Severus Snape POV:
Mein Kopf dröhnte, als ich die Augen aufklappte. Obwohl es hier unten in den Kerkern nur spärliches Licht gab, musste ich mehrfach blinzeln, um mich an das Licht der Fackeln an den Wänden zu gewöhnen.
Als ich versuchte, mich aufzurichten, stöhnte ich laut auf. Ich spürte beinahe jeden Knochen meines Körpers. Meine Arme und Beine fühlten sich unglaublich schwer an. Wie bleierne Fremdkörper hingen sie an meinem Körper und zogen ihn hinab. Ich beugte mich ihrem Willen und ließ mich zurück in die Polster sinken.
Nachdem ich mir eine räumliche Orientierung verschafft hatte, kam mir die Erkenntnis, dass ich mit einer Flasche Feuerwhiskey auf dem dunklen Ledersofa in meinem Büro eingeschlafen sein musste. Ich sah auf die große Uhr, die an der Wand neben meinem Schreibtisch hing: 13:25 Uhr.
Als ich dem Ticken des Zeigers lauschte, schlich sich ein unangenehmer Gedanke in meinen Kopf. Eine Tatsache, die ich durch den Whiskey zu vergessen versucht hatte.
"Das hat wohl nicht funktioniert.", sprach ich zu mir selbst. Genau wie alles andere. Alle Versuche waren fehlgeschlagen. Es gab nichts, was ein gebrochenes Herz heilen konnte.
Heute war der Tag, an dem [Y/N] Hogwarts verlassen würde. Heute war der Tag, an dem Kälte in dieses Schloss einziehen würde. Wie eine Infektion würde sie sich in jede einzelne Mauer des Schlosses fressen und mich mehr und mehr mit Taubheit vergiften.
Entgegen aller Schmerzen raffte ich mich nun vom Sofa auf. Die stechenden Gefühle vernebelten meine Gedanken und Erinnerungen. Es war, als würde mein Herzschmerz kurzzeitig pausieren.
Doch ich hatte mich geirrt und er kehrte erbarmungslos zurück. Der Selbstvorwurf prallte gegen meinen Schädel, als wäre ich ungebremst in eine Mauer hineingelaufen.
Warum hast du sie einfach so gehen lassen?
Ich vergrub mein Gesicht verzweifelt in meinen Händen. Ich versuchte ruhig zu atmen, doch vergeblich. In mir hatte sich so viel Wut angestaut, die kaum mehr zu bändigen war. Verzweifelt gab ich meinen Gefühlen nach und brüllte meinen Schmerz hinaus.
Auf einmal klopfte es an der Tür. "Severus?", hörte ich die sanfte Stimme des Schulleiters hinter der Tür.
Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete Dumbledore die Tür und lud sich selbst in mein Büro ein.
Sein Blick fiel auf mich und meinen furchtbaren Zustand. Ich wusste, dass ich wie der leibhaftig Tod aussehen musste. Der Schulleiter bemerkte offensichtlich sofort, dass es mir nicht gut ging. Entgegen meiner Erwartung äußerte er sich jedoch nicht dazu.
"Einige SchülerInnen und KollegInnen haben sich am Eingangsportal versammelt, um Remus und [Y/N] zu verabschieden. Möchten Sie mich begleiten, Severus?"
"Nein, danke, Professor.", antwortete ich kühl und rollte mit den Augen.
Er würde mit diesem kläglichen Versuch, mich wie ein Kind an die Hand zu nehmen, um mich zu [Y/N] zu schleifen, nicht durchkommen.
"Ich denke, sie würde sich sehr darüber freuen.", versuchte er mich weiter zu ködern.
"Hat sie Sie geschickt?", fauchte ich Dumbledore an.
Er schüttelte beruhigend den Kopf. Dann begann er durch mein Büro zu wandern und betrachtete die Einmachgläser, die sich auf den Regalbrettern der Südwand stapelten.
Mein Blick folgte ihm aufmerksam. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, während ich herauszufinden versuchte, was er mit seinem Besuch bezwecken wollte.
"Ich denke, dass eure nächste Begegnung einfacher wäre, wenn ihr euch voneinander verabschieden würdet.", murmelte er in seinen Bart und tickte mit seinem Finger an ein vergilbtes Glas Wolfswurz.
"Es wird kein Wiedersehen geben.", grummelte ich.
Dumbledore löste seinen Blick und sah mich verwundert an. Dann verwandelte sich sein Gesicht zu einem seltsamen Schmunzeln: "Ich denke, Sie irren sich."
Nun platze mir der Kragen. Ich hatte keine Lust auf solche Spielchen.
"Ich möchte Sie bitten zu gehen.", versuchte ich einigermaßen höflich zu bleiben. Am liebsten hätte ich den Professor hochkant rausgeworfen.
Dumbledore schien zu bemerken, dass er zu weit gegangen war. Er versuchte die Situation zu entschärfen, indem er das Thema wechselte: "Bevor ich gehe, sollten Sie etwas wissen."
Er wandte sich nun vollkommen von den Zauberuntensilien ab und blickte mich direkt an.
"Unsere Forschungsarbeit mag von offizieller Seite eingestellt worden sein.", begann Dumbledore und sah mich eindringlich an. "Wir sind es der Welt allerdings schuldig, weiter daran zu arbeiten... Und wenn es auf illegalem Weg geschehen muss."
Einige Sekunden starrte ich den Schulleiter an, als wäre er verrückt geworden.
Ich kannte Dumbledore als einen Mann, der stets auf der richtigen Seite stand, auf der Seite von Recht und Ordnung. Seine Worte schienen aber auf das Gegenteil hinauszuwollen.
"Sir?", versuchte ich seinem Plan auf den Grund zu gehen.
Dumbledores Lippen formten sich zu einem verschwörerischen Grinsen: "Wir führen unsere Arbeit fort, Severus. Genau so wie bisher, nur ohne offizielle Genehmigung."
"Wie wollen wir das anstellen, ohne dass das Ministerium uns auf die Schliche kommt?"
"Nun, Fudge geht davon aus, dass wir uns an seine Vorgaben halten. Er wird vorerst nicht hier aufkreuzen, um die Lage zu sondieren.", antwortete der Schulleiter. "Wir sollten jedoch auf ein paar ungenutzte und vergessene Kerkerräume ausweichen, damit nicht jeder, der Ihr Büro betritt, gleich Wind von der Sache bekommt."
Ich nickte zustimmend. Ich bemerkte, dass seine Worte ein warmes Gefühl in mir auslösten. Der Gedanke, dass die monatelange Arbeit doch nicht umsonst gewesen war, gab mir das Gefühl, wieder lebendig zu sein.
"Nun, dann wäre vorerst alles geklärt.", beendete Dumbledore unsere Unterhaltung und schritt in Richtung Tür. Bevor er mein Büro verließ, hielt er noch einmal inne.
"Herzen, die zusammen gehören, werden immer zueinander finden.", murmelte er in seinen Bart und verkrümelte sich ohne ein weiteres Wort in die Gängen von Hogwarts.
Wütend knallte ich die Tür hinter ihm zu. Er sollte sich mit seinen altklugen Ratschlägen von mir fernhalten. Die Geschichte mit der Frau, die ich liebte, war vorbei - endgültig. Ich würde mich nun auf das konzentrieren, was wirklich wichtig war.
Dumbledores Plan hatte tatsächlich wieder alte Lebensgeister in mir geweckt.
Ich setzte mich zurück aufs Sofa und ließ unser Gespräch Revue passieren. Ich erwischte mich mit einer weiteren Flasche Feuerwhiskey in der Hand. Einige Sekunden starrte ich sie an, schüttelte den Kopf und stellte sie zurück ins Regal.
Es war nun Zeit, wieder nach vorne zu blicken. Es war nun an der Zeit, an mein altes Leben anzuknüpfen und dort weiter zu machen, wo ich aufgehört hatte.
Ich hatte nun wieder ein Ziel vor Augen, welches ich jetzt objektiv und ohne Ablenkungen verfolgen konnte.
Ich stand auf und begann in meinem Büro für Ordnung zu sorgen. Ich war voller Tatendrang. Es war, als ob sich Wut und Trauer in Energie umgewandelt hätten.
Ich sortierte herumliegende Bücher zurück in die Regale, sortierte einige Papierstapel in die Aktenschränke und ließ die leeren Whiskeyflaschen verschwinden.
Nachdem ich die gesamte Einrichtung entstaubt hatte, ging ich die Wendeltreppe hinauf, sprang unter die Dusche und hüllte mich in ein frisches schwarzes Gewand.
Ich warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Ich starrte in dunkle undurchdringliche Augen. Ich grinste düster, erfreut darüber, dass meine Mimik nicht im kleinsten Detail verriet, was ich dachte und fühlte. Nichts, was in den letzten Monaten geschehen war, konnte man in meinem Gesicht ablesen.
Vor mir stand eine düstere, bedrohliche Gestalt. Unabhängig und kalt. Das alte, bekannte Ich.
Ich war wieder der alte Severus Snape.
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i love you two (Y/N x Snape / Lupin)
Fanfiction[Y/N] kommt als ehemalige Schülerin zurück nach Hogwarts, um die Lehrerschaft als Assistentin bei Foschungsarbeiten zu unterstützen. Was sie nicht weiß: Sie muss mit ihrem verhassten Ex-Zaubertranklehrer Severus Snape zusammen arbeiten. Was einst al...