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Mit einem unangenehmen Ruck, von dem mir fast die Luft wegblieb, landete ich auf feuchtem Gras. Ich befand mich auf einer Art Acker neben einem kleinen Waldstück. In der Ferne konnte man die Umrisse der Stadt sehen, in der ich mich vor wenigen Augenblicken noch befunden hatte, und aus der ich geflohen war. Nachdenklich ließ ich mich ins Gras fallen, als es ober mir blitzte. Panisch blickte ich zum Himmel und sah dunkle Wolken, die sich ober mir zusammenbrauten. Der Donner ließ keine zwei Sekunden auf sich warten, und wenig später spürte ich auch schon einige Tropfen auf meinen Armen. Ich stand auf hastete in Richtung Wald, denn dort hatte ich zuvor eine Hütte gesehen. Ich erreichte die Waldgrenze und sprang darauf über kleines Geäst, das überall am Boden verstreut lag. Es dämmerte bereits, und das letzte was ich wollte war, bei diesem Wetter in einer stockdunklen Nacht durch einen Wald zu irren.
Ich war komplett durchnässt, und stieß stoßweise Luft aus, als ich bei der Holzhütte ankam. Ich blickte vorsichtig durch ein Fenster, um mich zu versichern, dass sie verlassen war, und zog dann an einem hölzernen Türknauf. Knarrend schwang die morsche Tür auf, und ein Schwall warmer Luft kam mir entgegen. Unsicher setzte ich einen Fuß in die Hütte und sah mich um. Die Hütte war leer, bis auf ein paar dunkle Holzbretter, die an an der Wand gegenüber mir lehnten, und außer ein paar Mäusen, die verschreckt in ihre Löcher zurückwuselten, schien sie unbewohnt. Meine Turnschuhe quietschten unangenehm am Boden, als ich auch meinen zweiten Fuß in die Hütte zog, und ich die Tür hinter mir zuschmiss. Ich befand mich in einem quadratischen Raum mit nur einem einzigen verglastem Fenster. Ich ging langsam zu der Wand gegenüber der Tür, und ließ mich an ihr auf den Boden hinabgleiten. Draußen erhellte ein furchterregender Blitz die Dunkelheit. Ich schluckte. Wie ich Gewitter hasste. Dennoch versuchte ich mich zu entspannen, da ich die Müdigkeit spürte, die mich die ganze Zeit schon erfüllt hatte. Wenig später fielen auch meine Augen zu.
Ich blinzelte, kniff meine Augen jedoch sofort wieder zu, als ich die Sonnenstrahlen spürte, die mir direkt ins Gesicht schienen. Murrend versuchte ich mich in eine andere Position zu wechseln, jedoch spürte ich einen unangenehmen Schmerz in meinem Nacken. Auch das noch. Ich hatte wohl schlecht geschlafen, und jetzt war mein Nacken schmerzhaft verspannt. Widerwillig rappelte mich auf, und ging auf wackeligen Beinen zur Tür hinaus. Frische Luft schlug mir entgegen, und ließ mich sofort jegliche Schmerzen vergessen. Die Vögel zwitscherten und die Bäume wiegten sanft hin und her, und ich vernahm den wunderbaren Geruch von Tannenbaumnadeln. Weit in der Ferne hörte ich einen Fluss plätschern, und beschloss ihn zu suchen. Die eine Hand hielt ich immer am Nacken, um ihn zu massieren. Es brachte zwar nicht viel, abersies gab mir das Geführl etwas Nützliches zu tun. Die kleinen Zweige, die am Boden lagen knacksten bei jedem Schritt.
Bald kam ich bei dem Fluss an, der sich über zahlreiche Felsen schlängelte und dessen Wasser im Sonnenlicht glitzerte, hockte mich hin und schöpfte eine Hand kristallklares Wasser, das ich mir ins Gesicht spritzte. Die Kälte schien mich endgültig aufzuwecken.
Nachdem ich alles erledigt hatte, beschloss ich zurück zu der Stadt von gestern zu gehen. Ich hatte das Gefühl, dass sie etwas mit mir zu tun hatte. Weshalb sonst hätte mich das glühende Licht hierherschicken sollen? Und diese roten Augen... Also lief ich aus dem Wald direkt auf die Wiese, und die Grashalme, die Dank dem Regen wunderbar dunkelgrün waren, kitzelten mich an meinen Beinen.

Engelstöchter beißt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt