31 | Liebesbeweis

98 27 24
                                    

Schweigend saß ich auf dem Campingplatz auf der Terrasse des Restaurants ‚Ostseeblick', das ich vor fast einer Woche mit Micha und Steffen besucht hatte. Als der Kellner kam, bestellte ich mein drittes Bier und starrte trübsinnig auf das Meer hinaus.

„Trinken ist nicht immer die Lösung", hörte ich den süßen Kellner sagen, als er mir meine Bestellung brachte. Ich sah auf und grinste schwach. „Wenn du wüsstest, wie es mir geht, würdest du das nicht sagen", antwortete ich traurig. „Deine Freunde sind diesmal gar nicht dabei", stellte er fest. „Alles okay bei euch?" Ich zuckte mit den Schultern. „Ich denke nicht."

„Das tut mir leid", sagte der Kellner und legte tröstend seine Hand auf meine Schulter. Ich lächelte ihn an. „Wird schon wieder", sagte ich tapfer und er lächelte zurück. „Ich muss mich leider noch um die anderen Gäste kümmern", sagte er bedauernd und ich nickte verständnisvoll. „Klar, danke trotzdem", sagte ich und er widmete sich dem Nebentisch, der bestellen wollte.

Als die Sonne sich immer mehr dem Horizont entgegen neigte, beschloss ich, den Rückweg anzutreten. Ich winkte dem Kellner und verlangte nach der Rechnung. Als er sie brachte, schob er mir unauffällig einen Zettel zu. „Falls du mal Lust hast zu quatschen, kannst du mich jederzeit anrufen", sagte er und zwinkerte mir zu. Ich lächelte ihn an und gab ein angemessenes Trinkgeld. Wäre ich in Gedanken nicht so mit Micha beschäftigt gewesen, hätte ich das Angebot sicher sofort angenommen.

Ich steckte den Zettel in meine Hosentasche und verabschiedete mich. Etwas angetrunken, ging ich an der Steilküste zurück zum Surf Camp.

Die Band, bestehend aus Micha, Steffen, Sascha und Vanessa, stand bereits auf der improvisierten Bühne, als ich an diesem Abend an den Strand kam

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Die Band, bestehend aus Micha, Steffen, Sascha und Vanessa, stand bereits auf der improvisierten Bühne, als ich an diesem Abend an den Strand kam. Die Sonne stand bereits tiefrot am Himmel und ein kleines Lagerfeuer brannte im Hintergrund. Überall standen große Windlichter im Sand und erhellten die Szenerie zusätzlich. Neben dem Schuppen sah ich Hauke am Grill stehen und Würstchen wenden.

Den ganzen Weg zurück an der Steilküste hatte ich überlegt, ob ich überhaupt kommen sollte. Michas Abfuhr hatte mich verletzt und ich hatte ehrlicherweise ein wenig Angst, ihn nun wiederzusehen. Doch meine Neugier siegte schließlich und zog mich Richtung Strand. Einige Jugendliche saßen am Lagerfeuer auf Holzstämmen oder im Sand etwas abseits. Langsam ging ich auf das Publikum zu, das vor der Bühne stand.

Vanessas schöne Stimme sang grade ein Lied von Bon Jovi, als ich die Anderen auf der Bühne erblickte. Micha hatte ein blauweiß gestreiftes Hemd an und seine Haare waren wie am Vormittag noch immer nicht zurückgekämmt. War das ein gutes Zeichen?

Gedankenverloren vergrub ich die Hände in den Taschen meiner Hose und fand den kleinen Zettel, den der Kellner mir zugesteckt hatte. Ich zog ihn heraus und betrachtete den Namen, den er aufgeschrieben hatte. Giovanni. Auf der Rückseite hatte er seine Telefonnummer notiert. Fest entschlossen, ihn nicht anzurufen, knüllte ich den Zettel zusammen und ließ ihn wieder in der Tasche verschwinden. Mein Blick wanderte zu Micha, der verträumt auf seiner Gitarre spielte. Die untergehende Sonne hüllte ihn in ein wunderbar weiches Licht, das seine Gesichtszüge noch sanfter erscheinen ließ.

FeuertänzerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt