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Nervös blickte ich einmal hinter mich. Niemand schien etwas bemerkt zu haben, bis auf ein paar Leute die mich perplex anstarrten. Doch ich ignorierte sie und versuchte mit der Menge um mich zu verschmelzen, indem ich einfach das gleiche tat, wie die Leute um mich. Nämlich gehen. Und so schienen auch die Menschen wieder zu glauben, ihre Augen hätten ihnen einen Streich gespielt. Verwundert wurde mir bewusst, dass ich dieses Gefühl wie gerade eben bereits einmal verspürt hatte. Und zwar damals als mich die Ältesten zu dem Ort, an dem ich Claire finden hätte sollen, und den ich schließlich zerstört hatte, geschickt hatten. Ich war teleportiert. Angewidert verzog ich mein Gesicht als ich an einem heruntergekommenen Restaurant vorbeiging, aus dem es fürchterlich nach schlecht frittierten Pommes stank. Außerdem konnte ich den unverwechselbaren Geruch von Burger spüren. Das sprach für eine Stadt in Amerika. Der Gestank schien hinter mir herzuziehen, jedoch roch er langsam nach etwas anderem... Um genau zu sein, nach Schweiß. Erschrocken stellte, ich fest, dass ich es war, der so müffelte. Peinlich berührt blickte ich um mich, und tatsächlich rümpfte ein Mann in schwarzem Anzug und Aktentasche empört die Nase. Mir stieg die Schamesröte ins Gesicht, und ich beschloss mir später noch unbedingt ein neues Shirt zu kaufen. Langsam schlenderte ich weiter. Ich entschied, zuerst in ein Einkaufszentrum zu gehen, um mir dort zum einen etwas zum anziehen zu holen und zum anderen herauszufinden, wo ich mich eigentlich befand. Danach wollte ich unbedingt weiterhin Claire suchen. Doch auf einmal fiel mir ein Detail ein, dass ich bis jetzt ohne weiteres übersehen hatte. Wütend zog ich meine Stirn in Falten, als ich bemerkte, dass ich weder Bargeld noch eine Bankomatkarte dabei hatte. Entnervt stapfte ich weiter. Ich beschloss einen nett aussehenden Mann nach der Stadt zu fragen. "Entschuldigung? Wissen sie wo wie hier sind?" Für eine Millisekunden schien er völlig überrumpelt, doch dann setzte er ein desinterresiertes Gesicht auf und murmelte: "Diese Jugend von heute mit ihren komischen Fragen!" Mit diesen Worten schlurfte er davon.
Seltsam. So alt, als würde er Begriffe wie "Die Jugend von heute" benutzen, hatte er auf mich garnicht gewirkt. Ich setzte meinen Weg fort. Erst von da an merkte ich die Bedrückte Stimmung unter den Leuten. Es war ein sonniger Tag, nur wenige Wolken waren am Himmel zu erblicken, und trotzdem liefen die Menschen mit zugeknöpften Mänteln und tief in das Gesicht gezogenen Hüten herum. Eigenartig. Etwas stimmte hier nicht. Plötzlich merkte ich, wie sich meine Nackenhaare aufstellten, und ich das Gefühl bekam, dass ich beobachtet wurde. Unauffällig drehte ich mich um, und sah den Mann von vorhin auf einer grauen Hausmauer lehnen. Er sah mir direkt in die Augen. Das wäre noch weiter verwunderlich gewesen, doch in diesem Moment hätte ich schwören können, dass seine Augen rot geglimmert hatten.

Engelstöchter beißt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt