11 | Neue Freunde

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Am nächsten Morgen stand ich pünktlich auf, um auf dem Weg zum Frühstück vielleicht noch Micha abzupassen, den ich am vorherigen Abend etwas vermisst hatte. Als ich ihn aber weder im Waschhaus noch in seinem Zelt antraf, ging ich schließlich hungrig zum Frühstück.

Sascha und seine Clique saßen schon an einem Tisch und winkten, als sie mich erspähten. Als ich mich kurz umsah, entdeckte ich Micha am Tisch mit seinen Freunden. Er sah mich kommen und blickte demonstrativ auf seinen Teller, als sich unsere Blicke trafen. Also ging ich zu Sascha und ließ mich an ihrem Tisch nieder.

„Gut geschlafen?", fragte Vanessa, als ich mich setzte. „Wie ein Baby", schmunzelte ich und begann meine Brötchen zu schmieren. „Und du?", fragte ich sie interessiert. „Gut, danke", schmunzelte sie und ich musste an das Versprechen denken, dass ich Sascha gestern Abend gegeben hatte. „Ich freu mich schon voll auf die Surfstunde", sagte ich. „Heute machen wir etwas Besonderes", lächelte Sascha. „Mal sehen, wie euch das gefällt."

Neugierig sah ich ihn an. Sein überlegendes Grinsen zierte sein ganzes Gesicht. „Aha", begann ich. „Was machen wir denn?" Sascha lehnte sich zurück und schmunzelte wortlos. „Na komm schon, was machen wir?", fragte nun auch Vanessa.

Sichtlich erfreut, dass er sie zum Fragen ermutigt hatte, erzählte er uns nun doch von seinem Vorhaben. „Wir verlassen heute die geschützte Bucht und versuchen uns an den Wellen. Das Wetter ist nicht allzu schlecht und ich werde schon auf euch aufpassen", setzte er nach, als er unsere leicht panischen Gesichter sah. Ich lächelte unsicher, da ich es gestern nicht einmal geschafft hatte richtig lange auf dem Brett stehen zu bleiben. ‚Wie sollte ich es dann in den Wellen schaffen?'

Ich überlegte, ob Micha mir vielleicht ein paar Tipps geben konnte, damit ich mich nicht völlig blamieren würde. Doch als ich zu seinem Tisch hinübersah, war er grade aufgestanden und brachte sein Essen, von dem er kaum etwas angerührt hatte, zurück zum Tresen. Auf dem Weg nach draußen bemerkte er, dass ich ihn ansah und blickte ausdruckslos zurück. Als ich ihn anlächelte, senkte er den Kopf und verließ schnell den Raum.

Ich musste unbedingt mit ihm reden, denn ich wurde das Gefühl nicht los, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Abrupt stand ich auf um ihm nach draußen zu folgen. „Hey Jamie, wo willst du denn hin?", fragte Sascha. „Du hast ja nicht mal aufgegessen", stellte er fest.

„Ich", fing ich an und überlegte, ob ich Micha wirklich hinterherlaufen sollte. Dann entschied ich mich dagegen. Ich wollte doch niemandem mehr hinterherlaufen. Und ich wusste ja nicht mal, warum Micha sich so komisch benahm. Ich sollte mich doch amüsieren! „Ich hole mir noch einen Joghurt", grinste ich schließlich und schlenderte zur Essensaugabe. Als ich wieder an den Tisch kam, waren Vanessa und Bianca schon verschwunden, um ihre Sachen zu holen. Sascha verschlang grade die letzte Hälfte seines Brötchens und machte dann auch Anstalten zu gehen.

„Wir sehen uns dann gleich?", fragte er kauend, als er aufgestanden war. „Ja klar, das werde ich mir doch nicht entgehen lassen", lächelte ich nun zuversichtlich und sah Sascha zurück lächeln. „So schwer ist es auch gar nicht", ermunterte er mich und klopfte mir auf die Schulter. Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus und ich fühlte, wie der Mut zurückkehrte. ‚Wie schwer konnte es schon sein?'

Als ich an den Strand kam, hatte Sascha bereits die Surfbretter im Sand verteilt und mit Segeln versehen

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Als ich an den Strand kam, hatte Sascha bereits die Surfbretter im Sand verteilt und mit Segeln versehen. Er wiederholte mit uns wie man sie aufrichtete, wenn man auf dem Brett stand und wie man sie in den Wind drehte. Dann ließ er uns nacheinander die Wende vorführen.

Es war eigentlich gar nicht so schwer, wenn man mal davon absah, dass der Sand auch keine hohen Wellen hatte. Nach ein paar Wiederholungen trauten wir uns mit den Brettern ins Wasser. Wir blieben noch ein bisschen in der geschützten Bucht und ich zog das Segel an der Aufholleine hoch. Langsam setzte sich das Surfbrett in Bewegung und ich glitt gemächlich durch das seichte Wasser.

„Juhu", rief ich aus, als ich beim Dichtholen tatsächlich stehen blieb und nun schneller durchs Wasser glitt. Leider hatte ich das mit dem Lenken noch nicht so drauf und der anlandige Wind trieb mich immer weiter auf das Ufer zu. „Sascha", rief ich leicht panisch. „Ich treibe in die falsche Richtung. Was soll ich machen?"

„Du musst anluven", schrie er mir zu, doch ich hörte ihn kaum.

„Was?", rief ich und versuchte hektisch das Segel irgendwie zu drehen. Natürlich drehte ich es genau in die falsche Richtung und strandete, als der Wind es erfasste. Ich sprang ab und ließ das Segel fallen. Hinter mir hörte ich Sascha und Vanessa lachen, die beide auf ihrem Surfbrett standen, als wäre es ein Kinderspiel.

„Ja danke, sehr witzig", schmollte ich, als die beiden neben mir angekommen waren. Sascha grinste und strich sein langes Haar aus seinem Gesicht. „Immerhin warst du ganz schön flott unterwegs", sagte er ermutigend, doch ich wollte es nicht hören. Ich wollte auch auf dem Brett stehen und eine gute Figur machen, so wie Vanessa, die mit der Lenkung anscheinend keine Probleme hatte.

„Ja, ganz große Leistung", sagte ich trotzig und versuchte mein Brett wieder ins Wasser zu ziehen. Vanessa lachte mich an und wollte mir helfen, doch ich wollte ihre Hilfe nicht. „Ich schaff das schon allein", sagte ich wohl etwas zu harsch, denn sie ließ mein Brett sofort wieder los. Als ich mich umdrehte, sah ich Sascha Vanessa angrinsen und sie lächelte zurück. Die beiden drehten sich um und ließen mich allein. Ich fluchte innerlich und zog mein Brett zurück ins Wasser.

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