21 Ich will da nicht zusehen müssen!

2.5K 96 1
                                    

Müde griff ich nach dem Wischmopp. War ja klar, dass ausgerechnet Leyla mich heute irgendwie entdeckt hatte. Und fragt mich nicht wie. Ich habe keinen Schimmer! Und nun durfte ich im ganzen Haus den Boden austauschen. Und nein, ihr habt euch nicht verhört: Sie haben mir doch wirklich aufgetragen, im gesamten Haus den Boden auszutauschen. Der Laminatboden sollte für Fliesen weichen. Weswegen ich dann einen Wischmopp in der Hand hatte? Ganz einfach. Die „Böse Stiefmutter und ihre Nachkommen" hatten zuvor überall mal wieder Seife verteilt, so das dass Unterfangen eher eine Rutschpartie war. Na, habt ihr ein Dejavu? Mir kommt es leider auch bekannt vor, nur das ich diesmal frühzeitig die glänzende Oberfläche bemerkt hatte und mir damit ein paar blau me Flecken erspart hatte. Mein Blick glitt auf das Küchenradio. Sollte ich? Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden stellte ich das Gerät an und sofort erklang die Stimmen von David Guetta, MistaJam und John Newman:

So ging das quasi eine gute Stunde lang, während ich immer mal wieder das ein oder andere Lied mit sang. Auch wenn ich meiner Meinung nach überhaupt nicht singen konnte. Aber es machte nun mal Spaß. Gerade als ich anfing den Laminat zu lösen, wurde die Musik für die Nachrichten unterbrochen. Der Wetterbericht hatte natürlich nicht mehr zu bieten, als noch mehr Schnee. Als würde er nicht jetzt schon bis zur Hüfte gehen?! Aber was will man auch erwarten? Die anstehenden Konzerte blendete ich aus, bis dann schließlich eine Meldung kam, wegen der ich fast die Platte, die ich in dem Moment in der Hand hielt, fallen gelassen hätte: „Heute Morgen hat seine Majestät, Alpha Cameron Black angekündigt, dass am kommenden Montag um 18:00 Uhr ein Ball zu Ehren des Vollmondes veranstaltet wird. Auch jetzt sind wieder alle jungen Damen eingeladen, die schon auf den zwei vorherigen anwesend waren. Hat der Superstar seine Mate gefunden oder weswegen veranstaltet er nun schon den dritten Ball? Hat unser Alpha einen Korb bekommen? Wir finden es heraus!" Danach fing wieder die Musik an zu spielen. Naja, zumindest hatten sie mit dem Mate-Teil recht. Wenn auch der Korb nicht wirklich der Wahrheit entsprach. Ein Schmunzeln konnte ich mir beim Gedanken, noch ein letztes Mal An zu sein und als diese Zeit mit Cam zu verbringen, nicht verkneifen. Den ganzen Tag brachte ich damit zu, den Boden auszutauschen. Wahrscheinlich darf ich morgen die Tapeten neu machen. Nach dieser Aktion traue ich den dreien echt alles zu. Irgendwie schaffte ich es tatsächlich gegen Abend mit dem beauftragten fertig zu werden. Ach, und bevor ich es vergesse: Ja, ich fühle mich immer noch miserabel! Verzweiflung und Wut gleichermaßen machten sich in mir breit. Andere Leute schlafen wenn sie krank sind. Und ich? Ich erneuere den Fußboden! Ich habe heute nicht einen Bissen gegessen und mein Schlafmangel steigerte sich auch wieder. Plötzlich durchflutete mich eine beruhigende Ruhe die mich dazu brachte, wieder klarer zu denken. Noch immer wusste ich nicht, woher diese Ruhe kam, die manchmal von einem auf den anderen Moment aufkommt. Aber sie tat mir gut. Ich seufzte. Aus irgendeinem Grund überkam mich jetzt auch noch eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht nach Cam und Shadow.

POV. Cameron:

DAS VERSCHWINDEN
Ein Zustand der bei etwa 7% aller Hexen auftritt. Meist zwischen dem 14ten und 18ten Lebensjahr auftretend. Zeichnet sich dadurch aus, das plötzlich die Unauffälligkeit der Hexe stark zunimmt und selbst von jenen, die an deren Präsens gewohnt sind, nicht mehr wahrgenommen wird. Führt unbehandelt zum Verschwinden von Körper und Seele. Außerdem vergessen schlussendlich auch alle bekannten die ehemalige Existenz der Person. Daher dass es aber inzwischen vielseitige Methoden für Behandlungen gibt, kommt es selten zum Worst Case Szenario. Einer der einfachsten Behandlungen ist zum Beispiel etwa eine Hand Eisenkraut aufgelöst in heißem Wasser mit etwas Honig einer Pharohylaeus lactiferus.

Schon seit heute früh durchsuche ich die Schlossbibliothek auf der Suche nach irgendwas nützlichem. Und jetzt wo ich etwas brauchbares gefunden habe, muss ich wieder von vorne anfangen.

Was soll man schon machen. Ich meine, wenn An wirklich „verschwindet", müssen wir sie retten! Und ich glaube kaum, dass du weißt, was diese „Pharohylaeus lactiferus" ist.

Nein, weiß ich nicht! Und da wir im selben Körper stecken, weißt du das auch ganz genau. Ich seufzte. Das Verschwinden. Hexen waren generell schon schwer zu sehen. Wie musste es dann für sie sein, wenn selbst die liebsten einen nicht mehr sehen können? Einen sogar vergessen? Ich konnte mir nicht vorstellen, was für ein schreckliches Gefühl es sein musste, wirklich zu Verschwinden, und sich dessen auch noch voll bewusst sein zu müssen. Aber An hat nicht einmal eine Familie. Eine Familie ist für einander da und nutzt sich nicht auch noch aus. Wie können Eltern das ihrem eigenem Kind antun? Egal wie sehr ich mir auch den Kopf zerbrach, ich kam nicht drauf.

Tja, jetzt müssen wir uns auch drauf konzentrieren An zu helfen! Und sie da raus zu holen!

Als wüsste ich das nicht selbst. Kurzerhand verließ ich die Bücherei, um wieder zu meinem Büro zu gehen. Morgen war Montag. Ich hatte für den nächsten Ball wirklich wenig Vorbereitungszeit. Als ich die Tür aufschlug bereute ich es direkt wieder. Was war den hier los? Dakota saß mit dem Rücken zu mir auf MEINEM Schreibtisch während Mika vor ihr stand und ihr die Zunge in den Hals steckte. Das konnten die ja wohl nicht ernst meinen?! Sie schienen mich nicht einmal zu bemerken! Mir war klar, dass mein Beta der Mate meiner Schwester war! Aber ich hatte noch nicht vor, Onkel zu werden. Mal davon abgesehen, dass sie diesen... Prozess gefälligst irgendwo anders durchführen sollten, aber nicht in MEINEM Arbeitszimmer! Und erst recht nicht, wenn ich dabei zusehe!

Die beiden trauen sich ja was!

Ein drohendes Knurren verließ meine Lippen, was die beiden zusammenzucken ließ. Vor Schreck verschluckten sie sich an der Spucke des jeweils anderen, was bei beiden zu einem Hustenanfall führte. „Was wird das hier?", meine Stimme triefte nur so vor Wut. Verlegen kratzte sich mein Beta am Kopf während Dakota rot anlief. Es war ihnen deutlich anzusehen, dass ihnen die Situation mehr als peinlich war. Ich seufzte resigniert. Es bringt auch nichts, sich jetzt aufzuregen. „Geht auf eure Zimmer, wenn ihr sowas schon macht. Und BITTE, wartet bis nach dem Schulabschluss, bevor ihr mich zum Onkel macht!" Beim letzten Satz wurden sie, falls das überhaupt möglich war, noch röter, ehe sie eilig den Raum verließen. Ich sollte lieber nicht daran denken, was die beiden jetzt machen werden, denn allein die Vorstellung daran lässt mich schon an die Decke gehen. Seufzend griff ich nach dem Computer. Ob ich mich jetzt noch konzentrieren kann?

Wohl kaum. Hast du mal daran gedacht, was Mika jetzt mit UNSERER Schwester machen wird? Warum zum Teufel hälst zu ihn den nicht auf?

Weil er leider ihr Mate ist und somit das gute Recht hat mit ihr..., ähem, sexueller zu werden. Außerdem habe ich die leise Vorahnung, dass wir sowas auch mit An machen werden.

Das ist doch was völlig anderes!

Inwiefern? Sie ist auch unsere Mate, also wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später dazu kommen. Und da die beiden auch Mates sind, ist es leider natürlich, dass sie so etwas machen! Ich möchte nur nicht dabei zusehen müssen! Beleidigt verkroch sich Shadow irgendwo in den hintersten Teil meines Kopfes so das ich anfing, den Ball zu planen. Oder es zumindest versuchte.
⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️ 1226 Wörter

Another Cinderella-Story: Mein WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt