„Hä? Du bist gern ein Vollidiot?"

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Während ich mich vom Boden aufrapple, tritt Chrissi aus dem Gartenhaus. Sie hält einen staubigen Basketball in den Händen. Ihre Augenbrauen schießen nach oben, als ihr Blick auf mich fällt.

Ich klopfe mir wie nebenbei die Hosen sauber und gucke in die Gegend, als wäre nichts passiert. David ist ein Idiot, aber ich will seine Chance die Wette zu gewinnen nicht ruinieren. Weil wir irgendwie, manchmal Freunde sind. Außerdem möchte ich Chrissi nicht erzählen was passiert ist. Dann müsste ich zugeben, dass ich auch um sie gewettet habe.

„Hier ist dein Ball.", sagt Chrissi. In ihrer Stimme hängt ein Fauchen. Es kommt mir unangenehm bekannt vor.

„Wollen wir nicht..."

David stützt die Hand neben ihr an die Wand des Schuppens, da knurrt sie:

„Nimm jetzt deinen blöden Ball und verschwinde."

Ihm bleibt vor Schock der Mund offenstehen.

„Aber, Süße."

Chrissi drückt den Ball gegen seine Brust.

„Nichts Süße. Verstanden. Soweit gesunken bin ich noch lange nicht, dass ich auf einen Milchbubi wie dich abfahre. Also lass mich in Ruhe."

Mal wieder liefert David die perfekte Darstellung eines Fisches, denn irgendjemand an Land gezogen und liegen hat lassen. Sein Mund klappt auf und zu und kein Ton kommt heraus.

Dann nimmt er den Basketball und stakst steif wie ein Roboter davon. Chrissi fiese Seite im Einsatz zu sehen, wenn ich selbst nicht das Ziel davon bin, macht fast Spaß. Hoffentlich überträgt sie ihre Wut nicht gleich auf mich. Wer weiß, ob sie sauer ist, weil ich es wage Federbälle zu verlangen.

Ich schiebe mich ein Stück nach hinten. Das Raubtier fest im Blick, das noch seiner Beute hinterherstarrt. Ein Zweig knackst unter meinen Schuh. Chrissis Kopf fährt zu mir herum, sie blinzelt und ich warte atemlos, ob sie nun ihre spitzen Zähne in mich schlägt.

Ihre Züge werden sanft, sie hebt die Hand und winkt mich heran. Ich bleibe lieber stehen und ziehe so fest an den T-Shirt Fransen, dass der Stoff knirscht.

Sie lächelt nachsichtig.

„Wolltest du nicht Federbälle?"

Ein süßes Locken hängt in ihrer Stimme. Es ist verführerischer als eine ganze Tüte saurer Apfelringe.

Ich nicke und verflechte die Finger ineinander.

„Dann komm mal her. Vielleicht kannst du mir helfen. Ich hab bisher nichts finden können, aber auf den oberen Regalen sind ein paar Boxen, die ich nicht allein runter kriege. Da könnten welche drin sein."

„Ah, klar."

Sie will mich also nicht fressen. Ich laufe unbedarft zu ihr hin. Das perfekte, treudoofe Opfer auf dem Weg in sein Verderben. Kaum komme ich in ihre Nähe, packt sie mich am Handgelenk. Ein entsetztes Keuchen reißt von meinen Lippen und Chrissi zieht mich näher. Ein ernster Blick streift über mich.

„Ist bei dir alles in Ordnung?", fragt sie.

Bis gerade eben schon.

„Hat David dich auf den Boden gestoßen?"

Sie hat also doch mehr gesehen, als sie sollte.

Ich schüttle den Kopf. Sie runzelt skeptisch die Stirn.

Theoretisch hat er mich nicht gestoßen. Nur hinfallen lassen.

„Elly. Du kannst wirklich ehrlich zu mir sein. Wenn er was gemacht hat, dann..."

Glühwürmchen (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt