07 | Die Bucht

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Am nächsten Morgen verschlief ich prompt. Als ich aufwachte und auf mein Handy sah, zeigte die Uhr schon kurz nach neun Uhr an. Um halb zehn begann die erste Surfstunde.

„Verdammt", fluchte ich und zog mir schnell meine Sachen über, griff mir einen Schokoriegel und öffnete das Zelt. Mit der Wasserflasche von der Busfahrt putzte ich mir vor meinem Zelt die Zähne und rannte danach zum Strand, wo der Rest meiner Gruppe schon vor dem Surfschuppen stand. Erschaunlicherweise ergriff Vanessa zuerst das Wort. „Hauke sagte mir, wir sollen alle schon mal zum Strand runter gehen, wenn wir vollzählig sind." Also folgten wir ihr, bis zum Wasser.

Schon am ersten Tag bekamen wir eine Kostprobe dessen, was wir nach einer Woche Surf-Kurs wahrscheinlich nicht imstande sein konnten, zu lernen. Mit fünf weiteren Jugendlichen, darunter auch Vanessa und ihrer Freundin Bianca, stand ich am Strand und blickte auf das Wasser, wo ein Surfer uns sein Können demonstrierte. Wie ein Blitz sauste er über das Wasser und sprang über die Wellen.

Bewundernd sah ich ihm zu, wie er sich zur Seite beugte und mit der einen Hand übers Wasser strich. Neben mir hörte ich die Mädchen tuscheln. Schwärmend beobachteten sie den jungen Mann, der seine Show inzwischen beendet hatte und ins flache Wasser kam. Geschlossen bewegte sich unsere Truppe auf unseren Lehrer zu, der sein Surfbrett gerade an den Strand zog.

Der junge Mann zog sich den oberen Teil seines Neoprenanzuges aus und kam lächelnd auf uns zu. Seine blonden Locken umspielten ein markantes Gesicht und sein Oberkörper war muskulös und braungebrannt. Er sah umwerfend aus und ich merkte, wie auch die beiden Mädchen ihn interessiert ansahen. Besonders Vanessa schien ein Auge auf ihn geworfen zu haben und er zwinkerte ihr unverhohlen zu.

Als wir uns alle um ihn versammelt hatten, strich er sich die nassen Haare aus der Stirn und begrüßte uns alle herzlich. „Vielleicht habt ihr euch grade gefragt habt, wer der gutaussehende Surfer ist, der alle diese coolen Tricks beherrscht", lächelte er freundlich. „Mein Name ist Sascha und ich bin euer Lehrer."

‚Und ich bin ziemlich eingebildet', fügte ich in Gedanken hinzu. Aber er hatte recht und ich wollte ihn kennenlernen.

Ja, ich war geblendet von Sascha, aber du musst gar nicht beleidigt sein, Liebster

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Ja, ich war geblendet von Sascha, aber du musst gar nicht beleidigt sein, Liebster. Immerhin warst du ihm zuerst verfallen.

In der ersten Stunde lernten wir, wie wir die Segel zusammenbauen mussten und dann erst ohne, und später mit dem Segel auf unseren Brettern im Wasser zu stehen

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In der ersten Stunde lernten wir, wie wir die Segel zusammenbauen mussten und dann erst ohne, und später mit dem Segel auf unseren Brettern im Wasser zu stehen. Selbst im flachen Wasser der geschützten Bucht, zu der wir gegangen waren, erwies sich dieses Unterfangen als schwierig. Als ich zum wiederholten Mal von meinem Board gefallen war, schwamm Sascha zu mir herüber und hielt sich an meinem Brett fest.

„Hi", begrüßte er mich und lächelte mich an. „Du musst dann wohl Jakob sein?", fragte er mit seiner tiefen und vom Meer leicht kratizigen Stimme und ich fühlte wieder dieses Stechen. „Jamie ist mir lieber", sagte ich abermals und lächelte zurück.
„Ach so", grinste er. „Dann also Jamie. Stell dich mal aufs Brett und ich halte dich kurz fest, bis du sicher stehst." Ich nickte und kletterte hinauf, während Sascha das Brett an einem Ende festhielt. Dann holte ich das Segel auf. Tatsächlich schaffte ich es dieses Mal länger und fühlte mich nach einer Minute schon fast sicher auf dem Brett.

„Du bist ja ein Naturtalent, Jamie", lobte Sascha und mein Herz tat einen Hopser bei diesem unerwarteten Lob. „Ich schiebe dich mal ein Stück und du versuchst oben zu bleiben, okay?"
„Okay", rief ich zurück und das Surfbrett durchfuhr ein Ruck. Wie erwartet schaffte ich es keine fünf Sekunden mich oben zu halten, ehe ich ins kalte Wasser fiel. Als ich wieder auftauchte, stand Sascha neben mir und grinste mich an.

„Fürs erste Mal hast du dich gut geschlagen!", lobte er mich und legte mir anerkennend die Hand auf meine Schulter. Ein heißes Kribbeln breitete sich in mir aus, als er mich berührte. „An dich komme ich lange nicht ran", grinste ich in an. „Deine Einlage vorhin war echt 'ne coole Nummer", gab ich das Lob zurück und er lächelte geschmeichelt.
„Komm, wir müssen an Land zurück, in einer halben Stunde gibt es Mittagessen und du willst sicherlich vorher noch duschen, oder?"

Auch wenn ich im Leben nicht zu denen gehörte, die von Anfang an die Blicke auf sich ziehen, so fand ich doch immer schnell Freunde, da ich die Gabe besaß, genau das zu sagen, was sie hören wollten

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Auch wenn ich im Leben nicht zu denen gehörte, die von Anfang an die Blicke auf sich ziehen, so fand ich doch immer schnell Freunde, da ich die Gabe besaß, genau das zu sagen, was sie hören wollten. Die meisten Menschen dachten daher, dass ich selbstbewusst war, da ich immer etwas Nettes zu sagen hatte. Nur ich wusste, dass dies einfach meine Art war, mich anzupassen, um dazu zu gehören.

Bei dir war das anders. Du warst einfach nett und hilfsbereit. Und wenn du jemanden gerne hattest, hast du alles für diese Person getan. Einfach, weil du Micha warst.

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