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Genervt drückte sie auf die Schlummer-Taste ihres Weckers. Montagmorgen war noch nie ihr Favorit und würde es wahrscheinlich auch nie werden. Sie rappelte sich auf, ging ins Bad und stellte sich unter die kalte Dusche. Etwas wacher trat sie ein paar Minuten später wieder heraus, zog sich ihr Outfit an und ging schließlich in ihre Küche, um sich einen Kaffee zu kochen und eine Kleinigkeit zu essen.

Schnell packte sie ihre Sachen zusammen und lief zur Station, um zur Arbeit zu fahren. An der Haltestelle angekommen stieg sie aus und sah bereits Claudia auf sie zulaufen.

"Anni, Schatz, wie war dein Wochenende? Hattest du eine gute Zeit?", fragte sie neugierig und Annalena musste sich ein Grinsen verkneifen, denn Claudias Euphorie brachte sie immer wieder zum Schmunzeln.

"Hallo, Claudi, ich habe deinen Rat befolgt und bin mal ausgegangen. Bevor du fragst, ich hatte eine schöne Zeit und auch jemanden kennengelernt, aber das war nur eine einmalige Sache.", begrüßte sie sie und schloss ihre Kollegin in ihre Arme.

"Na, aber wenn du mal wieder unter Leute warst, ist doch auch gut. Wir können ja in der Mittagspause vielleicht noch ein bisschen quatschen.", gab sie sich zufrieden und die beiden gingen zusammen Richtung Eingang. "Du, ich geh schonmal vor – muss noch was vorbereiten.", setzte Claudia sich etwas schneller in Bewegung, während Annalena nur nickte und schlendernd weiterging, sie hatte ja noch Zeit.

"Morgen, Frau Baerbock.", ertönte es neben ihr, denn eine ihrer Schülerinnen war mit dem Rad an ihr vorbeigefahren.

Zügig war sie auf dem Hof angekommen und von anderen Schüler*innen gegrüßt worden, ehe sie in das Gebäude ging und schließlich ins Lehrkräftezimmer verschwand. Mit einem 'Guten Morgen' in die Runde grüßte sie auch ihre Kolleg*innen und setzte sich dann auf einen Stuhl an dem runden Tisch. Dort sortierte sie ihre Materialien für den Tag, bis der Schulleiter in den Raum trat und eine kurze Sitzung einberief.

"Guten Morgen, werte Kollegschaft. Ich habe eine Ankündigung zu machen: ab Donnerstag wird der neue Lehrer für Philosophie und Wirtschaft hier zu uns stoßen, um das Gebäude und seine Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. Ab Montag wird er dann auch seine Stunden in den jeweiligen Klassen beginnen. Wir sind sehr froh, diese Stelle endlich besetzt zu haben und somit etwas entlastet zu werden. Das war es auch schon von mir, falls noch Fragen auftauchen, sammelt die bitte bis zum Mittwoch in unserer Versammlung. Noch einen schönen Montag.", sprach der ältere Mann und verschwand danach wieder in sein Büro.

Annalena freute mich sehr über einen neuen Kollegen, denn damit würden auch deutlich weniger Vertretungsstunden notwendig sein und sie konnte sich mehr auf ihre eigenen Fächer konzentrieren. Sie packte ihre Sachen zusammen und ging in den planmäßigen Raum, um in ihre erste Stunde zu starten.

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Die Woche plätscherte so dahin und jeden Tag genoss sie es, ihren absoluten Traumjob auszuüben. Sogar die Versammlung am Mittwoch ging recht schnell vorüber, da sie sich neben Claudia gesetzt hatte und sie hin und wieder einen kurzen Plausch führen konnten.

"Du, Anna, ich habe aufgeschnappt, dass der neue Kollege wohl Mitte 30 sein soll - vielleicht ist der ja was für dich?", merkte Claudia an, als sie nach der Versammlung gemeinsam das Gebäude verließen.

"Ach Claudia, du musst mich doch nicht mit jedem Mann verkuppeln wollen, der ungefähr mein Alter ist. Ich komme auch so ganz gut klar.", antwortete sie ihrer Kollegin und die Ältere erhob entschuldigend die Arme.

"Ich meine es ja nur gut. Ich möchte doch auch nur, dass du glücklich bist und es dir gut geht.", erklärte sie sich und Annalena musste unweigerlich lächeln. Auch wenn es vom Alter her nicht passte, war Claudia in all der Zeit an dieser Schule wie eine Mutter für sie, die sich um ihr Wohlergehen sorgte.

"Ich weiß und ich bin momentan glücklich. Und irgendwann wird auch wieder ein Mann in mein Leben treten, aber das lasse ich ganz entspannt auf mich zukommen.", gab Annalena zurück und als sie schließlich an der Haltestelle ankamen, schloss sie ihre Kollegin zum Abschied nochmal in ihre Arme, denn in Kürze würde ihre Linie eintreffen und schon bald darauf konnte sie endlich in ihr Bett fallen.

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Panisch schreckte sie hoch. Der Blick auf den Wecker minderte ihre Panik nicht, immerhin hatte sie damit die Gewissheit, dass sie verschlafen hatte und sich nun wirklich beeilen musste, um noch pünktlich an der Schule anzukommen. Sie sprintete von einem Raum in den nächsten, um ihre Routine irgendwie zu schaffen - auf die Tasse Kaffee und ihr Toast musste sie wohl aber doch verzichten, aber einen Kaffee könnte sie auch in der Schule noch bekommen.

Auf die letzte Sekunde erreichte sie das öffentliche Verkehrsmittel und ließ sich abgehetzt auf einen der Sitze fallen. An der Schule angekommen ging sie schnellen Schrittes über den Hof, um wenigstens ein paar Minuten im Pausenraum verschnaufen zu können. Sie grüßte schnell ihre Kolleg*innen und stellte ihre Tasche auf einen der Stühle. Claudia blickte sie mit einem fragenden Blick an, aber sie winkte nur ab.

Mit einer Tasse relativ frischem Kaffee in der einen Hand und in der anderen das Blatt Papier begab sie sich in die Ecke des Kopierers, denn sie hatte am Vortag vergessen, das Handout für die nächste Stunde zu kopieren. So hörte sie auch nur beiläufig, wie sich die Tür erneut öffnete.

"Guten Morgen, darf ich Ihnen den neuen Kollegen für Philosophie und Wirtschaft vorstellen? Das ist Herr Habeck. Sie können sich ja in den nächsten Tagen noch etwas besser kennenlernen. Schönen Tag noch.", sprach der Schulleiter und verschwand dann wieder in sein Büro.

"Herzlich Willkommen an unserer Schule! Wir duzen uns im Kollegium eigentlich alle, wenn das ok ist? Ich bin Katrin - Religion und Latein.", stellte sich eine ihre Kolleg*innen vor und obwohl sie nicht daran glaubte, hatten sie Claudias Worte vom Abend doch neugierig gemacht. Da der Kopierer sich aber alle Zeit der Welt ließ, musste sie sich wohl noch etwas gedulden.

"Danke für die nette Begrüßung! Ich bin Robert.", nahm sie seine Stimme wahr und sie musste zugeben, dass diese nicht unangenehm war. So stellte sich in den nächsten Minuten jede im Raum anwesende Lehrkraft dem Neuankömmling vor und sie erklärten ihm die verschiedenen Eigenheiten des Gebäudes.

"Dort hinten ist der Kopierer, an dem kämpft auch gerade noch eine weitere Kollegin.", hörte sie Cem in der Nähe.

"Oh Entschuldigung, ich wollte nicht unhöflich sein - ich wusste nicht, dass hier noch jemand ist. Hallo, ich bin Robert - Philosophie und Wirtschaft.", hörte sie die Stimme des Neuen hinter sich und drehte sich zu ihm um.



Fick mich. schoss es ihm durch den Kopf, als er in das Gesicht seiner neuen Kollegin blickte.

Nicht selten in der letzten Woche musste er an die gemeinsame Nacht mit der Unbekannten zurückdenken und nun stellte sie sich als seine neue Kollegin heraus? Er schüttelte den Kopf, denn er wollte es nicht wahrhaben. Durch diese Handlung wurde sie wieder aus ihrer Trance gerissen und konnte sich zusammenreißen.

"Annalena - Politik und Deutsch.", hielt sie ihm die Hand hin, was er mit einem Handschlag erwiderte und sofort rückten die Erinnerungen - wie sie unter ihm lag, das lustverzerrte Gesicht, wenn sie erneut einen Orgasmus erlebte, ihr ununterbrochenes Stöhnen - in sein Gedächtnis und er musste schlucken. Das konnte ja was werden. "Ich muss dann auch mal los zum Unterricht, man sieht sich.", ließ sie seine Hand los, um sich aus der Situation befreien, denn auch in ihrem Kopf spielten sich die Bilder wieder und wieder ab.

"Warte, du hast deine Kopien vergessen!", rief er ihr hinterher und hielt ihr die Zettel hin, die sie mit einem Lächeln annahm und sich dann in den Klassenraum verabschiedete.




1/3. 

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Hehe, ihr Lieben, da ist das neue Kapitel! Auf Arbeit wird heute gestreikt und da hatte ich Zeit, hier nochmal drüber zu lesen. Nun wisst ihr auch , welchen Berufen die beiden in dieser Geschichte nachgehen - ich weiß auch gar nicht mehr, wie diese Idee in meinen Kopf gekommen ist...

Auf jeden Fall freue ich mich auf eure Anregungen sowie Votes und Kommentare! Liebste Grüße :)

Verboten gutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt