кαριтєℓ 15

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Das ließ mich zusammenzucken. Ich hatte es zuvor zwar bereits geahnt, aber laut Ausgesprochen klang das noch einmal komplett anders. Ich hatte noch nie einen Ältesten gesehen, genauso wie je ein anderer vor mir. Zumindest hätte ich das geglaubt, aber das Schauspiel, das ich gerade beobachtet hatte, bewies eindeutig das Gegenteil. "Wie ist das möglich? Ich verstehe nicht..." sagte ich vorsichtig. Mary sah mich verständnisvoll an, und machte eine Geste, die darauf deuten ließ, dass sie das auch nicht erwartet hätte. "Natürlich nicht, natürlich nicht. Aber ich denke, du weißt bereits mehr, als dir scheint, wenngleich es dir in diesem Moment unwichtig erscheint. Diese Sache, die ich dir gezeigt habe, hat jeder Descion tief in sich eingespeichert, auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist. Viele sehen es plötzlich mitten in ihrem Leben, bei anderen gleitet die Erinnerung vorbei, und tritt bis zu ihrem Tode nicht ein, und wieder anderen", sie sah mich vielsagend an, " wird ein wenig nachgeholfen. Was du gerade gesehen hast, ist der Ursprung für den stummen Krieg zwischen Descions und Vampiren, auch wenn es heutzutage -mehr oder weniger erfolgreich- vertuscht wird. Seit diesem Tage, an dem ein Grundstein des Hasses gelegt wurde, traten die Ältesten nie wieder an das Licht der Öffentlichkeit, denn Vorurteile, Beschuldigungen und wüste Beschimpfungen würden sie auf immer verfolgen. Ich will keineswegs sagen, dass die Descions unschuldig sind, im Gegenteil: Ich denke, sie sind vielleicht noch viel mehr schuldig, aber auch die Vampire haben zu dieser Situation beigetragen." erklärte sie, und es leuchtete mir irgendwo ein. Jedoch kam zeitgleich auch ein anderer, viel schrecklicherer Gedanke in meinem Hinterkopf auf. Unsicher begann ich zu sprechen: "Aber wie kannst du so sicher sein, dass die Vampire mit schuldig sind? Ich meine in dieser Szene, oder Erinnerung, machte der Vampir einen Eindruck, der mit weit nicht rachesüchtig oder böse wirkte, er war eher... offen. Zumindest denke ich das, denn er hat sich gerechtfertigt, ohne die Descions direkt etwas vorzuwerfen." Mary, die sich auf ihrem Schreibtischstuhl drehte, und mir aufmerksam zugehört hatte, antwortete: "Ich dachte mir, das du auf dieses Detail stoßen würdest, doch ich kann dir versichern, dass die Vampire zuvor sehr viel andere Gründe lieferten, ihnen nicht zu trauen. Und du hast recht, jener Vampir, Varus war sein Name, war den Descions tatsächlich sehr gut gesinnt, und darauf erpicht, stetig eine Verbindung zu uns aufzubauen. Sie ließ mir ein wenig Zeit, um die Worte wirken zu lassen, bevor sie fortfuhr: "Nun denn, diese Szene war dir noch leicht zu zeigen, da du sie unbewusst schon in dir getragen hast, doch jetzt wird es schwieriger. Ich muss Informationen in deinen Kopf setzen, das könnte etwas unangenehm werden, da dein Körper mit einer solchen Situation nicht umgehen kann. Aber dennoch ist das nötig, jedoch kannst du mich jederzeit beten aufzuhören, wenn du den Drang dazu verspürst." Ihre Augen funkelten verschmitzt, und ich bejahte schnell ihren Vorschlag, auch wenn ich das nie im Leben tun würde. Hier ging es um Leben oder Tod.
"Gut. Dann werden wir starten. Recogno!" rief sie zum zweiten mal, und erneut verschwamm mein Blick, und der Raum wurde in silbriges Licht getaucht. Aber dieses mal fühlte es sich anders an. Mein Kopf pulsierte unangenehm, und er fühlte sich an als würde er in halsbrecherischen Tempo anschwellen und schlussendlich platzen. Immer weiter prägte sich dieses eigenartige Gefühl aus, und als ich das Gefühl hatte, mein Kopf würde jeden Moment bersten, stoppte es schlagartig. Mein Schädel fühlte sich nun an, als wäre er ein riesiger Basketball, der seltsamerweise immer noch gerade stand, und nicht bereits auf eine Schulter gekippt war. Nun befand ich mich in einem kleinen Raum, der nur spärlich durch ein Kaminfeuer erhellt war. Auf einer langen Tafel hockten ein dutzend Vampire, und ihre Blutroten Augen machten sie unverkennbar. Mein Kopf war dem explodieren Nahe, wie mir schien. Die Vampire brüteten über etwas, das aussah wie eine überdimensionale Landkarte, und einer von ihnen, der gekrümmt dasaß, fuhr unablässig mit dem Finger über das Pergament.
"Irgendwelche Neuigkeiten?", fragte einer der Vampire, dessen Augen roter Glut glichen. Verneinendes Gemurmel war zu hören und Hie und Da auch eine enttäuschte Miene, ansonsten gab es keine Reaktionen. Das Feuer flackerte, und geb der ganzen Szene eine merkwürdig und unheimliche Ausstrahlung. "Irgendwann wird es uns gelingen, eines glücklichen Tages wird unsere Arbeit, die wir hier verrichten belohnt werden, und die Descions werden stürzen. Sie werden nichts als ein unnötiger Schandfleck in der Geschichte sein, ein überflüssiges Häufchen Elend, das nicht mehr wert ist als ein Weizenkorn!" Gesprochen hatte derselbe Vampir, der sich nach Informationen gefragt hatte, und während seine kurzen Aussage waren seine Augen, wenn das überhaupt noch möglich war, noch dünkler geworden. Vereinzelt gab es erschrocken oder unglaubwürdige Blicke, jedoch schien niemand so entrüstet wie ich. Was ich gehört hatte, war nichts anderes als Menschenverachtender Schrott, und ich konnte es kaum fassen, dass jemand so etwas von sich gab. Jedoch meldete sich ,tief in meinem Kopf, auch eine andere, vernünftige Stimme, die mir sagte, dass die Vampire sehrwohl dieses Recht hatten, wo man ihnen das doch einst angetan hatte. Doch ich ignorierte diese Stimme, obwohl ich wusste, dass es absolut richtig war was sie mir zugeflüstert hatte. Jedoch kam ich gar nicht weiter dazu, darüber nachzudenken, da mein Kopf anfing immer stärker zu pochen, und ich hob meine Hand in der realen Welt, um ihn kurz anzufassen, da wurde mir schon bewusst, weshalb Mary mir geraten hatte, mich während dieser Prozedur nicht zu bewegen. Kurz flimmerte der Schreibtisch und Mary vor mir, auf dann verschwand dieses Blickfeld sofort wieder und machte reinem weiß Platz. Das einzige was ich sah war weiß, während mich ein ungeheurer Schwindel überfiel, doch schon wurde ich, wie es schien am Bauchnabel voraus, wieder zu Mary gezogen. Eine Weile saß ich schnaufend da, und realisierte erst nach einer Weile, dass ich meine Finger krampfartig um den Stuhl gelegt hatte. Schnell zog ich sie in meinen Schoß und fragte Mary leise: "Also, versuchen sie seit jenem Tag, die Descions zu stürzen?" Mary sah mich lange an, bevor sie mit trauriger Stimme antwortete: "Ja, genau das tun sie. Ich denke es wird Zeit für dich zu gehen." Mit einem überraschten Blick durch das Fenster, stellte ich fest, dass es bereits Dämmerte, und ein beträchtlicher Wind ging. Schnell verabschiedete ich mich von Mary, und in meiner vorrübergehenden Behausung dachte ich noch lange über alles nach, bevor ich endlich einschlief.

Engelstöchter beißt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt