Kapitel 5 - Überwachung

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Durchgeschwitzt ruhte ihr Kopf auf Jakes nackter Brust. Mary lauschte seinem Herzschlag, der nun langsam ruhiger wurde. Bei ihrem zweiten Mal hatte er sich wirklich viel Zeit gelassen. Es würde Mary nicht wundern, wenn nun ganz Duskwood wüsste, was hier gerade geschah. Wirklich leise waren sie dabei nicht gewesen.

„Hast du dir so unser erstes Treffen vorgestellt?", neckte sie ihn. Sanft fuhren ihre Finger über seinen Bauch.

„Meine Vorstellungen kommen nicht annähernd an die Wirklichkeit heran," entgegnete er liebevoll.

„Was hast du dir denn vorgestellt?"

„Mhm, ich dachte, dass wir in dem chinesischen Restaurant da drüben essen gehen. Danach machen wir einen Spaziergang oder so. Auf jeden Fall wollte ich dir dann am Schwarzwassersee meine Liebe gestehen."

„Das klingt sehr romantisch und irgendwie gar nicht nach dir", lachte sie. „Aber das du mich liebst, weiß ich ja nun schon." Zärtlich küsste sie seine Brust.

„Dann muss ich dir unten am See eben was anderes Schönes erzählen", lächelte er zurückhaltend. Wieder schmiegte sich Mary an ihn. Ein paar wenige Haare darauf kitzelten ihre Nase. Das Gedankenkarussell drehte sich unaufhörlich. Aber sie wollte diesen wunderschönen Moment, auf den sie so lange gewartet hatte, nicht zerstören. Sie wollte unbedingt diesem Drang widerstehen, doch ihre Neugier war zu groß.

„Jake?"

„Ja?"

„Woher wusstest du, dass ich hier bin?"

„Mary, ich..." begann er zu drucksen. Sie wusste, dass er etwas vor ihr verheimlichte.

„Jake!"

„Ich habe dich getrackt."

„Du hast was?", fragte sie ihn wütend. Sie konnte es schon kaum ertragen, dass er ihre Nachrichten ständig las, auch wenn sie es irgendwas akzeptierte. Dass er sie nun auch noch ortete, ging ihr zu weit. Sie schaute ihm direkt ins Gesicht, damit sie nun endlich mal seine Reaktionen erkennen konnte, die er sonst hinter seinen Texten verbarg. Er mied ihren Blick. Wurde sogar rot. Jake atmete tief durch.

„Nym-Os trackt dich die ganze Zeit. Als Sicherheitsvorkehrung sozusagen. Damit konnte ich sicher sein, dass du immer in Sicherheit bist oder nicht einfach nach Duskwood kommst."

„Und dann hat Nym-Os dich informiert, dass ich hier bin?"

„Ja, genau. Ich konnte es nicht glauben, als ich es sah. Ich bin sofort hergefahren um dich zu sehen. Auch wenn es wirklich riskant war, mein Versteck deswegen zu verlassen. Aber du bist es in jedem Fall wert."

„Du findest immer die richtigen Worte um deine dubiosen Taten schön zu reden.", witzelte sie. Mary hatte sich mit Jake an seine Methoden gewöhnt.

„Dafür findest du sehr drastische Worte."

„Wie meinst du das?", hakte sie nach.

„Deine Nachrichten von vorhin an meine alte Nummer? Du weißt schon, dass ich immer noch lesen kann, was du so schreibst."

„Was, echt?" Mary war peinlich berührt. Sie hatte tatsächlich gehofft, dass Jake das nie lesen würde.

„Als ich die Nachrichten las, hat mich das sehr getroffen. Das du so leidest, war mir nicht bewusst. Ich hatte anderes erwartet. Doch so musste ich wieder Kontakt zu dir aufnehmen." Nun saßen die beiden im Bett. Mary hatte sich die Decke über die Schultern gezogen, da ihr kühl war. Dabei betrachtete sie jeden Zentimeter von Jakes blasser Haut. Der Mann kam nicht oft in die Sonne, amüsierte sie sich. Dann blieb sie an seinem Tattoo auf dem linken Arm hängen. Es war verworren und riesig. Es ging ihm von der Schulter fast bis zum Handgelenk und sie versuchte einen Sinn darin zu finden. Er beobachtete sie gelassen dabei, wie sie ihn beobachtete. Keiner sagte etwas um die Stimmung zu kippen.

Duskwood - Hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt