кαριтєℓ 20

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Es erwies sich als äußerst schwierig, in die Festung der Vampire einzudringen. Stundenlang saß ich mit Mary, von dem Licht ihrer Schreibtischlampe beleuchtet, an ihrem Schreibtisch über Karten und sonstige Blätter gebeugt. Immer öfter kam es vor, dass mein Kopf unangenehm voll wurde, und ich den gleichen Satz fünf mal lesen musste, bevor ich irgendeinen Sinn darin erkennen konnte. Meistens war das der Moment, an dem es für mich Zeit war mit der Arbeit aufzuhören, und ich ging immer sehr früh ins Bett. Doch trotz ein paar Problemen, hatten wir schließlich handfeste Tatsachen und wilde Spekulationen zu einem einigermaßen passablen Plan zusammengerafft. Mary sollte unsichtbar werden, und in dem Hauptsitz der Vampire nicht zu sehen zu sein, während ich die Gestalt eines Vampires annehmen musste. Das war nötig, da wir, wären wir beide unsichtbar, uns gegenseitig nicht sehen könnten. Außerdem hatte Mary Claire noch nie gesehen, und im Falle einer Notsituation wäre es unauffälliger, dass ein Vampir mit Claire gesichtet wird, als ein Mensch, der plötzlich in Erscheinung tritt. Ich war sehr nervös, und jedes Mal wenn ich an so eine Notsituation dachte, schlug mein Herz schneller und ich atmete hektisch. Ich konnte nicht gut mit brenzeligen Situationen umgehen, darin war Claire irgendwie... besser. Wir würden mit dem Winsfacere-Zauber vor die Burg teleportieren und hoffen, dass ich mit meiner Vampirgastalt ohne Schwierigkeiten hineinkomme. Es war sehr wahrscheinlich, dass wir sämtliche Alarme auslösen würden, würden wir versuchen direkt in der Burg Gestalt anzunehmen. Danach war es meine Aufgabe mit geschickt platzierten Fragen und raschen Schlussfolgerungen in Erfahrung zu bringen, wo und ob Claire gefangen gehalten wurde. Dann würden wir improvisierten müssen, da sie dieser Teil kaum planen ließ. Es hörte sich alles schrecklich simpel an, und es waren bereits mehr als ein paar Stunden vergangen, die ich zweifelnd verbracht hatte. Doch trotz meinen Ängsten, war ich sehr froh darüber, endlich wieder etwas richtiges zu tun. Jedoch gab es noch eine Hürde zu überwinden. Um eine Vampirgestalt anzunehmen, brauchten wir einen echten Vampir, in den ich mich verwandeln konnte, und noch dazu durfte unser Opfer nicht auftauchen, während ich, gleich aussehend, unter vielen Vampiren herumspazierte. Also mussten wir schon vor dem großen Tag einmal einen beliebigen Vampir vor der Festung abpassen, und ihn zu Mary bringen. Und genau auf dieser Mission war ich gerade. Bibbernd stand ich vor einem Torbogen, der einem schwarzem Gebäude angehörte, das sich bis in die Wolken erstreckte. Eigentlich war das keine Kunst, denn die Wolken hingen so tief, dass ich sie sehr gut beobachten konnte. Es war bitterkalt und ein eisiger Wind wehte um die Festung herum, auch wenn es zuvor bei Mary noch heiß gewesen war. Meine Aufgabe war es, einen Vampir zu finden, der einiges an Autorität besaß, um sicherzustellen, dass, falls mir ein Fehler passieren sollte, er mir nicht zu hoch angerechnet würde. Bis jetzt waren nur ungeeignete Kandidaten vorbeigestapft, allesamt mit Gewand und fettigem Haar. Da ich unsichtbar war, hatte mich keiner von ihnen bemerkt aber langsam nervte es, jedes mal wenn ich an mir herunterscheute, nichts zu sehen und einen Schock zu bekommen. Eigentlich wollte ich von diesem Ort einfach nur so schnell wie möglich wieder verschwinden, und selbst der Gedanke, dass Claire vielleicht nicht weit entfernt von mir war, heiterte mich nicht auf. Ich betrachtete das Große Tor, und die Gravuren darin widerten mich an. Sie zeigten abscheuliche Szenen in denen ausschließlich die Vampire alle Gestalten, die keine langen Eckzähne hatten, auf grausamste Weise tyrannisieren. Mit gerunzelter Stirn schweifte mein Blick weiter über das riesige Tor, als es plötzlich quietschte und aufschwang. "Und vergessen sie morgen auf keinen Fall die Blutproben von Mr. Shudder, ich will dieses Gerücht endlich aus dem Weg schaffen, das ist das allerletzte, das die Angestellten meines Kommandos in einer solchen Situation brauchen!" bellte eine kratzbürstige Stimme, und sofort richtete ich mich ein Stück auf. Wenn jemand so herumkommandierte, konnte es nur eine wichtige Person sein. Ein Mann in dunkelblauem Anzug erschien in der Tür. Er hatte markante Gesichtszüge und glatte, graue Haare, die im Nacken zusammengebunden waren. Seine graublauen Augen schienen alles zu durchdringen, und ich konnte es dem kleineren Mann, der neben ihm stehen blieb nicht verübeln, dass sein "Sehr Wohl, Mr. Sapergrace!" extrem verängstigt klang. Sapergrace schritt aus dem Gebäude während das Tor mit einem Lauten Krachen ins Schloss fiel. Danach ging alles sehr schnell. Entschlossen lief ich ihm nach und stellte mich ein Stück vor ihn hin. Es war ein komisches Gefühl direkt vor einem Menschen zu stehen, der einen nicht sehen konnte und schnurstracks auf einen zugeht. Dann verpasste ich ihm einen Kinnhaken, packte ihn und donnerte seinen Schädel gegen eine naheliegende Felskante. Der Überraschungseffekt war auf meiner Seite, und der Mann konnte nicht einmal mehr seinen kleinen Finger bewegen, bevor er bewusstlos zu Boden ging. Fast tat er mir leid, als da da lag, den Schreck ins Gesicht geschrieben. Aber eben nur fast. Ich hievte den Mann auf meine Schulter, um den Kontakt mit dem Boden zu verhindern. Andernfalls würde er gleich einfach hier liegen bleiben, während ich zu Mary verschwand. So aber zog ich ihn mit in das schreckliche Gefühl des Ortswechsels, und wir verließen diese trostlose Gegend, in die sich nicht einmal ein Rabe verirrte.

Ich tauchte, gemeinsam mit dem Opfer, direkt in der Werkstatt auf, in der ich einst die Vampiraugen gesehen hatte. Die Werkzeuge und die Werkbänke waren alle in eine Ecke geschoben, und die Fenster mit Tüchern verdeckt. Außerdem waren über den Raum mächtige Bänne und Formeln gelegt, die das eindringen, gemeinsam mit Knoblauckknollen, für ungebetene Vampire unmöglich machten. Am Boden waren symmetrische Symbole gemeinsam mit zwölf Speeren, die allesamt nach innen Zeigten, in einem Kreis angeordnet. Im Zentrum dieses Kreises lagen zwei eiserne Ringe, jeweils mit Ketten an der Wand befestigt. Ich schleifte den Vampir eilig in die Mitte des Kreises, stets darauf bedacht, keine Symbole zu verwischen, und befestigte die Ringe an den Handgelenken des Gefangenen. Augenblicklich passten sie sich an den Armen an, und lagen wie eine zweite Haut über seinen Handgelenken. Ich kam mir furchtbar schlecht vor, während ich all das tat, doch schließlich würde er wegen der Symbole am Steinboden nicht einmal bemerken, dass die Ketten da waren. Er würde die ganze Zeit friedlich schlafen.

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Engelstöchter beißt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt