кαριтєℓ 18

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Meine Stimmungslage sank weiter ab, und mein angfänglicher Gedankengang, irgendwann ginge es nicht mehr schlimmer, entpuppte sich als falsch. Düster lag ich am selben Tag auf der Matratze meines Bettes, und ich war froh endlich wieder gut schlafen zu können, aber das war auch schon das einzog positive. Finster starrte ich auf die Bettwäsche und zählte die Streifen darauf, doch als ich einmal einen babyblauen übersprang, wusste ich nicht mehr, bei welcher Zahl ich nun war und knurrte gereizt auf. Unmotiviert streifte mein Blick umher, und blieb an einem roten Augenpaar hängen, dass direkt vor dem Zimmerfenster auf und ab hüpfte. Zu dem dunklen Hintergrund der Nacht gaben die Augen einen seltsamen Kontrast, und sie schienen noch unrealistischer und gruseliger, als sie es ohnehin schon war. Mein Gehirn jagte zwar einen kurzen Adrenalinstoß durch meinen Körper, und ich erschrak ein wenig, aber das war auch schon alles. Mittlerweile hatte ich mir vorgenommen, sie nicht zu beachten und so zu tun als wäre nichts, in der Hoffnung es wäre wirklich nichts. Vielleicht verschwanden sie ja, wenn sie merkten, dass sie mich nicht erschrecken konnten? Aber im selben Moment begannen die Augen stärker umherzuschwirren, als hätten sie mein Erschrecken gespürt. Grummelnd wandte ich mich vom Fenster ab und begnügte mich stattdessen damit, meine Finger ausgiebig zu betrachten, und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Auch Mary hatte mir geraten den Vampiren keine Aufmerksamkeit zu schenken, aber sie wusste doch überhaupt nicht, wie ich mich fühlte! Sie wurde doch nicht von irgendwelchen grausamen Kreaturen verfolgt, sie musste keine Prophezeiung erfüllen, und schon gar nicht ein ganzes blutrünstiges Volk stürzen! Konnte ich ihr überhaupt trauen? Wie konnte ich nur annehmen, dass sie mich in Wirklichkeit nur verwirrt machen wollte, damit ich ein einfaches Opfer für die Vampire darstellte? Und mit einem jähen Anflug von Hass begann ich willkürlich Dinge zum umstürzen zu bringen, und andere Zauber zu vollführen, die mir in dem Moment genauso wenig brachten, als hätte ich begonnen gegen die Wand zu rennen. Die geflüsterten Worte kamen mir immer wieder in Erinnerung, kurz bevor ich sie aussprach, doch langsam kam mir in den Sinn, dass es vielleicht keine schlechte Idee war, zu Zaubern. Nur müsste das ganze ein wenig sinnvoller und gezielter stattfinden. Normalerweise lernt man seine Zauberkräfte selbst Stück für Stück kennen, man muss nur lange genug probieren, doch auf meiner Reise hatte ich bisweilen keine Zeit gehabt weiterzulernen. Die Zauber sind nirgends niedergeschrieben, man kann sie nicht auswendig lernen oder studieren, sondern man muss sich vielmehr im Klaren sein was man eigentlich will, wenn es auch nur im Entferntesten mit seinem Element, dass man beherrscht, zu tun hat. Das ist, auch wenn es einfach klingt, fast immer die größte Hürde die es beim Zauber erlernen zu überwinden gilt. Sobald man genau weiß, was man erreichen will und seinen Kopf frei von anderen Gedanken gemacht hat, schießt einem das geeignete Wort in den Kopf, eine genaue Bezeichnung seines Begehrens und diese muss man schließlich nurmehr aussprechen. Wenn man einen Zauber einmal erlernt hat, bleibt er einem immer in Erinnerung und es ist durch die Erinnerung wesentlich einfacher, ihn auszuführen. Und das wollte ich jetzt tun. Nach einer geraumen Zeit konzentriertem Schweigens, konnte ich plötzlich, innerhalb von Sekundenbruchteilen Dinge von einem Ort zum andern bringen, sie ganz verschwinden lassen und Schlammfontänen aus dem Boden schießen lassen, deren Hinterlassenschaften ich gleich wieder entfernte. Heimlich probierte ich, den Vampir zum verschwinden zu bringen, aber es half nichts. Ein wenig besser gelaunt als zuvor sank ich in mein weiches Kissen zurück, und sank in einen von Träumen überhäuften Schlaf.

Ich wurde von einem sanften Rütteln geweckt, und um ehrlich zu sein war ich froh darüber, endlich aus meinem Traum befreit zu sein, in dem mich Hände verfolgten, die obszöne Gesten Vollführten. Wie konnte man so etwas träumen? Dennoch kniff ich meine Augen weiterhin zu und gab einen gereizten Ton von mir, als ich Mary's Gesicht über mich gebeugt sah. Mein Ärger war längst nicht verflogen. Ich drehte mich um und drückte mein Gesicht in das Kissen, doch mein Versuch abweisend zu wirken, scheiterte kläglich, als ich plötzlich keine Luft mehr bekam und gezwungen war geräuschvoll nach Luft zu schnappen. Mary schon zu grinsen, als sie flüsterte: "Komm in die Küche, wenn du willst, kannst du etwas essen." Ich begnügte mich damit einmal zu gähnen, und blieb reglos liegen.
Erst nach ein paar Minuten rappelte ich mich auf und stieg aus dem Bett. Ich fühlte mich müde und konnte kaum glauben, dass ich auch nur fünf Minuten geschlafen hatte. Dennoch spreizte ich mühevoll meine Augen auf, und vor mir tauchte, direkt auf der Kommode, ein Stapel frischer Kleidungsstücke auf. Ich blickte an mir herab und mir wurde zum ersten mal bewusst in welchem Zustand sich meine Kleidung befand: Große Löcher übersäten meine Hose, und mein schlammbespritztes Shirt war ausgefranst und dreckig. Peinlich berührt nahm ich mir etwas von dem fein säuberlich gefalteten Stapel und begann es mir anzuziehen. Ich stellte fest, dass mir alles wie angegossen passte und ich fühlte mich auf Anhieb um einiges besser, auch wenn ich die Küche erst nach dem vierten Versuch fand.

Ich vermied es größtenteils Mary anzusehen, was sich als aüßerst schwierig entpuppte, da sie an dem hellbraunen Esstisch direkt gegenüber mir saß. Die Stirn stetig gerunzelt und meine Augenbrauen zusammengezogen aß ich meine Toast auf, und als ein anderes Gefühl auftauchte, das nichts mit Hass oder Missfallen zu tun hatte, versuchte ich es schleunigst zu verdrängen. Ich redete mir ein, dass es mir zustand sauer zu sein, und fast hoffte ich, dass Mary eine Art von Enttäuschung meines Verhaltens zeigte, damit ich einen Streit beginnen konnte. Doch im Gegenteil: Mary zeigte nicht die kleinste negative Gefühlsregung, sie schien nichts außer Verständnis auszustrahlen, und auch als ich auf ihr "Du kannst später auch gerne duschen, wenn du mast" nichts außer ein geraunztes "Okay" erwiederte, sagte sie nichts.

Ich folgte dem Angebot, und als ich ein geräumiges Bad betrat, in dem mein Ebenbild sich in jeder Fliese spiegelte, betrachtete ich mein Aussehen. Alles in allem sah ich schrecklich aus, das konnte man nicht Flecken: Mein braunes Haar, stand in alle Richtungen ab, ich hatte unzählige kleine Kratzer im Gesicht, und meine Arme waren fast vollständig bedeckt mit blauen Flecken. Selbst meine grünen Augen strahlten nicht so sehr wie sonst. Ich zwang mich wegzusehen, legte meine Kleidung ab und stieg in die cremefarbene Dusche. Und als das heiße Wasser über meine Schultern den Rücken hinunterrann, und ich das Gefühl hatte komplett entspannt zu sein, erlaubte ich meinem Gehirn das erste Mal, das Gefühl des schlechten Gewissens gegenüber meinem Verhalten zuzulassen.

Engelstöchter beißt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt