кαριтєℓ 28

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Wie festgewachsen stand ich zwischen den Torflügeln und rührte keinen Finger. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Was sollte ich tun? Aber es gab keinen Ausweg mehr. Eine Horde Vampire schoss direkt auf uns zu, und uns blieb nichts anderes übrig, als zu kämpfen. Ein überaus hässlicher seiner Art stand plötzlich vor mir, und ich verpasste ihm einen Schlag gegen die Kniekehlen, sodass er umknickte. Dann beschwor ich einen Riss im Boden herauf, und schubste ihn direkt hinab. Er schrie verzweifelt, aber schon bald hörte man nichts mehr. Weder ein müdes Wehklagen noch einen Aufprall. Den nächsten, der auf mich zuflog, zog ich mit Gewalt auf den Boden, und bemühte mich, seinen Hieben und den scharfen Zähnen auszuweichen. Er funkelte mich wütend an, denn anscheinend hatte er uns unterschätzt. Zwar durfte ich nicht an die gewaltige Überzahl unserer Gegner denken, aber es gab einen blassen Hoffnungsschimmer. Grimmig Lächelnd schlug ich ihm ins Gesicht, sodass man förmlich hören konnte, als seine Nase brach. Entsetzt starrte er mich an, und bevor er begriff, was geschah, stieß ich auch ihn in das Loch hinab. In den Augenwinkeln sah ich immer wieder Feuer in Claire's Händen aufflackern, das sie teilweise komplett umhüllte. Immer öfter traf sie einen Vampir mit Feuerbällen in den Augen oder in den Mund. Anscheinend gab es doch eine kleine Schwachstelle, denn immer dann gingen sie schreiend zu Boden und zuckten gequält. Zufrieden wandte ich mich wieder meinen Gegnern zu. Doch während ich mich wild verteidigte, schoss mir immer wieder in Gedanken, dass wir Gemetzel vermeiden sollten, und stattdessen unser Angebot unterbreiten sollten. So beschloss ich, einen Versuch zu wagen. "Wir wollen keinen Krieg! Bitte, hört uns zu! Können wir nicht einfach vergessen, was passiert ist und ein Leben in Frieden führen?" Ein paar Vampire lachten höhnisch und sie ließen nicht davon ab, weiter auf uns zuzustürmen. Urplötzlich begann das innere meines Kopfes unglaublich schnell zu summen, immer und immer lauter. Meine Hände fuhren auf meinen Schädel, als eine erboste, tiefe Stimme ertönte: "Was soll das werden? Sofort zurück!" Wild entschlossen rief Claire neben mir lauthals: "Niemals!", und auch ich musste mich ihr anschließen. Auf einmal erklangen schwere Schritte, die aus einer der vielen Türen rundum die Eingangshalle kamen. Ich konnte hören, wie sie immer Näher kamen und versuchte, das Summen in meinem Kopf bestmöglichst zu ignorieren. Auch die Vampire hörten es und hörten auf, auf uns zuzudrängen. Ehrfurchtsvoll bildeten sie einen kleinen Durchgang, dessen eines Ende die besagte Tür, und das andere Claire und ich waren. Ich spürte, dass gleich etwas wichtiges passieren würde, und schon schwangen die Flügel der Tür auf. Spätestens jetzt stoben alle Vampire auseinander, die der Mehrheit noch nicht gefolgt waren. Auch ich verspürte einen seltsamen Drang, mich so klein wie möglich zu machen, und mich an die Wand hinter mir zu drücken. In dem Türrahmen stand ein großer Mann mit kurzen, rabenschwarzen Haaren und einem Glatt rasiertem Kinn. Er hatte eine schmale, gerade Nase und seine Lippen waren zu einen schmalen Strich zusammengepresst. Buschige, ebenso schwarze Augenbrauen befanden sich nicht weit entfernt von den stechenden, grünen Augen. Er hatte eine schmale Körperstatur aber dennoch breite Schultern. Alles in allem erfüllte sein Aussehen nicht gerade das Klischee eines vollbärtigen, groben Anführers. Dass er das war, daran zweifelte ich keine Sekunde. "Lacht nicht.", sagte er mit einer Stimme, die tief und glatt wie ein Aal klang. "Das ist mutig von ihnen. Jedoch...", sprach er weiter, während sein Blick auf uns fiel, "bleibt zwischen mutig und töricht zu unterscheiden. Also gebt mir ein passables Argument, weshalb ich euer Angebot annehmen sollte." Ungläubig starrte ich ihn an. Was für eine lächerliche Frage. "Es sterben Vampire? Leute von ihrer Seite würden ihr Leben lassen, für etwas, das vor vielen Jahrhunderten begangen wurde! Oder seit ihr etwa unsterblich?!", fügte ich hinzu und bereute das zuletzt gesägte sofort. Das Herz rutschte mir in die Hose, als mich der Anführer mit einem nicht zu deutenden Blick begutachtete. "Du magst recht haben, wir erfüllen nicht unbedingt die Klischees, die in Märchen immer dargestellt werden. Unsterblich sind wir nicht, nein, nur diejenigen, die euren Ältesten gleichgestellt sind. Auch zerfallen wir nicht zu Staub, wenn wir Sonnenlicht erblicken, wir können lediglich innere Schäden davontragen, die jedoch nach einer Zeit heilen. Du hast vermutlich bemerkt, dass hier, wo wir uns befinden, keine Sonne zu sehen ist, und alles recht düster wirkt. Noch dazu sind wir Monster, und könnten niemals in Frieden miteinander Leben. Nun ja, wir schweifen vom Thema ab. Aber ich muss sagen, dass ein paar tote Leute meinerseits kein Grund sind, Verbrecher zu bestrafen. Da es also nicht so scheint, als könnte ihr mir noch einen Grund nennen, der es Wert wäre, dies nicht zu tun, lautet meine Antwort Nein." Er lächelte ein trauriges Lächeln, dass definitiv seiner Aussage bezüglich Monstern zugeteilt war. Gerade noch wollte ich rufen: "Wir finden eine Lösung!", als ich einen entsetzlichen Schrei hinter mir hörte. Claire hing auf den Armen eines Vampires, ohne dass ich wusste, wie sie dorthingekommen war. Ihr Hals war entblößt, und ihr Kopf ging haltlos hinab. Der Vampir starrte gierig auf ihren Hals, und in seinen roten Augen bildete sich langsam ein Strudel verschiedenster Farben. Geschockt spurtete ich los, um etwas zu unternehmen, ohne zu wissen,was ich tun sollte. Claire kam immer Näher in meine Reichweite, und als ich direkt vor dem Geschehen stand, versuchte ich wutentbrannt dem Vampir einen Schlag gegen das Gesicht zu geben, doch seine Hand schoss mit unmenschlicher Geschwindigkeit zu meinem Arm und umgriff mein Handgelenk mit eisernem Griff, ohne den Blick von Claire's blassem Hals zu lassen, an dem man die Halsschlagader pulsieren sehen konnte. Anscheinend hatte er in seinem Blutwahn sehr ausgeprägte Kräfte. Erschrocken versuchte ich mich loszureißen, wobei das Summen, das immer noch in meinem Kopf anhielt, nicht hilfreich war. Ich schwitzte wie verrückt, aber es gab nichts was ich tun konnte. Die schneeweißen Zähne des Vampires näherten sich Claire's Hals, die es nicht wagte sich zu bewegen. Verzweifelt rüttelte ich mit meiner Hand, und versuchte auch meine andere einzusetzen, doch der Vampir spürte es nicht. Gerade als ich schon sehen konnte, wie seine langen Eckzähne Claire's sanfte Haut nach innen drückten schrie ich: "Stopp!" im Einklang mit dem Anführer der Vampire, der, über sich selbst verwundert, immer noch im Türrahmen stand.

Engelstöchter beißt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt