Duskwood - Hinter der Maske

Kapitel 11 - Unerwartet

„Keine Sorge, ich kümmere mich um dich", flüsterte Phil ihr zu. Dies vernahm Mary nur noch mit einem halben Ohr - wenn überhaupt, bevor er sie auf den Armen aus der Bar trug. In ihrem Traum sah sie sich bei ihm. Er trug sie die Treppe hoch und legte sie vorsichtig auf sein Bett. Dann setzte er sich neben sie. Seine Finger glitten hinauf über die nackte Haut ihres Oberschenkels. Kurz bevor er ihren Slip ausziehen wollte, hielt er inne und begann zu weinen. Mary konnte alles beobachten, doch sie war nicht in ihrem Körper und sie konnte nichts tun. Phil nahm Marys Handy aus ihrer Handtasche und suchte etwas, doch sie konnte nicht sehen, was es war. Danach zog er sich aus und legte sich neben sie in sein Bett. Zärtlich begann er sie zu streicheln, als ob sie miteinander vertraut wären.

„Weißt du, ich wollte dieses Zeug eigentlich nicht bei dir benutzen. Eigentlich wollte ich dich auf normalen Wege von mir überzeugen, aber nun weiß ich, wem dein Herz gehört. Doch ich konnte dich nicht gehen lassen. Nicht schon wieder. Ich habe das alles nur gemacht, um dir nahe zu sein. Aber gleichzeitig muss er leiden, für das, was er mir angetan hat." Er küsste sie leidenschaftlich. Ohne etwas dagegen tun zu können, entfernte sie sich in ihrem Traum aus dieser Szenerie. Immer weiter und weiter, bis sie in ein unendliches Nichts fiel.

Sie riss die Augen auf. Das Atmen fiel ihr sehr schwer. Ihr Herz raste wie verrückt. War das ein Traum oder eine Erinnerung? Warum fühlte es sich so real an? Wie lange hatte sie geschlafen? Draußen war es stockfinster. Erschöpft taste sie das Bett ab und bemerkte Jake neben sich sitzen. Er war mit seinem Laptop beschäftigt. Im Augenwinkel sah sie, dass er sich die Aufnahmen der Überwachungskamera der Aurora ansah.

„Warum quälst du dich damit?", fragte sie erschöpft. Es war nicht zu übersehen, wie sehr ihn die Sache mitnahm. Dabei hatte sie ihn noch nicht mal nach seinen Gedanken und Gefühlen befragt.

„Weil ich hier den Beweis gefunden habe. Als du dich in der Bar umgesehen hast, hat er dir etwas in den Drink gemischt, was nicht nach einer Zutat aussah. Sieh selbst." Mary beobachtete auf dem Video, das eher von schlechterer Qualität war, wie sie sich umsah und mit Phil unterhielt. Dann nahm er ein Röhrchen aus seiner Hosentasche und kippt dies unbemerkt in ihren Cocktail. Sie spulte das Video an die Stelle zurück und sah es sich nochmals an, da es sehr schnell passierte. Ihr Mund war trocken. Jakes Blick war starr auf den Bildschirm gerichtet.

„Dieses Schwein!", entfuhr es ihr. Jake stoppte die Aufnahme einige Zeit später, als Phil sich von hinten an Mary anschmiegte, um ihr vermeintlich beim Billard zu helfen.

„Er wird dafür bezahlen", gab Jake ihr zu verstehen. Er zitterte vor Wut und strich sich nervös durch die Haare.

„Ich könnte ihn einfach anzeigen", überlegte Mary laut.

„Ja, das wäre eine Option, aber ich denke, dass er sich da rausreden könnte. Es war so schon schwer genug zu erkennen, was er da tat. Er könnte alles abstreiten und du wärst im Zweifelsfall in der Beweispflicht."

„Und wenn ich einen Bluttest mache?"

Jake schüttelte mit dem Kopf und sagte: „Leider ist die Substanz nach 6 Stunden schon nicht mehr nachweisbar. Das ist zu lange her."

„Aber wir haben das Videomaterial." Mary wurde wütend, da ihr die Optionen ausgingen.

„Das ich mir illegal beschafft habe. Und die Qualität ist echt schlecht. Er könnte sagen, dass es nur eine Zutat war, die er mitgebracht hatte."

„Können wir nichts tun?", fragte Mary verzweifelt. Sie fühlte sich machtlos.

„Lass mich noch etwas überlegen. Wir werden ihn zur Rechenschaft ziehen, doch das müssen wir unkonventionell lösen. So wie immer." Nachdenklich lief er im Zimmer auf und ab. Mary ließ sich rücklings auf ihr Bett fallen und dachte ebenfalls über eine Lösung des Problems nach. Dabei schloss sie die Augen und sah Phil vor sich, wie er sie charismatisch anlächelte. Er überreichte ihr einen Cocktail. Doch dann änderte sich das Szenario. Sie lag mit ihm im Bett und er nackt neben ihr. Sie kniff die Augen fest zusammen, doch mehr Erinnerungen konnte sie nicht abrufen.