Mich durch den Schnee kämpfend dauerte es Stunden, bis ich beim Rose Mountain ankam. Vor Kälte zitternd schlug ich die Tür auf und stieg langsam die Treppe herunter. Im inneren der Schneiderei war es angenehm warm. Am Ende der Stufen angelangt, sah ich schon die Dutzenden Kleiderständer. Lächelnd wanderte ich durch die Kleidungsstücke, meine Neugierde war in diesem Moment einfach zu groß. Plötzlich bog Gael um die Ecke und wir krachten ineinander, was dazu führte, dass wir beide den Boden begrüßten. Er sah mich schockiert an: „Alexis! Sorry, ich hab dich nicht gesehen!" Ich grinste nur abwinkend: „Alles gut!" So musste ich wenigstens nicht mehr extra auf mich aufmerksam machen. Der Junge griff nach meinem Handgelenk und zog mich in einen der hinteren Räume, wo schon seine Mutter wartete. Sofort begann sie meine Haare zu bürsten. Wie schon die letzten Male war das Ergebnis ein Meisterwerk und passte hervorragend zum Kleid.
Auch dieses Mal kämpfte ich mit Händen und Füßen gegen die High Heels, die die beiden mir andrehen wollten. Am Ende steckte ich in weißen Sneakern. Die einzige Frage die noch offen blieb, war wie ich trocken zum Schloss kommen würde, immerhin war der Schnee wirklich unanständig hoch. Doch da grinste mich Rosalinde nur an. Irgendwie machte sie mir gerade Angst. Was hatte diese Frau vor? Auch ihr Sohn fing nun an unheimlich zu Grinsen. Kurzerhand zogen sie mich durch eine Tür, die zu einer weiteren Treppe führte. Ohne ein Wort schoben sie mich diese hoch. Hinter der Tür war ein Carport. Aber viel mehr als das schockierte mich, was darunter stand. Ein verdammter Schneeschieber. Schockiert sah ich Mutter und Sohn an: „Das meint ihr nicht ernst?!" Die wollten mich doch nicht etwa... auf diesem Ding... ZUM BALL BRINGEN??? „Oh doch!", hörte ich auch schon die Stimme von Gael, in der ein Hauch von Stolz und Sieg mitschwang. Irgendwann... IRGENDWANN WERDE ICH MICH FÜR DIESE AKTION RÄCHEN!!! Aber jetzt würde ich von Rosalinde erst einmal ins Innere des Fahrzeugs verfrachtet. „Wo habt ihr den überhaupt her?", fragte ich ergeben. Sie lachte nur: „Familiengeheimnis." Oh, wenn der Tag der Rache gekommen ist, werde ich ihn genießen! Auch wenn mir klar war, dass mich niemand sehen würde, wäre ich am liebsten im Boden versunken. Kurz vor den Schlosstoren blieben wir schließlich stehen. Die Frau neben mir lächelte mich warm an: „Um halb zwölf hole ich dich genau hier wieder ab." Als sie das sagte klang dass ein wenig wie eine Mutter, die etwas klar stellte. Dieser Eindruck wurde aber mit dem Zwinkern zerstört, dass sie mir zu warf. Nickend sprang ich vom Gefährt. Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich das Schlossinnere betrat und meinem Körpergeruch freien Lauf ließ. Gleichzeitig setzte ich mir die weiße Maske auf, die mir Rosalinde erst vor wenigen Minuten noch in die Hand gedrückt hatte. Verziert war sie mit weißen Ornamenten, die verschiedene Blumen und einen Wolf darstellte. Kurz bevor ich den Ballsaal betrat, hörte ich eine warme, tiefe Stimme hinter mir: „An." Mir war sofort klar, wer dort hinter mir stand. Mein Seelenverwandter. Derjenige, in den ich mich verliebt habe, ohne die Seelenverbindung zu spüren. Cameron. Ich drehte mich um. Seine schwarzen, verwuschelten Haare waren leicht seitlich gekämmt. Der Anzug, den er trug hatte das selbe blau, wie seine Augen. Ich lächelte: „Hey." Auch auf seinen Lippen erschien ein Lächeln. Doch leider kam es nicht vollständig bei seinen Augen an. Klar, es war nicht zu übersehen, dass er freute mich zu sehen, dennoch: Seine Augen waren mit mehr Sorge, als Freude gefüllt. Mir war mit einem Blick klar, ich wollte diesen Ausdruck nicht in seinem Gesicht sehen. Gleichzeitig aber war mir bewusst, dass ich nichts dagegen unternehmen konnte. Oder eher: Ich hätte nicht gewusst, was ich tun könnte. „Ich vermute einfach mal, du hast kein großes Interesse daran, in einem Saal mit Hunderten von Leuten zu stehen?", so langsam kannte er mich wirklich. Ich schmunzelte. „Also: Was hätte seine Hoheit sonst so für einen Vorschlag?", ich spielte eine übertriebene Verbeugung, was ihm ein Kichern entlockte. „Dir ist es doch eigentlich egal, wer ich bin?!" Ich nickte zustimmend: „Stimmt, aber ein wenig Spaß ist ja nicht verboten." Grinsend schüttelte er den Kopf, während er nach meiner Hand griff und mich Richtung Gewächshaus navigierte. „Du hast gesagt, dass du sterben würdest.", er kam schneller zu dem Thema, als ich erwartet hatte. Aber irgendwie war ja schon klar, dass er mich darauf ansprechen würde. Ich zuckte gespielt gleichgültig mit den Schultern: „Stirbt nicht jeder irgendwann mal?" Wahrheit. „Das meinte ich nicht. Und du hattest es auch anders gemeint!", gut, der Konter war gut. „Ich will ja aber auch nicht leben.", Lüge. Vor wenigen Wochen noch hätte das der Wahrheit entsprochen, doch dass hatte sich in den letzten Tagen geändert. Ich konnte nicht genau sagen, was es war, aber irgendwas hat mir den Willen zu leben zurückgegeben. „Das ist gelogen!", erstaunt sah ich ihn an. Woher weiß er DAS? Er schien mein Blick zu deuten, ehe er mir auf die unausgesprochene Frage antwortete: „Du kannst mich nicht anlügen. Das spüre ich!" Wie meint er das jetzt? Er spürt mich? Er sah mir fest in die Augen: „An. Wer bin ich für dich? Für dich ganz persönlich?" Ich schluckte. Sollte ich antworten? Naja, er hatte ja eigentlich die Wahrheit verdient. Also legte ich nur leicht den Kopf schief: „Die erste Person, die mich seit Jahren umarmt hat und es ernst damit meinte." Seine Augen wurden groß. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Vertraust du mir?", seine Stimme zitterte bei der Frage, als hätte er Angst vor der Antwort. Gleichzeitig merkte ich aber, wie wichtig sie ihm war. Also blieb ich auch dieses Mal. Bei der Wahrheit: „Irgendwie: Ja. Es ist nicht so, dass ich es wollte oder generell anderen vertrauen will, aber aus irgendeinem Grund vertraue ich dir." Er stieß erleichtert die Luft aus, die er zuvor angehalten hatte. Bei der nächsten Frage wurde ich blass: „Liebst du mich?" Ich erstarrte und bevor ich auch nur mitbekam was geschah, bewegten sich meine Lippen und gaben ihm die Antwort: „Ja." Vor Schreck hielt ich meine Hände vor den Mund doch es war zu spät. Plötzlich wurde ich in zwei starke Arme gezogen und an eine durchtrainierte Brust gedrückt. „Das Verschwinden. Ist es das, was dich sterben lässt?" Die Frage war leise geflüstert, doch ich konnte aus einem mir unbekannten Grund nicht antworten. Meine Zunge wurde trocken und meine Stimme verweigerte ihren Dienst. Ich nickte nur. Er atmete tief durch: „Ich habe darüber gelesen." Was? Meinte er das wirklich ernst? „Es gibt viele Wege für eine Heilung. Also bekommen wir das auch hin! In Ordnung? Zusammen!" Ich schaffte es nur zu nicken. Ich war baff. Aber so richtig. Damit hatte ich nicht gerechnet. „Wie alt bist du?", die Frage war auf einmal so harmlos im Vergleich zu den vorherigen, dass ich erstmal dachte, mich verhört zu haben. „16.", eine kurze, knappe Antwort. Er machte weiter: „Du bist eine Hexe, oder?" Diesmal schüttelte ich den Kopf: „Hybrid.", warum zum Teufel blieb ich jetzt NUR NOCH bei der Wahrheit??? „Ich ja auch. Aus welchen beiden Spezies?" „Hexe und Werwolf.", wieder war mein Kopf schneller als mein Verstand. Doch mein Partner schien nun nur noch verwirrt: „Heißt das, du spürst es?" Er bezog sich auf das Mateband. „Das wir Mates sind? Nein. Ich spüre es nicht."
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Another Cinderella-Story: Mein Werwolf
Manusia SerigalaAlexis Angel Anderson. Ein Mädchen wie jedes andere? Mit gerade mal vier Jahren verlor sie ihre Mutter, zwei Jahre später ihren Vater. Seit dem von ihrer Stiefmutter und ihren zwei Töchtern so gequält, dass sich sogar ihr Wolf zurück zog, geht sie d...