26 Was ist eine Luna?

2.7K 106 3
                                    

Ich war heilfroh, als Luca wenig später eintraf. Er hatte Alex sofort eingehend untersucht und dabei gefühlt tausende Fachbegriffe runtergerattert, von denen ich aber durch mein fehlendes Medizinstudium rein gar nichts kapiert habe. Was ich aber verstanden habe war, dass es für sie nicht gut aussah. Ich wollte die nicht verlieren!

Wir DÜRFEN sie nicht verlieren!

„Bitte, Alex, halte durch! Du schaffst das!", es war nur ein flüstern. Inzwischen waren wir im Rudelhaus, um genau zu sein im Krankenzimmer. Seit Stunden saß ich jetzt schon neben Alex, die in einem der Betten lag. Mit Lucas Hilfe haben wir sie zum Glück hierher bringen können. Sie war blass. Sehr sogar. Ich ballte die Fäuste. Bitte, Göttin. Hilf ihr! Ich brauche sie. Ich... ich liebe sie! Ich weis, ich bin ein Idiot, dass ich die ganze Zeit nicht bemerkt habe, dass sie direkt vor mir war! Aber bitte, ich will sie nicht verlieren.

POV. Alexis:
Wo war ich? Warum war alles um mich herum so hell? Ich weiß noch, dass ich Cams Anwesenheit wahr nahm und dann alles schwarz wurde. Was war dann? Ich sah mich um. Ich stand auf einer saftgrünen Wiese mit tausenden, verschiedenen Blumen. Es war doch Winter?! Aber der Boden war nicht hart und festgefroren, sondern weich und warm. Moment, was? Ich sah an mir hinunter. Ich war barfuß. Und damit nicht genug, ich trug ein weißes, kurzärmliches Kleid. Ein ebenso weißer Gürtel trennte Oberteil und den Rock, der in Stufen von vorne ab den Knien bis hinten bis zu den Fußgelenken ging. Eine frische Brise verwehte meine Haare, die ich mir daraufhin hinters Ohr steckte. Wie war ich hier her gekommen? War ich tot? Ist das hier der Himmel? Wenn ich tot bin, was ist dann mit Cam? Geht es ihm Gut? Ich drehte mich einmal um die Achse, als mir eine junge Frau auffiel, die mitten auf der Wiese saß. Um sie herum waren Dutzende von kleinen Wolfswelpen, von denen sie einen, der auf ihrem Schoß lag, streichelte. Auch sie trug ein Kleid, dass meinem, wenn auch nicht genau, ähnelte. Sie hatte silbrig-weiße Haare, die ihr bis zur Hüfte gingen. Das Licht, dass sie traf, ließ es erscheinen, als wären in ihren Haaren tausenden von Sternen gefangen, so sehr glitzerte es. Ihre Augen strahlten ebenfalls diese Aura von Sternen aus und hatten ein so tiefes blau, wie die dunkle Nacht. Ihre Haut war blass wie Schnee und alles im allen hätte man denken können, sie wäre einem Märchen entsprungen, so schön war sie. Sie schien meinen Blick auf sich zu spüren, den auf einmal hob sie ihren Kopf und sah mir direkt in die Augen. Ihr Blick war so intensiv, dass ich schlucken musste. Ein Lächeln zeichnete sich auf ihren weinroten Lippen ab: „Setz dich zu mir, mein Kind." Stumm ging ich ein paar Schritte auf sie zu, ehe ich mich zu ihr, in mitten der Welpen, setzte. Sofort kamen zwei kleine, braun-weiß gefleckte auf mich zu und machten es sich auf meinem Schoß gemütlich. Die Frau lachte und mir fiel auf, wie klar und hell ihre Stimme eigentlich klang. „Das werden wohl Zwillinge.", verwirrt sah ich die Frau an. Wovon sprach sie? Sie schien meinen Blick zu bemerken, den sie sah mir wieder klar in die Augen: „Es freut mich dich kennenzulernen, Alexis." Nun verstand ich gar nichts mehr. Immer mehr Fragen machten sich in mir breit und ich hätte echt gerne so langsam mal ein paar Antworten bekommen. Meine Stimme stockte: „Woher wissen sie, wer ich bin?" Ich streichelte einem der Welpen über den Kopf, bevor ich anfing, ihn hinterm Ohr zu kraueln. Den anderen krauelte ich unterm Kinn, was beide allem Anschein nach, sehr genossen. Die Frau vor mir seufzte. „Ich kenne alle meine Kinder, Liebes.", alle ihre Kinder? Also meine Mutter war sie nicht, von der hatte ich mal ein Foto gesehen, und da sah sie auf jeden Fall anders aus. Verwirrt legte ich den Kopf schief: „Entschuldigen Sie die Frage, aber wer genau sind Sie?" Sie hielt mir Ihren Hand begrüßend entgegen: „Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Luna. Freut mich, Liebes." Mit fiel die Kinnlade runter. Sie war doch nicht etwa... „Luna wie: Luna die Mondgöttin???", schockiert sah ich sie an, während sie nur grinsend nickte. „Wa-.. Was würde eine Gö-...Gö-..Göttin von mir wollen?", das Stottern in meiner Stimme ließ sich nicht unterdrücken. Sie lächelte verlegen: „Also eigentlich wollte ich mich nur mit dir unterhalten und Dir eine Frage stellen." Interessiert sah ich sie an: „Eine Frage?" Plötzlich sah sie mich ernst an: „Was ist eine Luna im Rudel?" Ich schluckte. Ich habe nie in einem Rudel gelebt, ich wusste nur das darüber, was ich gelesen habe. „Die Mutter des Rudels?", es war mehr eine Frage als eine Antwort. Luna schüttelte den Kopf: „Sie dich um. Was siehst du?" Verwirrt presste ich meine Augenbrauen aneinander: „Welpen?" Wieder schüttelte sie den Kopf: „Wölfe die deine Nähe suchen." Ich verstand nicht so ganz, worauf sie hinaus wollte. „Eine Luna muss weder körperliche Stärke besitzen, noch für alle Probleme eine Lösung haben. Sie muss zuhören können. Eine Luna ist für das Rudel da und steht mit Ihnen Probleme und Risiken durch. Sie ist keine Kämpferin, sie ist einfach nur da, damit das Rudel jemanden zum Reden hat. Mehr ist es nicht." Verstehend nickte ich. „Was meintest du vorhin damit, dass sie Zwillinge werden?", versuchte ich das Thema zu wechseln. Luna schmunzelte: „Diese Welpen hier, sind die inneren Wölfe der momentan noch ungeborenen Werwölfe. Wolf und menschlicher Geist werden nämlich erst nach der Geburt miteinander verbunden. Mir ging regelrecht ein Licht auf. Zumindest etwas verstand ich es. Ich sah zum blauen Himmel. Ich liebte diesen Ort. Aber wenn ich bei einer Göttin war... hieß das dann, dass ich tot war? Was war dann mit Cameron? Ich schluckte. Mein Mund war wie ausgetrocknet: „Bin ich... tot?" „Was? Nein!", rief die Mondgöttin erschrocken aus. Erleichtert sah ich sie an: „Wie geht's Cam?" Sie biss sich auf die Lippe: „Naja, er macht sich halt Sorgen. Dein Körper hat nun mal nicht die Kraft, die für einen Werwolf üblich ist, weswegen du nicht gerade gut heilst." Fragend sah ich sie an: „Bedeutet?" Die weißhaarige schluckte: „Sie sind sich nicht sicher, ob du es schaffst." Meine Augen wurden groß. „Heißt das, dass ich im Sterben liege?", meine Stimme zitterte bei der Frage. „Nein!!!", ihre glockenhelle Stimme lies keinen Zweifel zu. Ich war erstaunt, wie sicher sie sich in diesem Punkt zu sein schien: „Ich habe dich lange beobachtet. Auch wenn du es vielleicht nicht weißt, aber psychisch bist du sehr stark und belastbar. Stärker als manch anderer. Deswegen bin ich mir ganz sicher, dass du überlebst!!!" Mein Mund stand offen, während ich sie einfach nur anstarrte. „Weißt du, warum ich dich zu seiner Mate gemacht habe?" Ich schüttelte den Kopf. Sie lächelte: „Jemand so mächtiges wie er, braucht jemanden an seiner Seite, der ihn nicht ausnutzt. Jemanden der für ihn da ist. Aber dass ist nicht alles. Als ich eure Seelen gesehen habe... Sie haben geleuchtet. Ihr wart wie füreinander bestimmt! Und ihr habt euch immerhin auch ohne die Matebindung ineinander verliebt." Ich lief rot an: „Nur ich." Es war zwar ein Nuscheln, doch sie hatte mich verstanden. Kopfschüttelnd antwortete sie: „Er fühlte sich die letzten Tage zwischen An und Alex hin und her gerissen. Er hat sich auch in Alex verliebt!" Ich sah auf. In ihren Augen sah ich ganz deutlich, dass sie die Wahrheit sagte. Tränen fingen an, meine Wangen runter zu rollen, und pure Freude erfüllte mich. Ich wollte jetzt nur noch eins. Zurück. Zurück zu den Jungen, den ich von ganzem Herzen liebte.
⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️⬇️
1274 Wörter

Another Cinderella-Story: Mein WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt