23 | Im Zweifel für den Angeklagten

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Nach dem Frühstück trennten sich unsere Wege. Auf dem Weg zum Surfschuppen, kamen langsam Zweifel an meinem großartigen Plan in mir auf. Selbst wenn ich Sascha dazu brächte, wieder mit Micha zu reden, so war unser Spiel doch ziemlich ernst und ich wollte nicht, dass jemand dabei zu Schaden käme. Allen voran machte ich mir Sorgen um meine Gefühle, da jetzt, dass wir eingeschlagen hatten, eine wage Chance bestand, dass Micha doch mit Sascha endete, und das würde ich nicht verkraften.

Ich wischte die negativen Gedanken beiseite und tröstete mich damit, dass ich erstmal nur die Aufgabe hatte, Sascha dazu zu bringen, wieder mit Micha zu reden. Darauf konzentrierte ich mich, als ich nun Richtung Wasser joggte.

Obwohl wir viel zu spät aufgestanden waren, beeilte ich mich, als Erster meiner Gruppe bei dem Schuppen zu sein, wo Sascha bereits die Bretter an der Wand aufstellte. „Hi, Sascha", rief ich schon vom weiten. „Du wolltest mich sprechen?", fragte ich, als ich näherkam. Sascha stellte grade das letzte Surfbrett an die Wand und drehte sich dann zu mir um. „Ach, hi", lächelte er mich an, aber nicht so ungezwungen wie sonst. Ich achtete sehr darauf, genügend Abstand zwischen uns zu halten. Mein Plan war, Micha wieder ins Spiel zu bringen. „Also", sagte ich und strich mit einer Hand über eins der Bretter. „Hauke meinte, du wolltest mit mir reden?"

Sascha sah mich an und rang sich schließlich durch, mich auf den Morgen anzusprechen. Darauf hatte ich gewartet. „Hauke hat erzählt, dass du bei Micha im Zelt geschlafen hast?", fragte er wie beiläufig. „Ja", sagte ich selbstbewusst. „Ich habe ihm gestern Abend noch die Decke vorbeigebracht und es schien ihm nicht gut zu gehen. Hat was von Liebeskummer und einer Ex-Freundin erzählt."

Bisher hatte ich nicht gelogen, beruhigte ich mein Gewissen. Nur die Reihenfolge der Informationen, hatte ich ein bisschen angepasst.

„Aha", fragte Sascha nun neugierig. „Er hat eine Freundin?"
„Hatte", berichtige ich ihn. „Und ich dachte, ich lenke ihn ab, indem wir ein bisschen was trinken. Naja", schmunzelte ich. „Wir sind ein bisschen versackt und als ich ins Bett wollte, hat es bereits in Strömen gegossen. Mein Glück, dass Micha mich bei ihm übernachten lassen hat."
„Und er hat sich nicht an dich rangemacht?", platzte es aus Sascha heraus.
„Nein", antworte ich mit großer Verwunderung. „Warum sollte er auch?" Ich ließ Sascha einen Moment zum Nachdenken, dann kam ich ihm etwas näher und legte meinen Arm auf seine Schulter. „Du hast mir erzählt, dass du glaubst, dass Micha dich damals küssen wollte, richtig?", fragte ich etwas leiser. Sascha nickte.

„Aber sicher bist du dir nicht, oder?" Ich sah, wie Sascha bewusstwurde, auf was ich hinauswollte. „Du meinst, er wollte mich vielleicht gar nicht küssen?"
„Kann doch sein", antworte ich euphorisch. „Ihr hattet bestimmt was getrunken und eine Menge Spaß. Wenn man sich da mal näherkommt, muss das doch nicht immer gleich heißen, dass einer vom anderen was will, oder?"

Auch hier ließ ich eine Pause und entschied, gleich das Thema zu wechseln. Es sollte nicht den Anschein haben, als hätte ich genau das getan, was ich getan hatte: Sascha auf eine Fährte zu locken, ihn zu verunsichern, was den Kuss anging und ihn überlegen zu lassen, ob er Micha vielleicht zu Unrecht verdächtigt hatte.

„Da sind ja schon die anderen", sagte ich und lenkte damit Saschas Aufmerksamkeit auf etwas anderes. „Na dann kann's ja losgehen", verkündet er und begann mit uns die Surfstunde.

Nach einem gelungenen Vormittag spülte ich den groben Sand und das Meersalz unter der Freiluftdusche von meinem Körper, als Sascha noch einmal auf mich zukam

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Nach einem gelungenen Vormittag spülte ich den groben Sand und das Meersalz unter der Freiluftdusche von meinem Körper, als Sascha noch einmal auf mich zukam.

„Ach, Jamie, das habe ich vorhin ja ganz vergessen", startete er. „Ich fahre mit Hauke nachher in die Stadt, um die letzten Sachen für morgen Abend zu besorgen. Ich dachte, vielleicht hast du Lust mitzukommen."
„Klar", antwortete ich und wusch mir das Salzwasser aus den Haaren. „Wieso nicht. Ich muss eh noch ein paar Dinge besorgen."
„Super." Sascha überlegte kurz, dann fragte er mich zu meinem Erstaunen: „Kannst du vielleicht Micha fragen, ob er auch mitmöchte?" Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, freute mich aber innerlich, dass mein Plan anscheinend aufgegangen war. „Sicher, kann ich machen", versprach ich und Sascha schien erleichtert zu sein, dass ich keine weiteren Fragen stellte.

„Wir wollen nach dem Mittagessen los", erklärte er.
„Geht klar", grinste ich ihn an und entlockte ihm ein Lächeln. „Dann bis später."

Mit sauberen Klamotten unter dem Arm, betrat ich die Duschräume

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Mit sauberen Klamotten unter dem Arm, betrat ich die Duschräume. Meine Gruppe war fast fertig, da ich noch mit Sascha gequatscht und ein wenig getrödelt hatte. In einer Kabine wusch ich mir den letzten Rest Sand und Salz von der Haut. Als ich fertig war, ging ich zu den Spiegeln, um mich zu rasieren. Ich hatte nur mein Handtuch um die Hüften gewickelt, als Micha hereinkam.

„Da bist du ja endlich", begrüßte ich ihn. „Ich habe gute Neuigkeiten für dich."
„Du bist diesmal nicht ertrunken, wie ich sehe", grinste er mich an.
„Na, wenn du es nicht hören willst", wandte ich mich beleidigt ab und konzentrierte mich wieder auf meine Rasur. Micha kam auf mich zu und blickte mich fast liebevoll im Spiegel an. „Na, sag schon", lächelte er und zeigte mir nebenbei eine Stelle am Kinn, an der noch ein paar Härchen zu sehen waren.

„Ich habe eben mit Sascha gesprochen", sagte ich geheimnisvoll.
„Und?", wollte Micha wissen.
„Er hat mich eingeladen, mit ihm und Hauke in die Stadt zu fahren, um noch ein paar Besorgungen zu machen."
„Schön für dich", sagte Micha und es klang tatsächlich ehrlich, was mich ein bisschen verwunderte.
„Ja, aber das ist noch nicht alles", freute ich mich und konnte meine Neuigkeit kaum noch für mich behalten. Ich wusch den Rasierer ab und mir den Rest Schaum vom Gesicht. Micha sah mich an und mache eine ausladende Geste, als wolle er sagen, ich solle zum Punkt kommen.

„Sascha hat mir aufgetragen, dich zu fragen, ob du nicht auch mitkommen möchtest."
Micha fiel die Kinnlade runter und er machte ein verdutztes Gesicht. „Du willst mich verarschen, oder", fragte er irritiert.
„Keineswegs, mein Lieber. Er hat gesagt, er würde sich freuen, wenn du mitkämest." Micha sah noch immer verwirrt aus, schien mir aber zu glauben. „Aber wieso? Was hast du ihm erzählt?"
„Wie du schon festgestellt hast, kann mir keiner wiederstehen", grinste ich und ernte für diese Überheblichkeit ein leichtes Kopfschütteln.
„Du bist ja verrückt, Jamie", stellte Micha fest und lächelte, als könne er sein Glück nicht fassen, noch eine zweite Chance bekommen zu haben.

„Naja", gab ich zu bedenken. „Ich habe ihm zu überlegen gegeben, ob es nicht vielleicht sein könne, dass du ihn gar nicht küssen wolltest", gab ich nun etwas kleinlaut zu. „Und hab vielleicht auch fallen lassen, dass du mir gegenüber eine Ex-Freundin erwähnt hast." Micha zog eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf.
„Du hast ihn also angelogen?", fragte er etwas skeptisch.

„Ich würde eher sagen, ich habe die Fakten nicht ganz in der richtigen Reihenfolge erzählt und Mutmaßungen angestellt. Ich habe nicht behauptet, dass du es nicht wolltest. Und auch nicht, dass du die Freundin grade kürzlich hattest", erklärte ich und hoffte, dass Micha mir nicht böse war.

Aber er nahm es mir nicht übel. Im Gegenteil. Er kam er auf mich zu und legte seine Arme um meinen Hals. „Danke, Jamie!", sagte er und ich fühlte seine Brust unter dem Shirt auf meiner nackten Haut. „Ich könnte dich knutschen!", jubelte er und drückte mich.

„Das würde ich lieber lassen", grinste ich, obwohl ich nichts dagegen gehabt hätte, und drückte ihn kurz an mich. „Dann würde deine Tarnung auffliegen."

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