch niemals hat mir jemand so ein Angebot gemacht, nicht einmal meine Freunde", flüsterte ich weinend. Ich sah auf den Fußboden und dann auf meine Hände, mit denen ich mich immer noch angespannt an meinen Knien festhielt. Ich spürte eine Hand auf meiner rechten Schulter. Sofort sah ich auf zu Masha, die rechts neben mir saß und mich durchdringend, aber mit einem besorgten Lächeln ansah.
-"Bitte... Es tut mir so leid, dass du dieses Angebot vorher von niemandem bekommen hast...", meinte Masha. Ihre Stimme wirkte ein wenig aufgesetzt, aber mir war bewusst, dass die Worte, die sie sprach, wahr waren und aus tiefstem Herzen kamen.
"Vielen Vielen Dank, Masha", wimmerte ich nun. Ich war so verdammt emotional geworden und das nur, weil Masha so unglaublich liebevoll war und so sanft und vertrauensvoll mit mir umging. Und weil ich sie liebte. Ich liebte sie so sehr und meine größte Angst war, dass sie dieses Gefühl niemals erwidern würde. Wenn ich sie ansah, wollte ich ihren Körper einfach nur an meinem spüren, ihre Wärme fühlen. Ich dachte immer häufiger daran, wie sich wohl ihre wunderschönen Lippen auf meinen anfühlen mussten. Ich war wirklich mehr als einfach nur verliebt.
Ihre linke Hand lag immer noch auf meiner Schulter und während es zwischen uns vollkommen still war, strich sie mit ihrem Daumen nachdenklich über meinen rechten Oberarm. Mashas Hand war so warm und ihre Berührungen brachten sofort Ruhe in meinen chaotischen Gedanken und meiner Angst, die ich manchmal hatte. Andersherum spielte mein Körper verrückt - das allerdings in einem positiven Sinne, denn mein Herz klopfte wieder wie wild und die Schmetterlinge in meinem Bauch konnten sich gar nicht mehr einkriegen.
-"Magst du mir denn erzählen, was am Freitag los war?", fragte sie nach einiger Zeit, als immer noch lautlose Tränen aus meinen Augen flossen und strich dabei mit ihrem Daumen immer noch über meinen Arm. Sie war mit ihrem gesamten Körper etwas näher an mich herangerückt, wodurch sich unsere Beine berührten. Ich begann, zu zittern. Ich wollte diese Berührungen so sehr, aber ich wusste nicht, ob Masha sie mit Absicht entstehen ließ oder nur zufällig. Nervös sah ich in Mashas Augen. Sofort schenkte sie mir ein beruhigendes Lächeln.
-"Du musst es nicht sagen, aber ich mache mir auch ein wenig Sorgen um dich, Elisabeth", erklärte sie und ihre Stimme wurde im Laufe ihres Satzes immer leiser. "Du hast am ganzen Körper gezittert, noch mehr, als jetzt und es hat fast eine Stunde gedauert, bis du nicht mehr geweint hast", sagte sie und mein Blick war an den tiefen, dunkelbraunen Augen festgeklebt. Ich dachte sofort an den Grund für den Flashback. Es war so ein verdammt kleiner, unnötiger Grund. So viel Verständnis mir diese wunderschöne Frau auch entgegenbrachte, würde sie es sicherlich nicht ernst nehmen, wenn ich sagen würde, dass ich Panik bekam, weil alleine der Geruch von Autoabgasen in der Luft mich an den Unfall erinnerte.
Masha legte ihre beiden Hände beruhigend auf meine Schultern und unsere Oberkörper berührten sich fast. Wenn ich mich korrekt an Samstagmittag erinnerte und daran, wie sich unsere Umarmung angefühlt hatte, dann war ihr gesamter Oberkörper wärmend und ihre Brust unfassbar weich.
"I-Ich... Ich hatte Panik", traute ich mich, zu sagen, was für Masha schon relativ offensichtlich gewesen war. Trotzdem nickte sie verständnisvoll und lächelte leicht. Alleine durch diesen ermutigenden Blick und das interessierte Glänzen in ihren Augen fand ich Mut, zu sprechen.
"Ich hatte einen Flashback... Lebhafte Erinnerungen mit Panik und so... Ich habe sowas öfters...", erklärte ich und bekam es ab der Hälfte des Satzes nicht mehr hin, Masha ins Gesicht zu sehen. Aber aus dem Augenwinkel sah ich, dass sie kurz nickte und dann ein wenig ihren Kopf senkte, um mir ins Gesicht zu schauen. Ihre Hände ruhten dabei immer noch Halt gebend auf meinen Schultern. Ich merkte, wie mein Zittern wieder stärker wurde. Dadurch, dass ich über die Flashbacks redete, kamen viele Erinnerungen hoch und während ich mühsam versuchte, mich gedanklich nicht schwer verletzt auf einer Landstraße im Niemandsland zwischen Nyköping und Stockholm zu befinden, flossen wieder Tränen aus meinen Augen. Mit meinen Fingern versuchte ich, diese zurückzuhalten, aber ich war machtlos. Immerhin verfiel ich nicht in einen erneuten Flashback, jedoch fühlte ich mich schrecklich. Ich fühlte mich kalt und leer, so wie es damals auf der Straße auch war. Dort lag ich gefühlt Stunden bis überhaupt jemand, diese mysteriöse Person, kam und sich um mich kümmerte. Das Gefühl, welches ich nun hatte, glich diesem viel zu sehr und ich bemerkte eine ziemliche Kälte in meinem gesamten Körper.
Bis ich zwei starke Arme um meine Schultern spürte, die mich an einen warmen, weichen Oberkörper zogen. Ich vergrub meinen Kopf in Mashas Pullover und weinte einfach. Irgendwie hatte ich trotz des Fakts, dass mein kleiner Zusammenbruch am Freitag noch nicht lange her war, das Gefühl, dass es mir guttat, meine Emotionen herauszulassen. Mit meinen Händen hielt ich mich gefühlt hilflos an Mashas Wollpullover fest. Sie drückte mich an sich.
-"Das ist in Ordnung", meinte sie nach einiger Zeit. Es könnte sich um wenige Sekunden gehandelt haben, vielleicht aber auch um mehrere Minuten. Ich umarmte sie einfach und es tat mir so unwahrscheinlich gut. Beruhigend strich Masha mit ihren Fingern über meinen Rücken und ich kuschelte mich mit meinem Kopf wie selbstverständlich an ihre Brust. Es war ein warmes und geborgenes Gefühl, welches ich in diesem Moment bei Masha hatte.
-"Shhhh... Ich bin da... Es ist alles gut, meine Süße", flüsterte sie in mein Ohr, während sich mich weiterhin fest in ihren Armen hielt und mit ihrer Hand über meine offenen Haare strich. Sie hatte mich Süße genannt. Mein Herz schlug automatisch ein wenig schneller.
Ich hätte mich noch Ewigkeiten an Mashas warmen Oberkörper kuscheln und das wunderbare wohlige Gefühl von Sicherheit und Vertrauen fühlen können, aber trotzdem löste ich mich nach einiger Zeit von ihr. Es waren sicherlich mehrere Minuten vergangen, in denen ich einfach in ihren Armen gelegen hatte und sie mich fest bei sich hielt.
"Danke", wisperte ich und sah Masha in die Augen, während ich mit meinen Armen immer noch ihren unteren Rücken umfasste. Sie schenkte mir ein wundervolles, herzliches Lächeln. "Das ist selbstverständlich, Elisabeth", meinte sie mit ruhiger Stimme und strich mit ihren Fingern sanft über meine Schultern, auf denen ihre Hände immer noch lagen. Ich schüttelte den Kopf: "Es ist nicht selbstverständlich... Aber du bist so unfassbar verständnisvoll und lieb...", sagte ich und sah wieder in Mashas Augen, die mich liebevoll anblickten. Und schließlich traute ich mich, mich ihr wieder ein wenig zu nähern und flüsterte dann: "Ich glaube, du hast ein wirklich gutes Gespür für die Emotionen von Menschen und dafür, was ihnen in schwierigen Momenten hilft". Masha lächelte.
-"Dir hat es geholfen, dass ich dich einfach nur in den Arm genommen habe?", fragte sie ein wenig erstaunt und ich nickte sofort, woraufhin sie kurz kicherte und ich dann antwortete: "Es hat mir so sehr geholfen, denn es hat mir Sicherheit und Wärme gegeben... Das ist das einzige, was ich in solchen Momenten brauche". Ich war so verdammt ehrlich und trotzdem sprach ich einfach so darauf los. Ich war mir mittlerweile immer sicherer darüber, dass Masha für mich ebenfalls mehr empfand, als bloße Sympathie. Dafür sprach alleine schon der Fakt, dass sie mich eben so dicht bei sich gehalten und mich Süße genannt hatte.
Masha sah mich an, sie lächelte durchgehend und ich stellte fest, wie unwahrscheinlich schön ihre vollen, rosafarbenen Lippen aussahen, wenn sie so herzlich lächelte, wie sie es in diesem Moment tat. Ich spürte, wie es in meinem ganzen Körper zu kribbeln begann, nachdem meine Tränen getrocknet waren. Mein Blick wanderte zwischen Mashas dunklen Augen und ihren perfekten Lippen hin und her. Ich musste mein Gehirn ermahnen, denn es dachte schon wieder daran, wie es wäre, würde ich Masha nun küssen. Ehrlich gesagt wollte ich das verdammt gerne, denn auch so würde ich meine Dankbarkeit dafür, wie liebevoll sie mit mir umging, zeigen und noch dazu würde ich das Gefühl vermitteln, dass ich sie liebte. Und ich war mir ziemlich sicher, dass sie auch irgendetwas empfand. Trotzdem fühlte es sich komisch an, daran zu denken, sie jetzt einfach zu fragen, ob ich sie küssen dürfte.
Ich stellte fest, dass auch ihr Blick wanderte. Ebenfalls zwischen meinen Augen und meinen Lippen und ich merkte, dass das Kribbeln in meinem Körper stärker wurde und die Schmetterlinge wie Pfeile durch meinen Bauch schossen. Schließlich setzte ich zu meiner Frage an - ich wollte mich so sehr trauen, Masha nach einem Kuss zu fragen. Ich war nicht nur unfassbar neugierig auf das Gefühl, wenn ihre Lippen meine berührten, sondern ich wollte auch, dass sie meine Dankbarkeit in Form meiner Liebe für sie erfahren durfte. Zwar war ich mir noch nicht zu hundert Prozent sicher, dass sie auch solche starken Gefühle für mich hatte, weswegen ich nach unten sah und meinen Mund wieder schloss. Ich sah auf den Fußboden. Und plötzlich schoss mir eines der Wörter, die ich am gestrigen Abend in meinem weißrussischen Text gelesen hatte, durch den Kopf. Рызыка - das Risiko. Ich hob meinen Kopf wieder an und sah Masha tief in die Augen.
"Darf ich?", fragte ich flüsternd und wartete mit klopfendem Herzen auf eine Antwort. Masha nickte und mit tausenden an guten Gefühlen in meinem Herzen näherte ich mein Gesicht dem von Masha, bis unsere Lippen aufeinandertrafen.

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