„In zwei Tagen ist das dann wohl ein Abschied für immer."

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Der Tag rast vor sich hin. Feli und Mai zanken und Chrissi besucht mich so oft sie kann. Sie findet immer einen Vorwand, zu mir zu kommen und wenn nicht, dann liefere ich ihr einen. Um keinen ihrer Besuche zu verpassen, weigere ich mich sogar mit Feli Schlauchboot zu fahren. Das macht sie dann mit Kathrin, die nach ihrem Mittagsschlaf, gesund und munter zu uns stößt. Feli funkelt Mai noch minutenlang böse an, bis sie so weit vom Strand entfernt ist, dass ihr Blick nicht mehr ankommt. Sicher fährt sie nur Boot, um Mai eins auszuwischen.

„Das ist nicht einfach mit Feli. Oder?", sagt Mai, während sie sich neben mich setzt. Die Frage müsste eigentlich ich stellen.

„Na. Ihr streitet halt dauernd."

„Nicht andauernd.", murmelt Mai und lehnt den Kopf auf ihre Knie.

„Ok. Also ich seh euch oft streiten."

Mai schnaubt, dann runzelt sie die Stirn und nickt.

„Wir streiten nicht immer, aber irgendwie hab ich das Gefühl wir sind zwei Puzzleteile, die nicht richtig zusammen passen. Aber ich will unbedingt und versuche irgendwo eine Lücke zu finden, in die ich mich reinpuzzeln kann. Und Feli ist es ganz egal, die braucht überhaupt kein anderes Puzzlestück. Oder kommt es dir anders vor?"

Ich zucke mit den Schultern, um nicht antworten zu müssen. Es ist grausam ihr zuzustimmen.

„Also sieht du es auch so?"

„Ich glaube Feli würde ein Buch heiraten, wenn sie könnte."

Freundlicher kann ich die fiese Wahrheit nicht ausdrücken. Mai sinkt zu einem kleinen Ball zusammen. Sie zupft einen Faden aus ihrem Handtuch.

„Schon doof. Da verlieb ich mich zum ersten Mal so richtig und dann sowas.", murmelt sie.

„Aber ist es nicht doch irgendwie schön mit Feli?"

Meine Beobachtungen kratzen nur an der Oberfläche von Mais und Felis Beziehung. Dort sehe ich Streit, Unsicherheit und Mai, die nicht mehr so fröhlich ist wie sonst. Die Erzählungen meiner besten Freundin reichen kaum tiefer und verlieren sich im brackigen Wasser, durch das ich den Grund nicht sehen kann. Vielleicht ist der Boden unter allem aus Edelsteinen, aber er schimmert nicht kraftvoll genug.

„Es ist schön mit Feli. Das ändert nichts daran, dass nur ich sie liebe. Wie viel Hoffnung auf eine Fernbeziehung nach dem Camp kann ich also haben. Feli vergisst mich doch sofort wieder."

Mai wischt sich über die Augen. Sie blinzelt auf das glitzernde Wasser und versucht eine fröhliche Miene. Es ist so typisch Mai. Sie präsentiert ihre Problem, dekoriert mit so viel Glitter, bis sie gut aussehen. Bis sie in dem ganzen Tand verschwinden. Aber ihr Gesicht will weinen und das Lächeln zittert.

„Ja. So ist das halt. Kann halt nicht alles was werden. Nicht wahr?"

„Ach. Mai."

Ich ziehe sie in meine Arme und drücke sie so fest, als könnte nur meine Umarmung sie zusammenhalten.

Chrissi kommt wieder rüber. Sie trägt einen Bund Wasserflaschen. Unsere Blicke begegnen sich und ich schüttle den Kopf. Verstehen rieselt in ihr Gesicht, sie nickt und dreht ab. Warum kann Mai nicht so viel Glück haben. Obwohl ich mich über die Zeit des Camps mit Feli angefreundet habe, ist der Umgang mit ihr schwierig. Inzwischen mag ich sie nicht mehr. Sie hat meiner besten Freundin das Herz gebrochen.

Nach einer Weile löst sich Mai von mir. Ihre Wangen sind rot, aber die Augen trocken. Mai weint so selten, dass vermutlich nur Staub aus ihren Augen kommt, wenn sie es mal versucht.

„So ist das Leben eben. Voller Leiden.", seufzt Mai und wirkt dabei wie ihr altes Selbst, das gern in einem Sarg schlafen würde.

„In zwei Tagen ist das dann wohl ein Abschied für immer."

Glühwürmchen (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt