29 Ein Engel

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POV. Alexis: (2 Wochen später)
Ich strich mir über die schweißnasse Stirn. Den ganzen Vormittag schon sahen Cam und ich den ganzen Kram durch, der auf dem Dachboden meines ehemaligen Zuhauses lagerte. Es war in den letzten Wochen viel passiert. Mehr, als in den 10 Jahren zuvor. Ich bin zu Cam ins Schloss gezogen. Ich bin jetzt offiziell mit meinem Mate zusammen. Die drei weiblichen Geschöpfe, die mir die letzten Jahre zur Hölle gemacht haben, landeten hinter Gitter. Anfangs war mein Freund noch dagegen, doch schlussendlich konnte ich ihn überreden, mich auch weiterhin im Blue Sky arbeiten zu lassen. Es war immerhin stets ein Ort, wo ich mich Wohlgefühlt habe. Klar, ich brauche das Geld jetzt nicht mehr, aber es machte mir einfach Spaß, dort zu arbeiten. Noch immer wachte ich aus Gewohnheit viel zu früh auf. Immer wieder aufs Neue ist es Ungewohnt für mich, nicht putzen oder anderen hinterherräumen zu müssen. Inzwischen konnte ich auch einen Einblick ins Testament meines Vaters erhalten. Als ich das gesehen hatte, ist mir fast das Herz stehen geblieben. Ich dachte immer, dass er seine Besitztümer an Marianne überschrieben hätte, doch es war komplett anders! Alles, wirklich alles gehörte MIR! Das Haus, die alten Erbstücke aus dem Wohnzimmer, sein GESAMTES Geld!!! Und das waren sage und schreibe 300.000€. Ich meine, was soll ich mit so einer Summe? Ich brauche so viel doch gar nicht. Tja, und nun? Nun sah ich mir zum ersten Mal tatsächlich ALLE Sachen meiner Eltern an, die auf den Dachboden gelandet sind. Und zugegeben: Es machte Spaß! Viele Sachen beschloss ich mit zu Cam zu nehmen. Doch mein Freund ließ mich nicht eine Kiste runter tragen. Da ich laut Luca noch immer kein Sport machen durfte, bestand er darauf, selbst die ganzen Sachen runter zu bringen. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich das Haus erst mal behalte. Wer weiß, ob ich es nicht irgendwann noch brauchen würdest?! Plötzlich schlangen sich zwei starke Arme um mich. Heißer Atem schlug gegen meinen Nacken und verpasste mir eine Gänsehaut. „Bist du müde? Sollen wir eine Pause machen?", die tiefe, warme Stimme des Schwarzhaarigen ließ mein Herz sich überschlagen. Seit dem Vorfall mit der Vergiftung durch Leyla war er quasi Dauer-besorgt um mich. Aber irgendwie war es ja auch verständlich... Ich meine: Seine Mate wäre beinahe einfach draufgegangen. Vor seinen Augen! Wäre ihm das passiert und ich hätte ihm nur hilf- und nutzlos beim Qualen aushalten zusehen müssen... Ich bin nicht sicher, ob ich ihn danach überhaupt noch aus den Augen lassen würde. Seufzend lehnte ich mich gegen seine Brust: „Mir geht's gut!" Mein Mate brummte nur ergeben: „Wie du meinst. Aber wenn es zu anstrengend wird, sagst du mir Bescheid!" Nickend sah ich auf das Bild in meiner Hand. Da musste meine Mutter noch in die Schule gegangen sein... Sie war wunderschön! „Sie sieht Dir ähnlich.", Cameron hatte recht. Bis auf die Augen, hätten wir Zwillingsschwestern sein können. Mein Blick glitt zu den Personen hinter ihr. Ein Mann und eine Frau standen hinter ihr. Beide hatten einen Blick drauf, der einen erschauderte. „Wer ist das?", meine Frage kam mir unbewusst über die Lippen. Sanft nahm mir mein Freund das Bild ab: „Vielleicht deine Großeltern?" Ich zuckte mit den Schultern. Ausgehend davon, dass sie meiner Mutter vom Aussehen her ähnelten, könnte er recht haben. Ich nickte leicht: „Vielleicht?!" Das Bild in eine andere Kiste legend machten wir weiter. Aber es wollte mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Gegen Abend fiel ich erschöpft ins Bett. Ich schlief in Cameron's Gemach. Als er mich zum ersten Mal her gebracht hatte, ist mir die Kinnlade heruntergefallen. Nicht nur, dass er ALLEIN sein GESAMTES Zimmer umgebaut hat... Nein, es war einfach nur riesig!!! Als ich die Augen schloss merkte ich, wie sich die Matratze neben mir senkte. Sofort war mir klar, wer da war. Mein Seelenverwandter! Grinsend öffnete ich die Augen. In seinem kantigen Gesicht, dass durch seine schwarzen Haare abgerundet war, musterten mich seine blauen Augen besorgt. Wieder einmal wurde mir klar: Ich liebte diesen Jungen wirklich mehr als alles andere auf der Welt. Ich atmete tief durch. Kam es mit nur so vor, oder war es wärmer als sonst? Vielleicht hatte einer der Bediensteten Dir Heizung höher gestellt?! War immerhin Winter! Müde sanken meine Lieder immer tiefer und ich merkte nur so nebenbei, wie mir Cam einen Kuss auf die Stirn gab. Noch nie hatte er mich auf die Lippen geküsst. Er wollte mir Zeit geben das Geschehene zu verarbeiten und es nicht direkt überstürzen. Auch wenn ich mich langsam anfange, nach seinen Lippen zu sehnen. Mit diesem Gedanken, versank ich dann schließlich im Traumland.

POV. Cameron:
Lächelnd sah ich runter zu meiner kleinen Gefährtin. Sie war eingeschlafen und ähnelte nun einem kleinen Kind, dass den ganzen Tag getobt hat. So erschöpft, müde und zerbrechlich. Sie selbst scheint die Tatsache entweder zu ignorieren oder gar nicht wahrzunehmen doch man sieht es ihrem gesamten Körper an: Die Erschöpfung. Zulange hatte sie alleine gekämpft! Zulange war sie einsam! Sanft strich ich meiner kleinen eine Strähne aus dem Gesicht. Ihre Stirn war verschwitzt und klebrig. Sie schien regelrecht zu glühen. Fieber!

Nicht schon wieder!

Frustriert seufzte Shadow. Stumm stimmte ich ihm zu. Wir wollten sie nicht mehr leiden sehen. Erst jetzt fing sie langsam an auch mal ein Lächeln zu zeigen. Und ich merke doch, wie sie jeden Morgen um fünf oder so aufschreckte, als wär sie zu spät dran. Wie sie sich bei gemeinsamen Essen zierte, die Gabel auch nur in die Hand zu nehmen. Wie sie immer zusammenzuckt, wenn irgendjemand mal etwas lauter wird. Ich merke das doch alles. Und es tut verdammt weh sie so zu sehen!

Und wie! Weißt du noch, als Dakota sie letzte Woche zum shoppen mitnehmen wollte?

Traurig lachte ich innerlich auf. Natürlich! Unsere Mate hatte mit dem Argument, sie hätte doch genug Klamotten, abgewimmelt.

Ihre Kleidung konnte man nicht mal mehr als Kleidung bezeichnen! Hallo? Da sind mehr Löcher als Stoff dran gewesen.

Mal von der Menge abgesehen... Sie hatte zwei Shirts. ZWEI!!! Selbst ich habe mehr! Und ich hasse es wirklich, Sachen zum anziehen zu kaufen! Außerdem hatte sie nichts, gar nichts, vernünftiges für den Winter! Draußen sind Minusgerade und der Schnee geht inzwischen gut bis zur Brust! Die Schule entfällt schon!

Am nächsten Tag kamen wir mit fünf großen Taschen ins Zimmer. Sie hat uns angekuckt, als wären wir ein Alien.

Und als wir ihr dann noch sagten, dass die Pullover, Shirts, Hosen usw., die in den Taschen waren, für sie waren, hatte sie sich mit Händen und Füßen gewehrt, es anzunehmen.

Es hatte schließlich 1 1/2 Stunden gedauert, bis sie es angenommen hatte!

Und das auch nur unter Protest.

Wahrscheinlich hatte die Tatsache eine Rolle gespielt, dass wir all ihre vorherige Kleidung weggeworfen hatten.

Tja, ich habe leider die Vermutung, dass das der einzige Grund war, wieso sie es überhaupt angenommen hatte. Aber besser, als garnicht. Ich griff nach der Decke, und zog sie meiner kleinen Mate über die Schultern. Sie wirkte so unschuldig! Wie kann man einem Engel wie ihr nur so ein Leben geben?

Sie heißt ja sogar Angel!

Ich legte mich zur Seite und zog das schlafende Mädchen in meine Arme. Ja, das war sie... Ein Engel! Nein, MEIN Engel!!!
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Another Cinderella-Story: Mein WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt