Hahnenkampf

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Es war Montagmorgen nach den Ferien und alle Professoren sollten sich zu einer letzten Besprechung im Lehrerzimmer versammeln, bevor wir ins neue Schuljahr starten konnten. Gerade als ich den Raum betreten wollte, drängte sich eine dunkle Gestalt an mir vorbei und stieß mich zur Seite. Severus marschierte, ohne mich eines Blickes zu würdigen, an mir vorbei. Ich massierte die Stelle an meiner Schulter, mit der ich gegen den Türrahmen gestoßen war und sah ihm böse hinterher.

Remus war hinter mir gewesen und konnte Severus' Auftritt nicht unkommentiert stehen lassen. Er raunte ihm hinterher: „Kannst du nicht aufpassen?"

Severus blieb stehen und drehte sich ruckartig um. Sein Blick war düsterer denn je. Er ging drohend einige Schritte auf Remus zu. „Haben Sie etwas gesagt, werter Kollege?", seine Stimme klang unheildrohend. Ich hatte keine Ahnung wo diese Konfrontation hinführen würde, doch es würde nichts Gutes dabei herauskommen. Ich schluckte und zog an Remus' Ärmel. Ich wollte nicht, dass er sich auf Severus' Provokation einließ.

Doch Remus ging zum Angriff über und baute sich vor ihm auf. Er schien in diesem Moment wohl das Gefühl zu haben, mir etwas beweisen zu müssen. Sonst war er immer sehr darauf bedacht, Konflikte zu lösen, statt sie anzuheizen, doch in dieser Situation schien er nicht auf Harmonie aus zu sein.

„Du hast genau gehört, was ich gesagt habe.", zischte Remus.

Severus belächelte seine Attacke: „Entzückend. Wir beschützen wohl neuerdings unser Frauchen." Dann wandte er den Blick zu mir und durchbohrte mich mit seinen dunklen Augen: „Lass dein Haustier nächstes Mal zu Hause. Köter haben im Lehrerzimmer nichts zu suchen."

Ich musste in diesem Moment meine Wut hinten anstellen, um Remus zurückzuhalten. Er hatte einen Hechtsprung auf Severus zugemacht und wollte auf ihn losgehen. Wäre Dumbledore in diesem Moment nicht im Lehrerzimmer aufgetaucht, hätte Remus ihm wohl eine verpasst.

„Guten Morgen, meine lieben Kollegen.", begrüßte uns der Schulleiter und bat uns, Platz zu nehmen.

Die beiden Männer starrten sich böse an und bewegten sich nicht vom Fleck. Ich zog Remus so weit wie möglich von Severus weg und manövrierte ihn zu zwei freien Plätzen am Lehrertisch. Als wir saßen, entspannte er sich langsam wieder und begann damit, meine Hand zu streicheln.

Seit Severus wieder aufgetaucht war, hatte er sich seltsam benommen. Die Attacke auf ihn war sehr untypisch für Remus' Verhalten. Er war außerdem sehr anhänglich und ließ mich außerhalb unserer Privaträume kaum mehr aus den Augen. Ihm schien etwas auf dem Herzen zu liegen und ich musste unbedingt mit ihm darüber reden.

Der Schulleiter eröffnete die Frühbesprechung. Er begann mit üblichen Floskeln, klärte organisatorische Dinge und gab wichtige Termine für das Schuljahr bekannt. Anschließend gab er den Kollegen einen kurzen Einblick in das Fach, welches ich ab dem heutigen Tag unterrichten sollte.

Dumbledore hatte mir in dem Gespräch am Samstagvormittag tatsächlich vorgeschlagen, ein neues Unterrichtsfach in Hogwarts zu unterrichten. Ich war sofort begeistert gewesen, hatte sein Angebot angenommen und mich in der Bibliothek in das Thema eingearbeitet.

„'Sozialpolitische Grundlagen der magischen Welt' wird eins unserer Wahlpflichtfächer sein, die wir ab der dritten Klasse anbieten.", begann Dumbledore seinen Vortrag.

„In diesem Fach wird es unter anderem darum gehen, die Schüler in die politischen Strukturen des Zaubereiministeriums einzuführen. Ich habe oft erlebt, dass junge Hexen und Zauberer über die Rechtslage in unserem Land wenig bis gar nicht informiert sind. Dies ist eine Bildungslücke, die unsere schöne Schule nun durch dieses Kursangebot schließen wird. Außerdem sollen die Kinder die Kompetenz entwickeln, Missstände und soziale Ungleichheit in unserem System zu erkennen und dagegen vorzugehen."

Er sah zu mir und lächelte mich an: „Als Beispiel wäre die Ausgrenzung von unschuldigen Hexen und Zauberern aus der Gesellschaft zu nennen, die beispielsweise wegen Lykanthropie mittellos von der Politik im Stich gelassen werden."

„So ein Unsinn.", knurrte eine Stimme von der anderen Seite des Tisches.

„Severus?", fragte der Schulleiter verdutzt.

„Werwölfe bringen ihre Mitmenschen in Gefahr. Die Isolation dieser Monster dient dem Schutz aller Hexen und Zauberer. Mehr Teilhabe an der Gesellschaft würde noch mehr Todesopfer fordern. Die Gesellschaft muss vor diesen Kreaturen beschützt werden."

„Sie sind nur zu einem begrenzten Zeitraum in der Vollmondnacht gefährlich. An allen anderen Tagen sind sie normale Personen wie du und ich. Daher sollten Menschen mit Lykanthropie auch das Recht haben, an allen Bereichen der Gesellschaft teilhaben zu dürfen.", protestierte ich.

„Darüber hinaus gibt es den Wolfsbann-Trank, durch den das menschliche Bewusstsein und die Kontrolle über das eigene Handeln erhalten bleibt. Das müsstest du - als Zaubertrankmeister - doch wohl am besten wissen.", provozierte Remus.

Severus warf uns böse Blicke zu und wandte sich dann an die gesamte Runde: „Also fänden Sie es alle in Ordnung, wenn..." Er ließ seinen Blick künstlich suchend durch den Raum gleiten und blieb bei Remus hängen. „...sagen wir mal... unser geschätzter Kollege Lupin ein Werwolf wäre? Wenn er Tag für Tag hier neben uns sitzen und unsere Schüler unterrichten würde?"

Ich starrte ihn entsetzt an. Nur Severus, Dumbledore und ich wussten bisher von Remus' Lykanthropie und nun hatte er diese Tatsache schamlos vor allen als hypothetisches Beispiel aufgeführt. Ich sah wie sich Remus Hände zu Fäusten ballten.

„Ich denke, wir können uns gerne zu einem späteren Zeitpunkt tiefgreifender mit dieser Kontroverse beschäftigen. Wir beginnen in dieser Woche ja vorerst mit Organisation und Einführung in die Thematiken der jeweiligen Unterrichtsfächer.", beendete Dumbledore die Diskussion und läutete damit das Ende der Frühbesprechung ein.

„Ich wünsche euch allen einen guten Start in das neue Schuljahr."

Remus stand als erstes auf und zog mich hinter sich her aus dem Lehrerzimmer. Ich spürte, dass er vor Wut kochte. „Warte doch mal.", rief ich, nachdem ich einige Meter stolpernd hinter ihm hergelaufen war. Er stoppte unwillkürlich. „Remus...", ich zupfte an seinem Arm, damit er sich zu mir umdrehte. „Tu dir das nicht an."

Sein Gesicht war ein einziges Chaos. Ich sah die Wut in seinem Blick und gleichzeitig die tiefe Traurigkeit. Er hatte rote Wangen und glasige Augen.

Sanft legte ich meine Hand auf seine Wange und strich über seine Haut. Er schloss die Augen und genoss meine Berührungen. Ich gab ihm einen zarten Kuss und er zog mich in seine Arme. Ich spürte, wie er sich langsam entspannte und neue Kraft tankte.

„Wir reden heute Abend, ok?", flüsterte ich in sein Ohr und er brummte zustimmend. Wir genossen noch einige Augenblicke die Nähe des anderen, lösten uns schließlich voneinander und verabschiedeten uns mit einem innigen Kuss. Remus' Klassenraum lag im Nordflügel des Schlosses und ich sah ihm noch eine Weile gedankenverloren hinterher, als er durch die Korridore davon trottete.

„Hinreißend, wie du dich um deinen Köter kümmerst.", spottete plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich wirbelte herum, marschierte auf Severus zu und hob drohend meinen Zeigefinger. Allein der bloße Anblick von ihm reichte, um die Wut von eben erneut hochkochen zu lassen. „Wie kannst du es wagen?", spuckte ich.

Er antwortete nicht, durchbohrte mich mit seinen dunklen Augen und kam langsam auf mich zu. Ich wich unsicher zurück, weil ich nicht wusste, was er vorhatte. Nach wenigen Schritten stieß ich allerdings mit dem Rücken gegen die Wand und er kam mir gefährlich nahe.

i love you two (Y/N x Snape / Lupin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt