Vorbereitungen

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Unter dem wachsamen Auge von Nathalie, begab sich die Frau zu einem der vielen Stühle, die sich in dem Raum befanden.
Auf einem dieser Stühle legte sie nun ihre Handtasche, die sie sogleich öffnete. Heraus holte sie eine kleine Akte. Sie war nicht groß. Doch schien sie mehrere Seiten an Inhalt zu haben. 
"Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin nicht hier für einen einfachen Krankbesuch" sprach sie zu ihrer Tochter, die sie immer noch finster anfunkelte. 
Nathalie klammerte sich halb an die Schulter ihrer Schwester. Unter gar keinen Umständen wollte sie ihrer Mutter Schwäche zeigen. Das hatte sie noch nie getan. 
Elise selbst ging nun auf ihre beide Töchter zu und hielt ihnen die Akte hin. 
"Was ist das?"
"Unterlagen. Du wirst sie haben wollen." 
Unbehagen machte sich in Nathalie breit, während sie ihre Hand ausstrecke um nach diesen zu greifen. Was könnte ihre Mutter haben, dass ihr in dieser Situation haben könnte? Ein Wunder?  
Mit abschätzenden Blicken versuchte sie herauszufinden was in ihrem Kopf vorging. Doch so wie Nathalies Gedanken für viele für immer ein Geheimnis bleiben, so konnte auch sie nicht aus dem Blick von Elise schlau werden. Über die Jahre hatte auch sie es einfach gelernt, ihre Gedanken vor den Augen der Allgemeinheit zu verbergen. Vermutlich hatte Nathalie das von ihr. 
Grummelig ließ sie von ihr ab und wandte sich dem Ordner zu.
"... Ist das?" stammelte sie leise. Als sie erblickte was sich auf den Blättern befand, weideten sich ihre Augen. Nicht nur befanden sich auf den Papieren detaillierte schöne Zeichnungen von verschiedenen antiken Tempeln sondern auch wo sie sich auf der Welt befanden. 
Hastig ging Nathalie die Seiten durch. Es schienen sich fast überall auf der Welt einer zu befinden. England, Taiwan, Spanien. Selbst in Australien schien sich einer zu befinden. Wenn auch etwas zu weit, als das Nathalie ihn vermutlich mal besuchen würde. 
Doch trotz alledem, es war faszinierend. 
Selbst Celine konzentrierte sich nun auf die Unterhalten und schien ebenfalls beeindruckt zu sein. Sie hatte über Nathalies Schulter hinweg einen Blick erhaschen können und staunte nun ebenfalls nicht schlecht. 
"Woher hast du das?" 
"Das hat dein Vater bei unserer Scheidung vergessen. Er hat sich nie danach erkundigt, doch es schien zu wichtig zu sein um es einfach weg zu schmeißen. Die Zeichnungen alleine müssen ihn viele Stunden gekostet haben. Ich konnte nie was damit anfangen, hab es aber für so einen Moment aufgehoben" erklärte Elise mit sanfter, ruhiger Stimme, wie sie es immer tat, wenn Nathalie vor ihr stand.  Sie richtete ihren Blick auf ihre Tochter im Bett und sagte "Immerhin kamst du schon immer mehr nach deinem Vater." 
Das aufgeregte Gesicht der Frau hatte sich bei dem Wort 'Scheidung' schlagartig wieder verändert. Als hätte sie sich jetzt erst wieder daran erinnert, dass so etwas überhaupt passiert wäre.
Doch was sie noch mehr störte, war das ihre Mutter wusste, dass sie eine Verbindung mit Miraculousen geformt hatte. 
Nathalie hatte sich nie wirklich darum geschert wer Bescheid wusste, solange es nicht Hawk Moth gewesen war. Oder Gabriel.
Jetzt wo sie wusste, dass beide die gleiche Person waren und damit jegliche Geheimnistuerei überflüssig geworden war, interessierte sie es noch weniger wer Bescheid wusste, dass sie nicht nur Nathalie sondern auch Mayura war. 
Doch ihre Mutter? Die Frau die sie nichtmal als 'Mutter' bezeichnen würde? Sicher, sie hatte sie auf die Welt gebracht. Aber sie hatte ihr sicherlich nie das Gefühl gegeben, bei ihr ein Zuhause zu haben. 
"Wir könnten-" versuchte Celine die angespannte Stille zu durchbrechen.
"Ich habe eben zu ihm aufgesehen" unterbrach Nathalie die Stimme ihrer Schwester. 
Erneut tauschten sie abschätzende Blicke aus, bevor Elise mit einem Seufzter nach ihrer Tasche griff. Mit einem weiteren Seufzter stoß sie die Worte "Ich wollte dir das nur vorbei bringen." aus und drehte sich anschließen herum. 
"Warte, Ich bring dich heraus!" rief Celine ihr entgegen um ihr danach hinterher aus dem Raum zu folgen. 



                                                                            ~*~*~*~*~*~



Tyler hatte sich in sein Schlafzimmer zurück gezogen. Mit einem guten Schwung, schob er nun eine kleine hölzerne Schatulle unter sein Bett in welchem er seine Sammlung an magischen Schmuckstücken die in Fachkreisen auch als Miraculouse bezeichnen würde, versteckt hatte. 
Er konnte es nicht zulassen, dass sie der Frau oder irgendwem sonst in die Hände fallen würden. 
Der Mann wollte sich gerade aufrichten, als er einen Schatten bemerkte, der über seine Schultern hinweg ragte. Dies könnte nur eins bedeuten. 
"Was suchst du denn da unten? Dein Niveau?" begrüßte ihn die Frau mit dem feuerroten Haar in dem weiß schwarzen Kleid. 
'Wenn man vom Teufel spricht..' 
"Was machst du schon wieder hier, Mistkäfer?" knurrte Tyler sie an. Langsam richtete er sich wieder auf und wirbelte herum um die Frau ansehen zu können. Zumindest soweit das möglich war. 
Die Sonne war schon lange untergegangen und so schien nicht viel Licht in den Raum. 
Was Tyler jedoch erkennen konnte war, dass sie ihre Arme vor ihrer Brust gekreuzt hatte. Wie beim letzten mal. 
Als sie Tylers Augen sehen konnte, legte sie den Kopf zur Seite um ihm an zu grinsen. Fast schon als würde sie ihn ein wenig verspotten wollen. Oder als würde sie das grüne Schimmern in den Augen, dass er selbst nicht sehen konnte, erfreuen. 
Gott wie sehr er sie verabscheute. 
"Also?" wiederholte er seine Frage noch einmal als die Frau keinerlei Anstalten machte ihm zu antworten. 
Firefly zuckte daraufhin einmal  mit ihren Schultern "Ich schau einfach mal vorbei. Sehe was du so machst. Um zu überprüfen ob du überhaupt noch vorhast, dich der Frau entgegen zu stellen." Sie machte eine kurze Pause, um ihre Hand auszustrecken. Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen lehnte sie sich nun leicht nach vorne "Oder soll ich ihr einfach so deinen Miraculous geben?" hauchte sie ihm entgegen. 
Genervt und ohne lange darüber nach zu denken,  schlug der Mann die Hand der Frau beiseite "Was geht es dich das an, was ich vorhabe?" zischte er sie dabei in einem scharfen Ton an. 
Lachend hob sie ihre Hände "Ich frage ja nur" gab sie zurück, als würde sie das alles mehr als einfach nur amüsieren. Vielleicht sogar erfreuen. 
"Ich meine schau dich doch nur mal um" fügte sie hinzu, während sie näher an den Mann heran trat. Tyler war noch immer größer als die Frau. Doch das hielt sie nicht davon ab, von unten tief in seine Augen zu schauen "Du bist in der Unterzahl." hauchte sie ihn entgegen. 
"Das hat mich davor auch nie aufgehalten!" 
"Oh nein. Definitiv nicht. Ich hab die Fernsehreportagen gesehen. Aber du glaubst doch nicht im Ernst, es wird wie die letzten Male laufen? Das du einfach deine schwarzen Kleider anlegst, ein wenig posieren kannst und Zack. Alle deine Träume werden wahr?
Ich bitte dich. So naiv kannst doch nicht einmal du sein." 
Knurrend biss sich der Mann auf die Unterlippe "Was weißt du schon?!" 
"Ha!" lachte die Frau kurz auf "Eine Menge." 
Geschwind, zu schnell das der Mann ihr folgen konnte, fuhr sie um ihn herum um mit ihrem Finger sein Haar vom Ohr zu streichen an welchem er seinen Miraculous trug "Du hast einen der mächtigsten Miraculous. Ist dir eigentlich bewusst, was für eine Macht er dir verleihen kann? Du hättest schon längst alles haben können was du haben wolltest. Stattdessen nutzt du ihn für lächerliche Spielchen" 
Hastig drehte sich der Mann zu der Frau um, um ihr wieder in die Augen sehen zu können. Doch sie war bereits weiter um ihn herum gewandert. 
"Und dann bist du auch noch so dumm und gibst zwei deiner Miraculouse aus deiner Sammlung zwei einfachen Leuten, um sie ihnen wieder zu entreißen, wenn du denkst du hast genug mit ihnen gespielt. Das ist nicht nur naiv sondern lächerlich." sprach sie weiter. 
".. Was geht dich das dann alles bitte an? Wieso interessierst du dich so für das was ich tue?" fragte Tyler, der sich noch immer im den verzweifelten Versuch den Blick der Frau erneut zu erlangen, um die eigenen Achse drehte. 
Schlagartig pausierte die Frau um mit einem Satz vor den Augen des Mannes zu stehen, was ihn so überraschte, dass er ein paar Schritte zurückstolperte. 
"Was du tust? Das interessiert mich ehrlich gesagt nicht die Bohne. Nein. Was ich will und was mich interessiert, sind die Miraculouse." sprach sie und ging dabei bedrohlich auf ihn zu, was den Mann dazu zwang noch einen Schritt nach hinten zu gehen. "Statt hier also deine wertvolle Zeit damit zu verschwenden, mit einem erbärmlichen versuch deine Sammlung vor mir zu verstecken solltest du dich eher darauf konzentrieren die letzten beiden Miraculouse zurück zu bekommen, die dir noch fehlen!" Firefly sprach mit solch einer fordernden Stimme, dass jedes Wort Tyler dazu zwang noch einen Schritt zurückzuweichen. Die Frau folgte ihm um ihm einmal gegen den Kopf zu schnippen "Du hast deinen Kopf ja immer hin nicht nur um auf diesem Haarpflegeprodukte zu verteilen. Also streng dich an und benutze ihn auch." 
Sie pausierte um mit erstaunen festzustellen, dass nun nicht nur Tylers Augen leuchteten sondern ebenfalls auch sein Miraculous, was ihr ein leichtes Grinsen auf die Lippen zauberte. Der verbitterte Blick des Mannes bereitete ihr Freude. Ihn so zu sehen, eingeschüchtert von ihr. Das gefiel ihr. 
Sie holte mit ihrem Finger aus um diesen mit einer einfachen Geste auf Tylers Nase zu platzieren "Ich verlass mich auf dich." 
Mit diesen Worten verabschiedete sich die Frau, machte kehrt und verließ den Raum. Zurück blieb ein verwirrter Tyler, welcher sich an seinen Nachttisch klammerte. 


Langsam schaute sich die Firefly in alle Richtungen um. In Paris war es Dunkel. Die Sonne war untergegangen, auf den Straßen hielten sich nicht viele Leute auf und doch wollte Firefly absolut sicher sein, dass niemand sie auch nur im Entferntesten wahrnahm. 
Die Luft schien rein zu sein. 'Gut' dachte sie und sprang in eine der vielen Seitenstraße. Hier war es noch dunkel dadurch, dass das Licht der Laternen nicht in sie herein ragten.
"Valley, verwandle mich zurück" befahlt sie ihrem Kwami der darauf hin in Erscheinung trat und sie wieder in eine normale Frau verwandelte, die sich ohne große Probleme nun der Menge an Leuten auf der Straße anpassen konnte. 
Der Kwami der nun aus dem goldenen Schimmer heraus bildete, war hell braun. Sie hatte kleine Flügelchen am Rücken und ein flauschiger kleiner schwarzer Pelz zierte ihren Hals. Auf ihrem Köpfchen hatte sie kleine Antennen, welche nun einmal kurz zuckten. Ihre Augen hatten einen hellblauen Schimmern, der die gleiche Farbe hatte wie der Punkt auf ihrer Stirn und mit welchen sie nun die Frau vor ihr anvisierte. 
Valley selbst konnte ihre Besitzerin kaum erkennen, war es doch so dunkel. Alles was sie sehen konnte war das schwarze T-Shirt ihrer Meisterin das ihr nur entgegen kam und sie zusammen mit der schwarzen Hose in der Finsternis untergehen ließ. 
"Ma'am, war es wirklich notwendig das-" wollte der Kwami fragen, doch die Frau hielt ihr die Hand vors kleine Gesichtchen. 
"Zweifelst du etwa an meinen Handlungen?" 
"Nein!" rief das kleine Weisen "Nein. Kein Stück. Nur.. " nuschelte sie nun und fing dabei an nervös mit ihren Händchen zu spielen. "Wart ihr nicht etwas zu hart zu ihm?"
"Er ist lediglich eine einfache Schachfigur auf meinem Spielbrett. So unbedeutend, dass es nicht notwendig ist ihn bis zum Ende des Spieles zu behalten." verkündete die Frau. 
"Aber ihr sagtest ihm, er soll die letzten beiden fehlenden Miraculouse ergattern?" 
"Ha. Vertraust du wirklich auf seine Fähigkeiten? Das er es wirklich schaffen könnte, diese Miraculouse zu bekommen? Nein. Ich will mir einfach nur nicht selbst die Hände schmutzig machen um ihn aus dem Weg zu räumen. Für die Frau die sich Mayura nennt, sollte das ein leichtes sein. Ich habe vollstes Vertrauen in sie. Sie soll dafür sorgen, dass er bekommt was er verdient. Immerhin hat er sich mit ihr angelegt."
"Aber ich dachte-" 
"Ich krieg meine Rache an ihm" unterbrach die Frau den Kwami ein weiteres mal. "Er soll sich nur erst vollkommen daran erinnern was er getan hat."  


                                                                              ~*~*~*~*~

"Du musst Nathalie's Verhalten entschuldigen.. sie steht nur.. und viel stress" versuchte Celine verzweifelt die Stimmung ihrer Mutter zu bessern. 
"Sie ist immer unter Stress." gab diese daraufhin nur zurück. 
'Da hast du nicht ganz unrecht..' "Es ist in letzter Zeit einfach nur viel passiert." 
Celine gab sich größte Mühe mit ihrer Mutter schritthalten zu können, schien diese doch gar nicht schnell genug das Krankenhaus verlassen zu können. Bei diesen Worten jedoch machte sie abrupt halt und fuhr herum, was Celine so überraschte, dass sie ein paar Schritte stolperte, bevor sie anhielt. 
"Schatz. Du musst das Verhalten deiner Schwester nicht entschuldigen. Ich kenn sie lang genug. Ich weiß wie sie Dinge meint. Du versuchst deiner Schwester bei zu stehen und das ist lobenswert. Aber es gibt Grenzen, Celine." ermahnte sie Elise. Unsicher schaute ihre Tochter zu ihr herüber. Was meinte sie damit? 
Elise beachtete das jedoch nicht und ging einfach weiter Richtung Ausgang. 
Celine selbst überlegte kurz und folgte ihr dann jedoch weiter. "Weißt du.." fing sie an "Es ist nicht so das Nathalie dich bis aufs Blut hassen würde."
"Hat sie dir das erzählt?"
"Sie hat mir so einiges erzählt." 
"Ach ja? Lass mich raten. Ich bin der Böse in allen ihren Geschichten." entgegen Elise, als hätte sie diese Worte schon ein paar tausendmale sagen müssen.
"..." Celine schwieg für einen kurzen Moment. Sollte sie überhaupt so weit gehen? Immerhin hatte Nathalie ihr das mehr im Vertrauen erzählt. Zumindest erzählte Celine sich das. 
Die Realität sah mehr danach aus, dass eines Abends beide mehr als nur ein wenig zu viel getrunken hatten und vollkommen in eines dieser schnulzigen TV Dramen verwickelt waren. Wo ständig irgendwelche Sachen passierten, die natürlich auch absolut Realistisch waren. 
In diesem bestimmten ging es besonders um Familien Dramen. Und passend zum Thema schossen die Worte wie eine Fontäne aus Nathalie heraus. 
"Das ist immer so unrealistisch. Die Familie zieht den größten Mist ab und am Ende liegen sie sich doch immer in den Armen als wäre nie etwas geschehen!" protestierte sie und nahm noch einen Schluck aus dem Glas. "Meine Mutter gab mir nie das Gefühl bei ihr ein Zuhause zu haben. Und sieht es auch noch als ihr gutes Recht an, dass getan zu haben was sie getan hat. Soll ich ihr dafür jetzt um den Hals fallen damit wir alle auf fröhliche Familie tun können? 
Wenn es ihr gutes Recht war, ist das hier mein gutes Recht!" 
Mit einem Blinken fand sie zurück in die Realität. "Du hast ihr nie das Gefühl geben, dass sie bei dir Zuhause ist" sprudelte es nun auch aus ihr heraus. 
"Nur weil ich getan habe, was ich für richtig hielt? Ich hab dem Kind alles in meiner Macht stehende gegeben was ich konnte. Sie hatte immer essen, ein Dach über den Kopf und die Möglichkeit alles zu tun was sie wollte. " 
"Aber sie hatte halt nie das Gefühl zu hause zu sein..." antworte Celine ihr um dabei in ihre Augen sehen zu können. 
Nun war es auch Elise die kurz innehielt. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen, bevor sie sich zu Celine umdrehte. 
Sanft legte sie ihre Hände auf die Schultern ihrer Tochter "Es ist nett das du dich bemühst. Aber es ist schon in Ordnung, Liebes. Das ist etwas, was wir nicht mehr ändern können."
Sie schlang ihre Arme um Celine um sie einmal zu Umarmen und sie anschließend anzulächeln. "Ich werde den Weg raus hier schon finden. Geh zurück zu deiner Schwester. Und pass auf sie auf. Sie hängt an dir. Du bist vermutlich das letzte was sie als Familie sieht. Also pass auf, dass sie sich nicht Hals über Kopf in irgendwas seltsames verwickelt."
Mit diesen Worten nahm Elise Abschied und ging um Celine allein im Gang zurück zu lassen. 


Hedgehogs DilemmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt