08 | Der Surfkönig

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Wie Micha mir geraten hatte, wollte ich noch eine Weile schwimmen, bevor ich mich zu den Duschen aufmachen wollte. Als ich aus der Bucht raus schwamm, sah ich Haukes Gruppe noch trainieren. Ich schwamm an den Strand und sah ihnen beim Surfen zu. Nach einer Weile entdeckte ich weit draußen Micha mit einem blauen Segel. Wie ein Pfeil schoss er durchs Wasser und nahm die Wellen, als wäre es ein Kinderspiel. Er war anscheinend sehr talentiert, vielleicht war es ja das, worüber er mit Sascha in Streit geraten war. Welcher Lehrer wollte schon, dass seine Schüler ihn übertrumpfen?

Ein paar Minuten später war auch Haukes Truppe fertig und kam zum Strand zurück. Michas blaues Segel blieb noch länger auf See und vollführte Wendemanöver. Endlich kam auch er zum Strand, als alle anderen bereits zu den Duschen unterwegs waren. Als er mich sah lächelte er erfreut und hievte sein Board an den Strand.

„Jamie!", wunderte er sich. „Hast du etwa auf mich gewartet?" Grinsend erhob ich mich.
„Ich wollte wissen ob was dran ist an Nadines Behauptung, dass du der Surfkönig seist", begrüßte ich ihn.
„Und?", wollte er wissen. „Was sagt das geschulte Auge mit der Seeschwäche?", witzelte er und strich sich mit der linken Hand seine nassen Haare aus dem Gesicht. Ich überging den Kommentar und blieb freundlich. „Kann sich sehen lassen", sagte ich und zwinkerte ihm zu. Er sah etwas verlegen zurück, schien das Lob aber anzunehmen.

„Dusche?", fragte er knapp, als er sein Equipment verstaut hatte. „Dusche!", nickte ich und wir gingen zusammen zu unseren Zelten, um unsere Handtücher zu holen.

Wir suchten uns zwei Kabinen nebeneinander und hatten Glück, dass die meisten Jungen schon mit dem Duschen fertig waren. Während das heiße Wasser meinen Körper herunterlief, hörte ich Micha in der Kabine nebenan ein Liedchen anstimmen. Grinsend stieg ich mit ein und wir sangen, bis das heiße Wasser zur Neige ging.

 Grinsend stieg ich mit ein und wir sangen, bis das heiße Wasser zur Neige ging

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Das Mittagessen war schon fast vorbei, als wir in die Kantine kamen. Trotzdem bekamen wir noch zwei Portionen Bratkartoffeln mit Rührei und dazu je einen Joghurt. Wir setzten uns an ein Fenster und ich probierte die Mahlzeit.

„Nicht so übel wie das Abendessen gestern", war mein Fazit. Aber ich hatte auch einen Bärenhunger. Auch Micha vertilgte beinahe das ganze Essen, bis er sich schließlich dem Joghurt widmete.
„Und wie ist es bei dir so gelaufen? Bist du oft runtergefallen?", grinste er schadenfroh.
„Kaum", bluffte ich. „Sascha meinte, ich sei ein echtes Naturtalent", prahlte ich.
„Ach ja", spottete Micha. „Wenn Sascha das sagt."

Ich legte mein Besteck zur Seite und öffnete meinen Joghurt. „Was hast du eigentlich gegen Sascha", fragte ich. „Er scheint doch ganz nett zu sein."
Micha stocherte trübsinnig in seinem Joghurt. „Sicher. Kann sein", antwortete er unbestimmt.

Um Micha nicht weiter mit Sascha zu löchern, wechselte ich das Thema. „Morgen haben wir zwei Stunden, richtig? Wollen die uns am ersten Tag noch nicht so viel zumuten?", fragte ich und sah Micha, der immer noch auf sein Essen starrte, freundlich an.

„Ich muss nachher wieder hin, allerdings haben wir dann Theorie", erläuterte Micha. „Und ihr macht mit Sascha ein Kennenlern-Spiel, glaub ich. Eigentlich macht man das schon am Samstag, wenn man ankommt. Aber er war ja gestern noch unterwegs."

Ich blickte von meinem leeren Joghurt auf und sah zu Micha herüber. Er hatte seinen Joghurt von sich weggeschoben und starrte aus dem Fenster. Irgendetwas bedrückte ihn, aber ich traute mich nicht, ihn danach zu fragen. Noch nicht.

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