Nervös kaute Mary an ihrem Daumennagel, während sie immer wieder zur Uhr schaute. 13:26 Uhr zeigte ihr Handy an. Jake erging es nicht anders, denn er lief ungeduldig im Raum auf und ab. Sie hatte ihn schon mehrfach gebeten, sich zu ihr auf das Bett zu setzen, doch das hielt nie länger als 5 Minuten, bis er wieder aufsprang.
„Du machst mich echt nervös", brummte sie. Dabei schaute sie erneut auf ihre Uhr. 13:27 Uhr.
„Weil so verdammt viel auf dem Spiel steht. Am liebsten würde ich an deiner Stelle gehen." Jakes Stimme war tiefer und knurriger als sonst. Der Mann, der immer die Nerven behielt und stets eine passende Antwort parat hatte, war wie ausgewechselt.
„Schatz!"
„Ja?", antwortete er genervt.
„Setz dich bitte!", fuhr sie ihn an. Jake blieb mitten im Raum stehen. In seiner Marotte gefangen, knackte er jeden einzelnen Finger seiner linken Hand.
„Was, wenn Jessy dich belogen hat und er dort ist, wenn du in seine Wohnung einbrichst. Es könnte eine Falle sein!"
„Du warst es doch, der wollte, dass ich Jessy da vertraue." Seine Worte schürten Zweifel in ihr, die Mary schon längst nicht mehr klein halten konnte. So sehr hoffte sie, dass ihre Freundin sie nicht im Stich lassen würde. Dass ihr Bauchgefühl sie täuschen würde.
„Ich weiß, aber ich traue ihr nicht genug, um über meine Zweifel hinwegzusehen. Scheiße!", fluchte Jake in seiner Verzweiflung. Mary ging auf ihn zu und drückte ihn fest an sich. Dabei schaute sie ihm in die tiefblauen Augen. Er sah müde und abgekämpft aus. In den letzten Tagen hatte er kaum geschlafen und nur vor seinem Laptop verbracht. Die letzten Wochen zerrten sehr an ihm.
„Es wird schon nichts passieren. Ich traue Jessy. Vertraue du mir", wollte sie ihn aufmuntern, während sie nicht mal selbst an ihren Worten glaubte.
„Mary, ich vertraue niemandem mehr als dir. Aber ich habe das Gefühl, dass ich an deiner Stelle gehen sollte. Es ist wie eine böse Vorahnung, dass ich dich nicht gehen lassen soll und ich kann es nicht abschütteln."
„Nein! Es ist zu riskant, wenn du tagsüber draußen unterwegs bist und du weißt das." Ihre Worte waren unmissverständlich.
„Das kann doch nicht immer die Lösung für mich sein, dass ich mich im Hintergrund verstecken muss. Ich will das nicht mehr."
„Das verstehe ich. Aber jetzt ist es noch zu gefährlich. Lass mich das machen. Ich..." Sie wurde jäh von einem Kuss unterbrochen. Ihre Knie wurden weich und sie musste sich noch fester an sein Shirt klammern, da sie sonst einfach umgefallen wäre. Sanft legte er seine Hände an ihr Gesicht.
„Ich habe solche Angst, dich zu verlieren, Mary Fisher! Dieser Gedanke zerfrisst mich innerlich."
„Ach Jake!", hauchte sie. Tränen standen in seinen Augen. Liebevoll wischte sie eine fort, die ihm die Wange hinunterglitt.
„Ich passe auf mich auf, versprochen."
„Lass mich mitkommen. Lass uns zusammengehen." Diesem Blick konnte sie kaum widerstehen, doch sie wollte ihn nicht in Gefahr bringen. Wenn er wegen ihrer Aktion gefasst werden sollte, könnte sie damit nicht leben.
„Bitte hör auf, mir das ausreden zu wollen."
„Mary, bitte."
„Wir hatten doch einen Plan! Einen Plan, den du dir selbst überlegt hast. Ich gehe hin, bereite dir alles vor, damit du seinen Computer hacken kannst und ich schaue mich vor Ort um. So war es abgemacht und so machen wir es auch." Mary wollte nicht länger diskutieren. Die Zeit wurde knapp. Sie wollte nicht zu früh vor Phils Wohnung campieren, da sie befürchtete, dass er sie sehen könne. Sollte sie jedoch zu spät kommen, würde ihr wichtige Zeit vor Ort fehlen. Jake hob den Kopf und schloss die Augen, als ob er ein Stoßgebet loswerden wollen würde. Doch gegen Marys Sturheit half nicht mal das und Jake wusste dies nur allzu gut.
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Duskwood - Hinter der Maske
FanficBei dieser Story handelt es sich um eine Fortsetzung der Geschichte zum Mobilgame Duskwood. Nach dem Ende des 10. Kapitels sind noch viele Fragen offen und Hintergründe ungeklärt. Bleibt dran. ;) Auf der Suche nach Antworten nimmt Mary den langen W...