Lilly konnte ihren Blick nicht von Jake abwenden. Zuerst hatte sie ihn gar nicht wahrgenommen, nachdem Mary ihr die Tür geöffnet hatte. Doch nun starrte Lilly ihren Bruder nur an. Doch Jake hielt dem nicht stand. Er war schüchtern und sprach kein Wort. Zudem war er so peinlich berührt, dass er rot wie Marys Shirt war.
„Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll", flüsterte Lilly gereizt und drehte sich von Mary und Jake weg. „Du bist hier und wir machen uns die ganze Zeit Sorgen, dass du in der Mine verbrannt sein könntest oder vom FBI gefasst wurdest", zischte sie. Dann wandte sie sich aufgebracht an Mary: „Und du wusstest die ganze Zeit, dass er lebt?"
„Es gibt genügend Gründe niemandem davon zu erzählen, dass Jake noch lebt geschweige denn hier in Duskwood bei mir ist. Und du weißt auch warum, das so ist."
„Das ist nicht fair!", rief Lilly.
„Lilly, es tut mir leid, dass ich mich nicht bei dir gemeldet habe. Wenn du auf jemanden böse sein möchtest, dann bitte auf mich. Mary hat dir nichts gesagt, weil ich es so wollte." Jakes Erklärung nahm Lilly den Wind aus den Segeln. Genau in diesem Augenblick hatte Mary das Gefühl, dass sie die Geschwister allein lassen sollte. Sie musste zu Jessy, auch wenn sie noch nichts davon wusste.
„Ich denke, ihr solltet euch mal in Ruhe unterhalten. Ich muss noch mal wohin", sagte Mary mit einem aufgesetzten Lächeln. Jake sah sie eindringlich an, bis Mary ihm stillschweigend zu nickte. Bei diesem Gespräch wollte Mary nicht stören.
Die Autotür klemmte etwas, als Mary einsteigen wollte. An sich nichts Ungewöhnliches, doch in Kombination mit den vielen belastenden Ereignissen, die sie in den letzten Tagen erlebt hatte, war Mary damit überfordert. Die vielen negativen Emotionen krochen wieder in ihr Bewusstsein. Wie ein Stein, der ins Rollen gerät und nicht aufzuhalten war. Es würde sie einfach umhauen, wenn sie nun nicht standhaft bliebe.
„Nein, du weinst jetzt nicht", sprach sie zu sich selbst. Doch es war schon zu spät. Die Tränen rannen Mary heiß über die Wangen. Schluchzend wischte sie diese mit dem Handrücken ab. Seit sie an diesem verfluchten Ort war, hatte sie schon so viele Tränen gelassen. Und das, was sie nun vorhatte, würde noch mehr Tränen bedeuten. Sie zückte ihr Handy.
Mary: Hey Jessy.
Jessy kam nach wenigen Sekunden online.
Jessy: Hey Mary
Mary: Hast du Zeit? Ich müsste was mit dir besprechen.
Jessy: Für meine beste Freundin habe ich immer Zeit :-)
Bei diesen Worten verkrampfte Marys Magen.
Mary: Ich möchte das gern direkt mit dir besprechen. Bist du zu Hause?
Jessy: Alles in Ordnung bei dir?
Mary: Ja...
Mary: Kann ich vorbeikommen?
Jessy: Klar.
Nachdem Jessy ihr die Adresse genannt hatte, fuhr Mary los. Das schlechte Gefühl, die falsche Entscheidung getroffen zu haben, begleitete sie die gesamte Fahrt und sollte sich bald bewahrheiten.
Sie saß im Auto vor Jessy Wohnungstür. Sie blickte auf die Reste des Rabens, der vor ein paar Wochen an Jessys Tür gekritzelt wurde. Bisher wurde nicht geklärt, wer dafür verantwortlich war. So ganz hatte sie nicht alles abbekommen. Mary fragte sich, ob Jessy mit Absicht noch nicht alles abgemacht hatte. Dann sah sie ihre Freundin am Fenster stehen und winken. Beruhigend atmete Mary noch mal durch. Erste Stressreaktionen ließen Mary zappelig werden. Doch sie wollte sich das nicht direkt anmerken lassen.
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Duskwood - Hinter der Maske
Fiksi PenggemarBei dieser Story handelt es sich um eine Fortsetzung der Geschichte zum Mobilgame Duskwood. Nach dem Ende des 10. Kapitels sind noch viele Fragen offen und Hintergründe ungeklärt. Bleibt dran. ;) Auf der Suche nach Antworten nimmt Mary den langen W...