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Nachdem ich geschätzte sieben Jahre auf den Schimmer, der meine letzte Hoffnung war, zugelaufen war, fühlte ich mich erschöpft wie noch nie. Keuchend schleppte ich mich in der dunklen Ewigkeit voran, jeder Atemzug fuhr durch meine Lunge, als wäre er ein Messerstich. Meine Gelenke schmerzten wie verrückt und von einen Moment auf den anderen schien meine Sicht zu verschwimmen, während ich immer schwächer wurde. Ich musste mich immer mehr anstrengen, meine Augen offen zu halten, und die einzelnen Risse in meiner Haut brannten. Immer näher kam ich dem Licht, trotzdem schien es immer weiter wegzuschweben. Ich stieß einen klangvollen Schrei aus, und drohte in mir zusammenzubrechen. Aber ich riss mich zusammen, setzte meinen unendlich langen Weg zu einer Hoffnung, an die ich mich wie an einen Strohalm klammerte, fort. Eine einzelne Träne rollte meine Wange hinunter, als ich daran dachte, was mir alles passieren konnte. Ich könnte sterben. Meine Familie nie wiedersehen. Und Claire... Ich konnte sie nicht im Stich lassen. Dieser Gedanke erfüllte mich mit einem aufkeimenden Funken Freude. Er gab mir Kraft, und ich spürte wie ich begann, die Welt nicht mehr so schlimm zu sehen. Meine Schmerzen wurden erträglicher und meine Sicht wurde klarer, als meine alte Lebensfreude zurückkehrte. Ich spreizte meine Augen auf, und zwang mich weiterzugeben. Plötzlich schien das Licht, der Schimmer, des Funkeln auf mich zuzuschweben. Erfreut bewegte ich mich auf es zu, um wenig später meine zitternde Hand zu dem Etwas auszustrecken.
"Tu es nicht!", erfüllte mich eine imposante Stimme.
Erschrocken erstarrte ich mitten in der Bewegung. Halb ängstlich, und doch halb trozig stellte ich ein einfaches " Wieso" in meinen Kopf. Die Antwort schien wie eine Bombe in meinem Kopf zu explodieren. "Weil ich es sage!" Ehrfürchtig senkte ich meinen Kopf. Etwas war komisch. Diese Stimme... Sie war definitiv alt, den Ältesten nicht unähnlich, und trotzdem schien sie anders zu sein. Ich grübelte hin und her. Meine Schnitte und Risse an meiner Haut schienen zu glühen, und meine Haare elektrisch geladen zu sein, seitdem die Stimme in mein Bewusstsein gedrungen waren. Langsam hob ich meinen Kopf und atmete tief durch. Meine Augen schienen zu strahlen, und ich hatte aus nichts heraus unheimlichen Mut gezogen. "Das ist mir egal." rief ich und ließ meine Hand den letzten Rest zu dem Lichtschimmer überwinden.
Es fühlte sich grauenvoll an. Von meinen Haarspitzen bis zu meinen Zehen schien mich ein unangenehmes ziehen zu durchzucken. Ich krümmte mich zusammen, als ich den unfassber schweren Druck an meinem Nabel spürte, der mich wie an einem Haken durch des Wirrwar von Farben, Licht und bizarren Formen zu ziehen schien. Mein Kopf begann zu schmerzen, und es fühlte sich an, als würde er sich im Sekundentakt verformen. Mein Herz klopfte, als wolle es aus meiner Brust springen, und Blut schoss durch meinen Körper. Unangenehmes Rauschen füllte meine Ohren, und ab und zu streifte ich Dinge, die ich in der Umgebung kaum ausmachen konnte. Doch mit einem Ruck war alles vorbei, und ich stand schweißgebadet auf einem Gehsteig in einer unbekannten Stadt.

Engelstöchter beißt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt