„Jamie?", hörte ich jemanden fragen. Müde öffnete ich die Augen. Verschlafen setzte ich mich auf. „Jamie, bist du da drin?", hörte ich Michas Stimme vor dem Zelt und kroch aus meinem Schlafsack. Gähnend öffnete ich den Reißverschluss und blickte in Michas Gesicht, der vor dem Zelteingang hockte. „Ja?", fragte ich.
„Wo warst du denn? Du hast deine Surfstunde verpasst! Wir haben uns Sorgen gemacht", sagte Micha leicht vorwurfsvoll. „Ich war müde", gab ich unbeeindruckt zurück. Michas Sorge auf seinem Gesicht wich einem Hauch von Wut.
„Hättest ja mal Bescheid sagen können", sagte er verärgert.
„Warum?", gab ich bissig zurück. „Schien dich ja vorhin auch nicht zu interessieren, dass ich weg war!" Micha schien nicht zu wissen, was er darauf erwidern sollte. „Es gibt gleich Abendbrot", teilte er mir mit. „Ich habe keinen Hunger", antwortete ich patzig.
„Na schön", sagte Micha. „Selbst schuld", meinte er und erhob sich. Er versuchte nicht mal, mich zum Mitkommen zu überreden. Beleidigt zog ich den Reißverschluss wieder zu und ließ mich zurück auf den Schlafsack fallen. Die Minuten vergingen und ich wartete darauf, ob er vielleicht zurückkommen und sich entschuldigen würde. Aber er kam nicht.
Ich spürte, wie meine Wut im Bauch größer wurde und musste unbedingt etwas Dampf ablassen. Also schlüpfte ich in meine Badehose und lief zum Strand hinunter, der um diese Zeit fast menschenleer war. Zügig lief ich im seichten Wasser Richtung Steilküste, bis mir das Atmen schwerfiel und ich das Surfcamp nicht mehr sehen konnte. In diesem Moment begann es zu regnen.
Dicke Tropfen prasselten vom Himmel herab und ich schaffte es gerade noch, mich bei einem Baum unterzustellen. Mein Shirt war bereits nass und klebte an meinem Oberkörper. Kalter Wind kam auf und kühlte angenehm meinen Kopf, der vom Laufen noch ganz heiß war.
Schöner Mist, dachte ich, da der Regen immer mehr zunahm und ich ein paar Kilometer vom Campingplatz entfernt war. Ein paar Minuten stand ich unschlüssig unter dem Baum, nicht sicher, ob ich bleiben, oder wieder zurücklaufen sollte.
Als der erste Blitz den dunkel gewordenen Strand erhellte, entschied ich vernünftigerweise, den Rückweg anzutreten.
Das Wasser der Dusche prasselte heiß und angenehm auf meinen Körper und spülte die Gedanken der letzten Stunden, zusammen mit dem Schweiß und dem Regen, von meiner Haut und ließ sie im Abfluss verschwinden. Energisch drückte ich den letzten Rest Shampoo aus der Flasche, als ich zwei Stimmen hörte, die das Badezimmer betraten.
„Und wo ist er jetzt?", fragte eine Stimme, die eindeutig Saschas war.
„Keine Ahnung", gab Micha zurück, während er sich die Hände wusch. „Interessiert mich auch nicht", sagte er dann und versetzte mir mit seinen Worten einen Stich. „Kann ich mir mal dein Gel ausleihen?", fragte er dann.
„Das meinst du doch nicht so", sagte Sascha versöhnlich.
„Doch, tue ich", sagte Micha und hörte, wie er den Tubendeckel öffnete. „Darf ich nachher vielleicht auch mal den Bus fahren?", fragte er dann, vom Thema abweichend.
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Feuertänzer
RomanceJamie wagt sich in einen aufregenden Surfkurs und findet sich plötzlich in einem Strudel der Gefühle wieder. Zwischen den Wellen des Meeres trifft er auf den charmanten Surftrainer Sascha, der mit seinem leidenschaftlichen Wesen Jamies Herz höhersch...