Der Montag ging recht schnell vorbei, denn auch Annalena hatte an diesem Tag nur wenig Unterricht, aber mit einem Blick auf den Vertretungsplan musste sie einmal kurz aufseufzen. Für den folgenden Tag wurde ihr mal wieder eine weitere Klasse zugeteilt und sie würde deutlich mehr Zeit in der Schule verbringen als ihr lieb war.
Somit stand die junge Frau deutlich unmotivierter als noch am Tag zuvor auf und schlürfte in ihr Bad. Frisch geduscht und mit ein wenig Make-Up im Gesicht fühlte sich Annalena schon etwas wohler, aber die Anzahl der anstehenden Stunden überschritten sogar ihre Wohlfühlmenge.
Mit ihrem wiederverwendbaren Kaffee-To-Go-Becher in der Hand verließ sie nach kurzer Zeit ihre Wohnung. Draußen angekommen vergrub die junge Lehrkraft ihr Gesicht tiefer in ihrem Schal, denn in der Nacht war es noch einmal extrem kalt gewesen und sie war eh eine Person, die schnell fror. Annalena konnte es kaum erwarten sich am Abend wieder in ihr Bett zu kuscheln.
Genervt ließ sich Annalena auf einen Stuhl im Lehrkräftezimmer fallen. Die letzten Stunden hatten ihre Nerven genug strapaziert und sie freute sich auf ihre wohlverdiente Mittagspause. Verwirrt blickte sie sich nach einigen Minuten im Raum um und stellte fest, dass außer ihr sonst niemand Pause machte und auch keiner mehr kommen würde. So stand sie kurzentschlossen auf und trat wieder in den Flur.
"Hey Katrin, wo sind denn alle?", fragte sie ihre Kollegin, die ihr nur ein müdes Lächeln schenkte.
"Also ich habe jetzt Feierabend für heute und ein paar Kolleg*innen sind mit ihren Klassen zu einer Exkursion, soweit ich weiß. Außerdem sind einige ja auch krank.", gab sie zurück und Annalenas Laune wurde sofort wieder schlechter.
"Aber bin ich dann gleich allein im Gebäude und muss eine Klasse vertreten?", rieb sie sich zur Entspannung die Schläfen, bis sie Katrins Hand auf ihrer Schulter spürte.
"Robert ist auch noch da. Der ist jedoch im Vorbereitungsraum, weil er dachte, dass niemand mehr hier wäre. Sicherlich kannst du dich zu ihm setzen.", schaute die ältere sie an, worauf Annalena nur nicken konnte. "Na dann, wir sehen uns morgen - ich muss noch zu einem Termin. Tschüssi!", verabschiedete sie sich und war auch schon aus der Tür verschwunden.
Annalena machte sich wieder auf den Weg zurück zum Aufenthaltsraum, um sich ihre Tasche und ihr Essen zu nehmen und anschließend zu Robert zu gehen. Zaghaft klopfte sie an dem Raum an, den Katrin ihr zuvor genannt hatte. Sie hörte Schritte im Inneren und wenige Momente später wurde die Tür geöffnet.
"Hallo Annalena, was machst du denn hier?", fragte er verwundert, weswegen sie etwas Lächeln musste.
"Ich habe auch gleich noch Unterricht und Katrin meinte, dass du auch noch da wärst. Da dachte ich, dass wir unsere Pause ja nicht allein verbringen müssten.", hielt sie ihm ihre Brotdose entgegen, woraufhin Robert ihr lachend die Tür etwas weiter öffnete, damit sie eintreten konnte.
"Ich bin eigentlich ganz froh, dass du noch da bist. Ich war hier noch gar nicht in dem Raum und falls ich Probleme haben sollte, weiß ich ja, an wen ich mich wenden kann.", zwinkerte er ihr zu. Sie wusste nicht wieso, aber spürte sie wieder überall das Kribbeln, welches in letzter Zeit nur dieser Mann bei ihr ausgelöst hatte.Schweigend genossen beide wenige Minuten lang ihre leichte Mahlzeit, ehe sie ihre leeren Brotdosen in ihren Taschen verstauten. Annalena schnappte sich danach ihren Stuhl, um sich neben Robert zu setzen und ihm die wichtigsten Informationen zu dem Raum zu geben. Dabei waren sie sich so nah, dass Roberts Duft Annalena umnebelte und sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte - schließlich kribbelte es in ihrem gesamten Körper und mit jeder weiteren Sekunde sehnte sie sich nach seinen Berührungen.
"Das wäre jetzt erstmal das wichtigste, was du wissen solltest.", schloss sie ihre Erklärung ab und schenkte ihrem Kollegen ein müdes Lächeln.
"Danke dir, jetzt fühle ich mich schon etwas besser vorbereitet.", flüsterte er ihr zu und zog Annalena in eine liebevolle Umarmung. Das Kribbeln in ihrem Körper intensivierte sich und ihr Kopf schien wie leergefegt, als sie sich voneinander trennten und Robert ihr ebenfalls ein kleines Lächeln schenkte.
Eine Weile war es still zwischen den beiden, verloren sie sich in dem Anblick der jeweils anderen Person. Schließlich war es Robert, der seine Hand an ihre Taille legte und der jungen Frau mit seinen sanften Berührungen eine Gänsehaut bescherte - wusste sie nur zu gut, wozu diese Hände in der Lage waren.
Das Klingeln riss die beiden Lehrkräfte aus ihrer Blase und sie gewannen sehr schnell Abstand voneinander. Annalenas Wangen nahmen einen rötlichen Schimmer an und sie drehte sich schnell zu ihrer Tasche, um zu überprüfen, ob sie auch alles hatte.
"Ich mache mich dann mal zu meiner Klasse. Wenn noch ein Problem auftaucht, schreib mir einfach. Ansonsten bis morgen,", nuschelte sie und schulterte dabei ihre Tasche. Aber er hatte alles sehr gut verstanden.
"Ok, weiß ich Bescheid. Bis morgen.", gab er leise zurück, aber da war seine Kollegin bereits aus dem Raum verschwunden.
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Erschöpft ließ sie sich an ihre geschlossene Wohnungstür fallen. War der Tag nicht schon so anstrengend genug, ging ihr in den letzten Stunden die Situation mit Robert nicht mehr aus dem Kopf. Annalena wusste noch immer nicht, was passiert wäre, wenn das Klingeln die beiden nicht unterbrochen hätte.
Doch, eigentlich wusste sie es ganz genau.
Sie konnte es nicht fassen, dass es auf der Arbeit beinahe so weit gekommen wäre - immerhin hätte ja trotzdem jeden Augenblick jemand kommen können. Viel zu viele Horrorszenarien malte die junge Frau sich aus und wusste einfach nicht, wie sie ihrem Kollegen am nächsten Tag unter die Augen treten sollte.
Wie gerne sie einfach einen Tag krankmachen und sich einfach Zeit für sich nehmen würde, aber das konnte sie ihren Kolleg*innen nicht antun. Im Moment waren einfach zu viele andere Lehrkräfte krank oder durch Ausflüge verhindert, dass jeder weitere Wegfall das Fass immer weiter zum Überlaufen bringen würde. Immerhin hatten sie mit Robert nun eine weitere Lehrkraft, die mögliche Ausfälle abfedern konnte.
Robert.
Kopfschüttelnd lief sie zu ihrem gemütlichen Sofa, auf das sie sich mit einem lauten Seufzen fallen ließ. Wie war sie mit ihren Gedanken bitte schon wieder bei ihrem Kollegen gelandet? Es half ja alles nichts, schließlich hatte sie sich selbst in diese Situation begeben, also musste sie damit jetzt klarkommen.
Das war mal wieder typisch für sie. Sie hätte es ja einfach sein lassen können und beide wären einfach nur Kolleg*innen geworden. Aber wie sie nun mal war, musste sie sich nochmal auf Robert einlassen und das nicht nur einmal, sondern bereits zweimal und an diesem Tag wäre es sogar fast zu einem Hattrick gekommen. Ein lauter, schmerzerfüllter Schrei verließ ihre Kehle.
Schließlich erhob sie sich von ihrem Sofa und begab sich in ihr Bad, um sich abzuschminken und endlich in gemütliche Klamotten zu schlüpfen. In ihrem Bett angekommen schnappte sie sich noch ein Buch, aber konnte sich nach wenigen Seiten nicht mehr konzentrieren, sodass sie es wieder auf ihren Nachtschrank legte und das Licht löschte.
Ihre Gedanken schrien wahnsinnig laut und so bemerkte die junge Frau auch nicht, wie ihr nach einigen Minuten die erste stille Trane über die Wange lief.
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Hello, meine Lieben! Ich melde mich zurück mit einem neuen Kapitel hehe. Eigentlich würde ich bis zum Jahresende die restlichen Kapitel hochladen, weshalb ich vielleicht bei Dienstag mit meinem ursprünglichen Tag bleibe, sondern dann unterschiedlich veröffentlichen werde.
Freue mich wie immer über eure Kommentare, Anregungen und Votes! Bis zum nächsten Teil :)
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Verboten gut
RomanceNach ihrer Trennung war Annalena seit einer Weile nicht mehr aus, sodass sie sich auf eine einfache Sache einlässt, doch dass diese nicht nur von kurzfristiger Dauer sein wird, war beiden nicht bewusst. - Annalena und Robert sind in dieser Geschich...