45 | Abschied

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„Ich will nicht gehen und dich hierlassen", maulte Micha und nahm mich in den Arm.

„Aber wir sehen uns doch schon in ein paar Tagen wieder", lächelte ich und drückte ihn.

Wir standen am Bahnhof, an dessen Gleis 8 grade der Zug einfuhr, der Micha nach Hause bringen würde. „Und du kommst auch ganz sicher?", fragte er, als ich seine Reisetasche aufhob und zur Wagentür trug.

„Habe ich doch versprochen, oder?", Micha schmunzelte und drückte mir in aller Öffentlichkeit einen Abschiedskuss auf den Mund. „Eine Woche?", fragte er zum gefühlt hundertsten Mal. „Vielleicht auch früher", antwortete ich wie immer.                                                                     
„Okay", seufzte Micha und schulterte sein Zelt. Als er in der Waggontür stand, reichte ich ihm seine Tasche. „Bis später", verabschiedete ich mich.

„Es hat mir viel Spaß gemacht, mit dir, Jamie", sagte er, als auch schon die Durchsage ertönte, dass der Zug bereit war, loszufahren.

„Wir sehen uns in einer Woche, Micha", grinste ich und Micha rang sich ein Lächeln ab. Dann schlossen sich die Türen und ich sah Micha noch einmal winken, als der Zug sich langsam in Bewegung setzte und den Bahnhof verließ.

Der Zug verschwand um die nächste Ecke und ich machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. In einer Woche wäre ich auch schon auf dem Weg, um Micha wiederzusehen. Vielleicht auch früher.

Dies war nur der Anfang unserer Geschichte, mein Liebster

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Dies war nur der Anfang unserer Geschichte, mein Liebster. Wir hatten danach noch so viele wundervolle Jahre zusammen, die ich niemals vergessen werde.

Wir haben in dieser Zeit viele besondere Erste Male miteinander geteilt: Unser erstes Auto. Die erste eigene Wohnung. Unsere Reisen und viele intime Momente, die nur uns gehören.

Bleibt vielleicht noch zu sagen, dass mich beim Schreiben dieses Briefes so einige Male die alten Gefühle wieder eingeholt haben. Gute, wie schmerzhafte. Aber ich habe auch viel gelacht und gerne noch einmal erlebt, was mir damals gar nicht so besonders vorgekommen ist.

Es ist wahr: In den Momenten, in denen man lebt, weiß man sein Glück häufig nicht zu schätzen. Erst im Nachhinein sieht man, was für ein großes Glück man gehabt hat.

Und wir hatten Glück, mein Liebster. Wir haben uns gefunden und wahrhaft geliebt. Und auch, wenn du jetzt nicht mehr bei mir bist, bist du das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist!

Wir sehen uns irgendwann wieder. Vielleicht auch früher.

In Liebe,

Jamie

FeuertänzerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt